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NOZ: NOZ - Interview Medien mit Walter Kohl, Sohn von Altkanzler Helmut Kohl

Geschrieben am 30-05-2015

Osnabrück (ots) - Walter Kohl: Einseitiger Friedensvertrag mit dem
Vater

Sohn des Altkanzlers will nicht "in Ärger, Frust und Zorn
versinken" - Helmut Kohl hat Kontakt abgebrochen

Osnabrück.- Walter Kohl, Sohn von Altkanzler Helmut Kohl, hat sich
mit seinem Vater ausgesöhnt - allerdings nur einseitig: "Ich habe
meinen einseitigen Frieden mit ihm und seinem Verhalten gefunden,"
sagte der 51-Jährige in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker
Zeitung" (Samstag).

"Mein Vater hat zu weiten Teilen seines alten Umfeldes,
einschließlich seiner Familie, den Kontakt abgebrochen. Das ist sein
Entschluss, den er verantworten muss," fügte Walter Kohl hinzu.
"Daher musste ich entscheiden, wie ich mit seinem Entschluss umgehe,
wie ich mein Leben in dieser Frage weiter gestalte. Ich musste
wählen: Versinke ich in Ärger, Frust, Zorn, Flucht, oder wähle ich
die Option des Friedens, der einseitigen Versöhnung, und meine
Entscheidung ist bekannt." Ein solcher einseitiger Friedensvertrag
müsse auf einem stabilen Fundament stehen, betonte Kohl: "Ich rate,
der Friedensvertrag sollte eine Mindesthaltbarkeit von zehn Jahren
haben, aber im Grunde gilt er für den Rest des Lebens. Natürlich gibt
es immer wieder Situationen, wo man sich ärgert, doch wichtig ist,
dass dieser Ärger nicht in Frust und Groll endet, dass man nicht in
die alte Routine einer inneren Geisterbahn verfällt. Wenn man sich
einmal wirklich mit einem konkreten Anliegen versöhnt hat, dann
bleibt dieser innere Frieden, auch wenn es immer wieder
Herausforderungen auf der gleichen Bühne gibt."

Keinen Groll mehr hegt Walter Kohl auch jenen Mitschülern
gegenüber, die ihn als Jugendlichen auf der Toilette verprügelt und
sein Gesicht ins Urinal gedrückt hatten: "Ich habe mit den
Erfahrungen der Demütigung und des Mobbings während meiner Schulzeit
meinen Frieden gemacht. Es ist vorbei, und die Frage ist nur noch,
wie ich damit umgehe. Ich habe gemerkt, ich muss nicht davonlaufen,
sondern kann mich den Dingen stellen. Dafür muss man sich nicht mit
allem und jedem versöhnen. Mit einigen meiner Mitschüler bin ich
sogar wieder in Kontakt."

Sein Thema, so Kohl weiter, sei die Lebensgestaltung: "Ich sehe
Versöhnung als Mittel zu diesem Zweck. Das Ziel ist der innere
Friede. Meine These ist, dass Menschen, die ihren inneren Frieden
haben, keinen Krieg machen, und das halte ich für sehr wichtig,
gerade auch in unserer Zeit."



Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: +49(0)541/310 207


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