Weser-Kurier: Zum Wahlkampfauftritt von Sigmar Gabriel in Bremen schreibt Jürgen Hinrichs:
Geschrieben am 08-05-2015 |
Bremen (ots) - Die SPD hat ihren Wahlkampf mit Sigmar Gabriel zu
Ende gebracht. Da war dann mal ein bisschen rhetorisches Feuer, wo in
den Wochen zuvor nur leichter Rauch aufstieg. Der Vizekanzler und
Parteivorsitzende ist in die Bütt gegangen und hat es verstanden,
seine Genossen in Stimmung zu bringen. Mit einer Rede auf Bremen und
auf Bürgermeister Jens Böhrnsen, für den er fast hymnische Worte
fand. Gabriel als Kontrapunkt einer Kampagne, die ansonsten eher
behäbig war. Das zeigt, wie sehr sich die Sozialdemokraten in Bremen
an die Macht gewöhnt haben. Auch daran, sie im Grunde nie abgeben zu
müssen, weil es die Opposition nicht schafft, eine Alternative
aufzubauen. Das macht satt, ein Zustand, der nicht hilft und auch
nicht angemessen ist, denn eigentlich müsste die SPD hungrig sein.
Eine Partei, die sich zuallererst die soziale Gerechtigkeit auf die
Fahne geschrieben hat, kann nicht zufrieden sein, wenn sich in Bremen
Armut und Arbeitslosigkeit verfestigen. Sie muss es als bittere
Niederlage empfinden, wenn die Bildungschancen der Kinder in Bremen
so stark wie nirgendwo sonst vom Geldbeutel der Eltern abhängen.
Alles Zeichen für eine tief greifende soziale Spaltung, denn auf der
anderen Seite ist Bremen auch ein Land der Millionäre. Das ist die
Realität, an der sich die SPD messen lassen muss. Gabriel kommt am
Sonntag wieder nach Bremen, um mit seiner Partei zu feiern. Doch
zunächst, das sagt er selbst, muss sie erst mal gewählt werden.
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