Börsen-Zeitung: Kreuzungsversuche, Kommentar zu Syngenta von Sabine Wadewitz
Geschrieben am 04-06-2015 |
Frankfurt (ots) - Die möglichen Neuzüchtungen im weltweiten
Pflanzenschutzgeschäft gewinnen an Vielfalt. Der US-Konzern Monsanto
stößt mit seinem 45 Mrd. Dollar schweren Gebot für den Marktführer
Syngenta bislang auf Widerstand, wobei die Eidgenossen zuletzt
signalisiert haben sollen, dass sie bei etwas mehr finanziellem
Dünger mit sich reden lassen. Allerdings gelten die regulatorischen
Hürden als beträchtlich, und der hohe Aktienanteil, den Monsanto
bietet, stößt nicht auf ungeteilte Zustimmung bei Investoren. Damit
ist der Kreuzungsversuch kein einfaches Unterfangen.
BASF war zunächst als mögliche Käuferin des Saatgutgeschäfts von
Syngenta gehandelt worden, nachdem Monsanto-Chef Brett Begemann die
Trennung von dieser Sparte ins Spiel gebracht hatte, um Hürden auf
seinem Weg über die Alpen aus dem Weg zu räumen. Der weltgrößte
Chemiekonzern aus Ludwigshafen hat bislang anders als seine
Wettbewerber so gut wie kein eigenes Saatgutgeschäft, sondern setzt
hier auf Partnerschaften. Eine Verstärkung auf dem Gebiet würde einen
strategischen Schwenk bedeuten, der das Geschäft aber insgesamt
stärken könnte.
Inzwischen lotet BASF nach Informationen aus Marktkreisen auch
eine vollständige Übernahme von Syngenta aus. Immerhin bietet sich
die einmalige Möglichkeit, in einem weit konsolidierten Markt die
Nummer 1 zu schlucken. Es ist gerade 15 Jahre her, dass sich die
Ludwigshafener für damals 3,8 Mrd. Dollar mit dem Kauf des
Agrargeschäfts der American Home Products in die Führungsgruppe des
Marktes katapultierten. Die Aktivitäten gehören zum Kerngeschäft,
bieten sie doch einen Puffer gegen die konjunkturellen Ausschläge der
zyklischen Chemiesparten.
Der Chemiekonzern, der in diesem Jahr 150-jähriges Bestehen
feiert, hat bislang einen grünen Daumen bewiesen und steht nicht
unter Druck, Nährstoffmangel durch einen teuren Zukauf zu
kompensieren. Mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 8% im
Pflanzenschutzgeschäft in den vergangenen fünf Jahren liegt BASF im
Spitzenfeld der Wettbewerber - 2 Punkte über Syngenta und 5 über dem
Schlusslicht Monsanto. Doch als ewige Nummer 4 nach Umsatzgröße muss
man sein Dasein auch nicht fristen.
Trotz günstiger Finanzierungsbedingungen und hoher Feuerkraft hat
BASF lange nicht mehr am M&A-Markt gezuckt. Da der Chemiekonzern auf
vielen Geschäftsfeldern bereits in der Top-Position agiert, sind die
Kaufziele begrenzt. Syngenta wäre eine von wenigen Gelegenheiten.
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