Westfalen-Blatt: zur Griechenland-Krise
Geschrieben am 15-05-2015 |
Bielefeld (ots) - Zwischen den Wahlversprechen der griechischen
Regierung und den Forderungen der Geldgeber scheint kein Raum für
Kompromisse zu sein. Syriza ist linke Bewegung und Sammelbecken - und
das Ergebnis der sozialen Situation in Griechenland. Als Krisenpartei
setzt Syriza ihre Versprechen ziemlich konsequent um. Dabei betreibt
die neue Regierung in Athen eine ähnliche Klientelpolitik wie ihre
Vorgänger. Trotz der drohenden Pleite des Landes leistet es sich
Ministerpräsident Alexis Tsipras, das 2013 geschlossene
Staatsfernsehen neu zu gründen und 2000 ehemalige Mitarbeiter des
Senders wieder einzustellen. Das linke Milieu mit Posten zu
versorgen, macht Tsipras' Politik unglaubwürdig, weil er
Syriza-Sympathisanten bevorzugt und nicht an das gesamte Volk denkt.
Wofür die Regierung aus Links- und Rechtspopulisten das geliehene
Geld ausgibt, verfolgen die Kreditgeber ganz genau. Wer mit einer
humanitären Krise, die es in Athen ohne Zweifel gibt, Druck auf EZB
und Eurogruppe machen will, der muss das Geld den Betroffenen geben -
und nicht seinen Parteigängern. Solche Kritik mag ungerecht klingen,
weil die Regierung, die seit dreieinhalb Monaten an der Macht ist,
nicht für die schlechte Politik der vergangenen 30 Jahre
verantwortlich gemacht werden kann. Aber Syriza muss sich an den
moralischen Maßstäben messen lassen, mit denen die Partei Wahlkampf
gemacht hat. Weil jeder mögliche Kompromiss mit der Troika im
Widerspruch zu dem steht, was Syriza versprochen hat und wofür Syriza
gewählt worden ist, kann der Staatsbankrott derzeit nicht
ausgeschlossen werden. Und solange dieses Risiko besteht, wird
Griechenland tiefer in die Rezession rutschen. Eine Einigung ist also
dringender denn je. Wie könnte eine Vereinbarung aussehen? Trotz der
falschen Ausgabenpolitik von Syriza zugunsten ihrer Anhänger sollten
die Kreditgeber nicht weiter darauf drängen, dass nach dem
Rasenmäherprinzip Renten gekürzt werden. Altersbezüge sollten
mindestens bis 1000 Euro geschont werden, weil in vielen Familien
mittlerweile bis zu drei Generationen von Renten leben müssen.
Außerdem darf das Wohneigentum bis zu einer gewissen Grenze nicht
angetastet werden. Denn dass so viele Griechen in ihren eigenen
Immobilien wohnen, entschärft die brisante Lage immerhin etwas.
Wahrscheinlich wäre ein Referendum über den Kurs der Regierung
tatsächlich die richtige Maßnahme. Tsipras bräuchte für einen
Kurswechsel und die Aufgabe seiner Wahlversprechen Rückendeckung aus
dem Volk. Allerdings verlöre man dadurch viel Zeit. Drei Wochen
Vorlauf wären für die Abstimmung nötig. Ganz gleich, wie sich die
Krise in den nächsten Tagen und Wochen entwickelt: Zuerst sollte es
um die Menschen gehen, die wirklich arm dran sind.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
567233
weitere Artikel:
- Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zum Roaming Stuttgart (ots) - Die Befürchtung, die
Telekommunikationsunternehmen könnten den Verbrauchern mit dem
Wegfall der Auslandsgebühren höhere Preise für ihre Mobilverträge
aufbrummen, ist ein Vorwand. Schon jetzt ist der Konkurrenzkampf
zwischen den Mobilfunkanbietern so groß, dass er die Preise von
Verträgen mit Endlosfreiminuten und -kurznachrichten sowie
unbegrenztem Downloadvolumen für das mobile Internet purzeln lässt.
Mit dem Ende der Auslandsgebühren würde der Wettbewerb weiter
befeuert - zugunsten der Verbraucher. Wenn Europa mehr...
- Lausitzer Rundschau: Erniedrigung und Devotion
Zu den neuesten Enthüllungen in der BND-NSA-Affäre Cottbus (ots) - Wie die Amerikaner mit ihren deutschen Freunden
umgehen, grenzt an Erniedrigung. Und wie die mit sich umgehen lassen
an Devotion. Die Fakten: Die amerikanische NSA hat ungeniert mit
ausgefeilten Programmen die Kommunikation in Deutschland und Europa
durchgefiltert, sie hat nicht einmal gezögert, das Handy der
Kanzlerin abzuschöpfen. Sie hat dem Bundesnachrichtendienst an die 25
000 Begriffe und Suchdaten (Selektoren) untergejubelt, die zur
Ausspähung von deutschen und europäischen Interessen dienten, vor
allem der mehr...
- Rheinische Post: Kommentar /
Militär gegen Schlepper
= Von Helmut Michelis Düsseldorf (ots) - Die Absicht der EU, verstärkt gegen die
Schleuser vorzugehen, die mit dem Flüchtlingselend im Mittelmeerraum
Millionen verdienen, ist sinnvoll. Bedenken im Detail sind aber
angebracht. So muss das angestrebte "robuste Mandat" des
Weltsicherheitsrats dringend genauer definiert werden. Ein
Militäreinsatz auf libyschem Bürgerkriegsgebiet birgt unkalkulierbare
Risiken; die Zerstörung von Flüchtlingsbooten wird wenig ausrichten,
solange die dahinterstehenden kriminellen Strukturen nicht aufgeklärt
und zerschlagen werden. mehr...
- Rheinische Post: Kommentar /
Merkel muss reden
= Von Michael Bröcker Düsseldorf (ots) - Man sollte die Bundeskanzlerin gelegentlich an
ihren Amtseid vom 17. Dezember 2013 erinnern. Damals schwor Angela
Merkel, Schaden vom Volk abzuwenden und das Grundgesetz zu achten.
Selbst bei äußerster Zurückhaltung fällt es schwer, diese Versprechen
in der BND-Affäre nicht als gebrochen zu bewerten. Die inzwischen
öffentlich gewordenen E-Mails aus dem US-Präsidentenbüro lassen
keinen anderen Schluss zu, als dass Merkel und ihre Getreuen die
Wähler im Bundestagswahlkampf mit der Aussicht auf ein
"No-Spy-Abkommen" mehr...
- Rheinische Post: Kommentar /
Roaming - Europa verpasst eine Chance
= Von Reinhard Kowalewsky Düsseldorf (ots) - Die Symbolwirkung der neuen EU-Vorschläge zum
Roaming ist eine Katastrophe: Anstatt Europas Bürger weiter für die
Vorteile des europäischen Binnenmarktes zu begeistern, verlieren sich
die Regierungen in Details von aufschlagfrei nutzbaren Paketen von
Telefonie, SMS und Megabyte. Das ist traurig, denn zur Europawahl
hatte die Politik noch für ein Ende des Roamings getrommelt. Es
sollte für die Bürger gleich teuer sein, ob sie nun im Inland per
Handy telefonieren oder aus dem Ausland in ihrer Heimat anrufen. Und
es mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|