Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel von Thomas Spang zu Obamas Rolle beim G7-Gipfel
Geschrieben am 05-06-2015 |
Regensburg (ots) - Barack Obama erwartet im bayerischen Elmau ein
G7-Gipfel, bei dem er sein ganzes Talent als politischer Bergsteiger
unter Beweis stellen muss. Selten zuvor stand der US-Präsident vor so
vielen Herausforderungen gleichzeitig wie an diesem Wochenende. Mit
dem wieder auflodernden Konflikt in der Ukraine, dem Vormarsch der
Terrortruppen des Islamischen Staats im Irak und den Widerstand gegen
die internationalen Handelsabkommen, steht er am Fuße des
Wettersteins vor einer Steilwand. Einfacher dürfte ihm die Aufgabe
fallen, Gastgeber Deutschland zu umgarnen. Während das Verhältnis zu
seiner Verbündeten im Kanzleramt, die er vertraut "Angela" nennt, die
Verstimmung nach der Handy-Affäre überstanden zu haben scheint,
empfinden gerade die jüngeren Deutschen nach den NSA-Enthüllungen
eine wachsende emotionale Distanz zu den Amerikanern. Obama versteht,
dass er das Leben der Bundeskanzlerin leichter macht, wenn er mit
einer Charmeoffensive die "Krauts" für sich einnehmen kann. Deshalb
wird der ranke Präsident gewiss PR-wirksam die deftige bayerische
Küche kosten und für eine Fülle harmonischer Bilder vor Alpenkulisse
beim Zweiertreffen mit Merkel am Sonntag im 2 000-Seelendorf Krün
sorgen. Da Obamas persönliches Ansehen immer noch recht hoch ist,
lohnt sich der Versuch allemal. Zumal Deutschland auf internationaler
Bühne heute zum wichtigsten Verbündeten der USA aufgestiegen ist. Von
der Krise in der Ukraine bis zu den Handelsgesprächen wendet sich
Obama nicht an den britischen Premierminister oder an den
französischen Präsidenten, sondern an die deutsche Regierungschefin,
deren abgeklärte Coolness seinem Naturell sehr entgegenkommt. Merkel
signalisierte im Vorfeld des G7-Gipfels, auch künftig die Rolle der
Bergführerin in Europa übernehmen zu wollen. Sie ging nicht so weit
wie Außenminister Frank-Walter Steinmeier, der wie andere Genossen
öffentlich darüber lamentierte, wie sehr Russland gebraucht werde und
wie wenig der Westen ein Interesse daran haben könne aus der G8 auf
Dauer ein G7-Format zu machen. Die Kanzlerin sagte
unmissverständlich, was auch Obama denkt: Eine Teilnahme Wladimir
Putins sei unter gegeben Umständen nicht vorstellbar. Der Präsident
wird den Gipfel darauf einschwören, das Prinzip der Unverletzbarkeit
der Grenzen souveräner Staaten in Europa zu verteidigen und deshalb
an den Sanktionen festzuhalten. Selbst wenn sich der russische
Präsident davon bisher wenig beeindrucken lässt. Dass Obama vor
Waffenlieferungen an die Ukraine absieht, ist der Preis
transatlantischer Einheit, den die Kanzlerin ihm abverlangt. Im Kampf
gegen den so genannten "Islamischen Staat" geht es dem Präsidenten
ebenfalls darum, die Einheit der G7 zu wahren. Statt einer
durchschlagenden Strategie gegen die Extremisten gibt es nüchtern
betrachtet nicht viel mehr als einen Minimal-Konsens darüber, was man
nicht tun will: Bodentruppen zurück in den Irak oder nach Syrien zu
schicken. Obama muss seine Skeptiker in Elmau davon überzeugen, dass
auf Sicht zu fahren, am Ende auch zum Ziel führt. In Punkto
Handelsabkommen rennt er auf dem Gipfel offene Türen ein. Hier geht
es dem Präsidenten mehr darum, den Verhandlungspartnern zu
versichern, überhaupt ein Mandat für die komplexen Gespräche zu
haben. Denn ohne die so genannte "Fast Track"-Handelsbevollmächtigung
durch den US-Kongress werden weder ein transatlantisches TTIP- noch
ein transpazifisches TPP-Abkommen zu seiner Amtszeit in trockene
Tücher gebracht werden können. All das erklärt, warum der Präsident
die Erwartungen vor dem Gipfel herunterschraubt. Er ahnt, dass die
G-7 in Elmau bestenfalls eine kleine Etappe bewältigen kann.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
568750
weitere Artikel:
- Badische Zeitung: Griechenland / Missstände blühen
Kommentar von Bernhard Walker Freiburg (ots) - Das Volk darbt, die Missstände blühen. Auch nach
milliardenschweren Hilfsprogrammen und einem Schuldenschnitt ist
nicht erkennbar, dass sich daran etwas ändern könnte. Nach wie vor
tut Tsipras so, als sei an allem allein ein neoliberaler Furor seiner
Gläubiger Schuld. Dass der Schlüssel zur Lösung der Krise in Athen -
und nur in Athen - liegt, will er schlicht nicht wahrhaben. Die
Griechen müssen also entscheiden, ob sie mit Reformen im Euro bleiben
oder das Tal der Tränen durchschreiten wollen, das ihnen bei einem mehr...
- Badische Neueste Nachrichten: Fracking
Kommentar von Martin Ferber Karlsruhe (ots) - Nur so ist zu verstehen, warum das umstrittene
Fracking auf die öl- und gaslosen Staaten der westlichen Welt eine
derartige Faszination ausübt: Endlich scheint die Abhängigkeit von
Scheichs und Autokraten zu Ende zu gehen, endlich gibt es eine
Möglichkeit, selber an den Stoff zu kommen, ohne den nichts läuft.
Pressekontakt:
Badische Neueste Nachrichten
Klaus Gaßner
Telefon: +49 (0721) 789-0
redaktion.leitung@bnn.de mehr...
- Lausitzer Rundschau: Idee mit Potenzial
Berliner CDU schlägt Basisbefragung zur Homo-Ehe vor Cottbus (ots) - Wenn alte Gewissheiten ins Wanken geraten, dann
schlagen auch die Wellen in den Parteien hoch. Das war so bei der
Abschaffung der Wehrpflicht. Das ist so beim Thema
Vorratsdatenspeicherung oder der Debatte über die Gleichstellung
homosexueller Partnerschaften mit der Ehe. In der CDU ist die
sogenannte Homo-Ehe schon fast zum politischen Dauerbrenner geworden.
Denn so oft sich die Partei gegen gleiche Rechte für homo- und
heterosexuelle Paare stemmte, so regelmäßig fuhr ihr das
Bundesverfassungsgericht in die Parade. mehr...
- BERLINER MORGENPOST: Die Seiten der Medaille
Gilbert Schomaker über die Kritik des Landesrechnungshofs an den neuen Vergaberichtlinien des Berliner Senats Berlin (ots) - Es ist die berühmte Kehrseite der Medaille, auf die
der Rechnungshof mit seinem Bericht aufmerksam macht.
Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) wollte die Verwaltung
entbürokratisieren und die Auftragsvergabe erleichtern. Deshalb hatte
der Senat die Summen für Aufträge ohne öffentliche Ausschreibung -
sogenannte freihändige Vergaben - angehoben. So können beispielsweise
Bauleitungen im Hochbau bis 20.000 Euro, im sonstigen Baubereich bis
50.000 Euro direkt an Firmen vergeben werden. Der Rechnungshof, der
bei der Erstellung mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Germanwings-Katastrophe Bielefeld (ots) - Der Horror nimmt kein Ende. Nicht genug, dass
die Angehörigen der Absturzopfer des Germanwings-Flugs mit dem schier
unerträglichen Leid des so sinnlosen Todes ihrer Lieben fertig werden
müssen. Bis jetzt können sie nicht einmal wirklich Abschied nehmen
von den Menschen, die bei der von einem Selbstmörder bewusst
herbeigeführten Katastrophe am 24. März ums Leben kamen - die
sterblichen Überreste sind noch immer in Frankreich. Bis zum
Freitagabend standen die Angehörigen sogar vor der Frage, ob sie die
Trauerfeiern mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|