Börsen-Zeitung: Freie Fahrt für Prozykliker,
Kommentar zum Aktienmarkt von Dietegen Müller
Geschrieben am 23-06-2015 |
Frankfurt (ots) - Im Jahr 1703 fragte der Baseler Mathematiker
Jakob Bernoulli den deutschen Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz,
warum die Wahrscheinlichkeit kalkulierbar ist, mit der sich mit zwei
Würfeln eine Sieben statt einer Acht würfeln lasse, aber nicht
prognostizierbar sei, inwieweit ein Zwanzigjähriger einen
Sechzigjährigen überlebe. Bernoulli schlug gleich eine Lösung vor:
Eine genügend große Anzahl Fälle erlaube es, die Wahrscheinlichkeit
für die Überlebensrate auszurechnen. Leibniz konterte: Die Natur gebe
zwar Muster für wiederkehrende Ereignisse vor, aber nur für den
größten Teil, nicht für alle. Diese Unsicherheit, wie der Rest
ausgehen könnte, ist das Risiko. Vorsichtige Investoren wissen trotz
ausgeklügelter Risikomodelle, dass sie nichts wissen. Im Einzelfall
ist alles anders, siehe oben und siehe Griechenland.
Warum steigen jetzt Anleihe- und Aktienkurse, wenn eine tragfähige
Lösung für Griechenland doch gar nicht in Sicht ist? Aber wer maßt
sich schon an, zu wissen, wie es mit Griechenland weitergehen wird?
So bleibt die Mainstream-Auffassung, dass gemessen an
Wirtschaftskraft und Vernetzungsgrad die hellenische Republik relativ
unbedeutend ist. Den Takt geben vielmehr weiter die Notenbanken an -
und ihre geldpolitischen Nuancen. Langfristige Auswirkungen der
schrägen griechischen Tragödie für die Währungsunion wird es sicher
geben. Bloß ist unklar, welche es sein werden.
Wer jetzt investieren muss, interessiert sich für solche
philosophischen Betrachtungen nicht. Nehmen wir einen
durchschnittlichen deutschen Versicherer. Er sitzt auf einem Berg
festverzinslicher Papiere, richtig - dort, wo viele die größte Bubble
und das nächste Liquiditätsproblem vermuten. Ringsum sieht er nun
wieder haussierende Kurse. Was wird er tun? Es lässt sich eine
Wahrscheinlichkeit für Investitionsentscheide formen. Der bequemste
Weg - er bedeutet ja immerhin eine Art Diversifikation - wird sein,
die niedrige Aktienquote langsam hochzufahren.
Es zählen Argumente wie diese: Anleihen werden zu riskant, werfen
kaum Rendite ab. Ohne Schocks wie ein Default dürften gerade relativ
gesehen günstige europäische Aktien von der anziehenden Konjunktur
profitieren. Was spricht da schon gegen Blue Chips wie Deutsche Post,
BASF oder Siemens, die für ein vorausschauendes
Kurs-Gewinn-Verhältnis von unter 15 zu haben sind - weit unter den
Dax-Bewertungen der Neunziger Jahren oder jener des S&P 500? Ob der
Kauf risikoträchtig ist, wird sich erst weisen. Prozyklisch ist er
sicher. Und herdenhafte Risikoaversion schafft neue Risiken.
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
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