Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Griechenland
Geschrieben am 28-05-2015 |
Bielefeld (ots) - Nichts muss Angela Merkel vor der Sommerpause
mehr fürchten als die mögliche Entscheidung des Bundestages über ein
drittes Hilfspaket für Griechenland. Weitere 30 bis 50 Milliarden
Euro der Geldgeber wären dann im Spiel. Wahrscheinlich bekäme die
Regierungschefin in ihrer Unionsfraktion allenfalls eine knappe
Mehrheit, weil die Zahl der Abweichler bei CDU und CSU sehr hoch
wäre. Das würde Merkels Position schwächen - in Deutschland und
Europa. Europa hat sich erpressbar gemacht. Griechenlands Ausstieg
aus dem Euro, den »Grexit«, zum Tabu zu erklären, war ein großer
Fehler des EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker. Als
überzeugter Eurozentrist will er diesen Schritt zwar ausschließen,
aber er hat die Verhandlungen zwischen der Troika und der
griechischen Regierung frühzeitig und ganz grundsätzlich erschwert.
Alexis Tsipras und Giannis Varoufakis mussten Junckers weitestgehende
Einlassung als Einladung zu einem Pokerspiel verstehen, das sie nicht
verlieren können. Da haben sie sich getäuscht, denn ein »Grexit« ist
in der Eurogruppe kein Tabu mehr. Die Bereitschaft ist gering, den
bereits nach Athen geflossenen 250 Milliarden Euro noch einmal 50
Milliarden hinterherzuschicken - wenn die Gegenleistung als
Wirtschaftsreform nicht erbracht wird. Niemand traut der
populistischen Koalitionsregierung aus Linken und Rechten einen Kurs
zu, der im Gegensatz zu Programm und Wahlversprechen steht. Syriza
setzt auf mehr Staat und mehr Schulden, um sozialistische Politik zu
machen. Zur Not mit einer Volkabstimmung, deren Ergebnis
gleichbedeutend mit dem Euro-Austritt sein könnte. Während sich die
Eurozone auf einen »Grexit« vorbereitet sieht und keine
Ansteckungsgefahren mehr fürchtet - Griechenlands Wirtschaftsleistung
im Euroraum beträgt nur knapp zwei Prozent -, drängen die USA auf
eine Einigung mit dem Krisenstaat. Dabei nehmen die USA auch den von
ihnen kontrollierten Internationalen Währungsfonds (IWF) in die
Pflicht. Barack Obama fordert, dass sich der IWF auch an einem
dritten Rettungspaket beteiligen soll - wenn die Griechen mitmachen
und den Schuldnern entgegenkommen. Offenbar fürchten die Berater des
US-Präsidenten die Folgen eines »Grexit« für die Finanzmärkte. Im
Gegensatz zu den USA verlangen Schwellenländer wie Brasilien einen
Ausstieg des IWF aus der Griechenlandhilfe. Aus ihrer Sicht bekommt
das kleine Land zu große Summen. Da der Verbleib Griechenlands im
Euro eine politische Entscheidung ist, dürften auch die Resultate der
spanischen Kommunalwahlen eine Rolle spielen. Der Linksruck ist ein
Vorzeichen für die Parlamentswahlen im Herbst. Und das macht Europas
Bereitschaft zum »Grexit« sogar wahrscheinlicher. Wenn die Geldgeber
jetzt nicht hart bleiben, machen sie direkten Wahlkampf für die
spanischen Linkspopulisten.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
568109
weitere Artikel:
- BERLINER MORGENPOST: Nutzt die Nebenstraßen/Ein Kommentar von Gilbert Schomaker Berlin (ots) - Berlin wächst. Damit auch der Autoverkehr - in
absoluten Zahlen. Aber relativ gesehen, im Verhältnis der einzelnen
Verkehrsteilnehmer, nimmt der Anteil der Radfahrer und der Nutzer des
öffentlichen Nahverkehrs zu. Das ist eigentlich eine gute Botschaft.
Es ist aber auch an der Zeit, über neue Verkehrskonzepte für
Berlin nachzudenken. Der Senat sollte den Weg fortschreiten, den er
bisher eingeschlagen hat: die Nebenstraßen konsequenter für den
Fahrradverkehr und die Anwohner ausbauen. Denn die Radwege sind
vielerorts mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Klima-Abgabe
Einsam im Kohlestreit
alexandra jacobson, berlin Bielefeld (ots) - Auch wenn die offizielle Verkündung noch
aussteht: Die Klimaabgabe für alte Kohlemeiler hat keine Chance auf
Umsetzung. Wirtschafts- und Energieminister Sigmar Gabriel hat sich
mit diesem Plan keinen Gefallen getan. Gut, wenn er ihn schnell
wieder aufgibt. Von Beginn an hatte Gabriel nicht genügend Partner
zur Durchsetzung. Die Klimaabgabe hat ihn im Gegenteil einsam
gemacht: Nicht nur der Koalitionspartner Union will davon nichts
wissen. Auch die Unternehmen gehen auf Distanz, genauso die
Gewerkschaften. Mit seinen mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Abschaffung der Todesstrafe
Nebraska setzt Zeichen
Dirk Hautkapp, Washington Bielefeld (ots) - Pete Ricketts zog alle Register. Im Fernsehen
warb der Gouverneur von Nebraska so leidenschaftlich für den Erhalt
der Todesstrafe, dass man meinen konnte, die Welt geht unter, wenn es
anders kommt. Es ist anders gekommen. Und Nebraska geht es bestens.
Das Parlament des US-Bundesstaates, Demokraten wie Republikaner
gemeinsam, hat das Töten von Staats wegen verboten und durch
lebenslange Haft ersetzt. Damit ist die Zahl der US-Bundesstaaten,
die Kapitalverbrechern nicht mehr das Leben nehmen, auf 19 gestiegen.
In 31 mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Altersgrenze für Verbeamtung
Zwei-Klassen-Gesellschaft
christine panhorst Bielefeld (ots) - Sie sind schlechter bezahlt und haben weniger
Jobsicherheit als ihre verbeamteten Kollegen. Angestellte Lehrer sind
der billigere Notnagel in deutschen Klassenzimmern, der das
Schulsystem zusammenhält. Dass ihnen die Verbeamtung verwehrt wird,
hat viele Gründe. Meistens geht es ums Geld und um freie Stellen. Das
Alter (Höchstgrenze 40 Jahre) darf jedenfalls kein
Ausschlusskriterium sein, das haben die Richter am
Bundesverfassungsgericht zu Recht klargestellt. In wenigen
Berufsgruppen ist die Ungerechtigkeit ungleicher mehr...
- Weser-Kurier: Kommentar von Peter Mlodoch zum niedersächsischen Verfassungsschutz Bremen (ots) - Die rechte Szene nutzt zunehmend diffuse Vorbehalte
der Bürger gegen Flüchtlinge und Muslime. Da wird bewusst
islamistischer Terror mit friedfertiger Religionsausübung verquickt,
um Hass zu sähen und sich selbst Zulauf zu verschaffen. Dem ist
entschieden Einhalt zu gebieten. Das aber kann nicht allein Aufgabe
des Verfassungsschutzes sein, es ist eine Aufgabe der gesamten
Gesellschaft. Spontane Hilfe und Willkommensinitiativen für
Asylbewerber machen Mut gegen braune Hetze. Genauso wichtig ist aber,
dass die Politik mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|