Rheinische Post: Kommentar /
US-Panzer ins Baltikum
= Von Helmut Michelis
Geschrieben am 14-06-2015 |
Düsseldorf (ots) - Die USA wollen Kampfpanzer an die
Nato-Ostgrenze verlegen. Oberflächlich betrachtet bestätigt dies all
jene, die Russland von einem aggressiven Westen bedrängt sehen. Doch
tatsächlich geht es darum, die von Moskaus Machtgehabe verunsicherten
Nato-Länder Polen, Estland, Lettland und Litauen zu beruhigen. Denn
der Kreml behält sich vor, in "seinen" Ex-Sowjetrepubliken - und dazu
gehören die drei baltischen Staaten - bei Bedarf militärisch
einzugreifen. Das Baltikum ist so klein und Polen so nah, dass
zurzeit bei einem Angriff jede Hilfe zu spät käme. Für die Nato gilt
es indes, eine schwierige Balance zu halten: Die Partner sollen sich
geschützt fühlen. Aber Präsident Putin darf daraus nicht ableiten
können, dass er weiter aufrüsten müsse. Der US-Plan trägt dem
Rechnung: Die Panzer kommen in Depots, die Besatzungen würden erst
bei Anzeichen für einen bevorstehenden Überfall eingeflogen. Ein
Überraschungsangriff auf Russland ist mit diesem System unmöglich.
Trotzdem: Der Schritt zeigt, wie verhärtet die Fronten sind. Eine
Entspannung zwischen Ost und West ist offenkundig auf Jahre hinaus
nicht mehr zu erhoffen.
Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2621
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