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Börsen-Zeitung: Aus der Defensive, Kommentar zur Fusion von Ahold und Delhaize von Annette Becker

Geschrieben am 24-06-2015

Frankfurt (ots) - Größe, Größe, Größe. Das Mantra, das seit jeher
im Handel gilt, findet seinen Niederschlag im Zusammenschluss der
Handelsketten Ahold und Delhaize. Es ist bereits der zweite Anlauf
binnen zehn Jahren, den die Holländer mit den Belgiern unternehmen.
Das allein spricht Bände. Mit einem kombinierten Umsatz von 54 Mrd.
Euro schiebt sich der neu entstehende Konzern unter die Top 20 der
Branche.

Die Fusion hat eindeutig defensiven Charakter, ist sie doch in
erster Linie als Antwort auf den scharfen Wettbewerb zu verstehen.
Gerade in den USA, wo beide Händler das Gros ihrer Erlöse
erwirtschaften, bläst ein harscher Wettbewerbswind. Und zumindest in
seinem Heimatmarkt versteht Branchenprimus Wal-Mart sein Terrain zu
verteidigen. Hinzu kommt der zunehmende Preis- und Margendruck
seitens der Discounter - vorneweg Aldi und Lidl -, denen kaum Paroli
zu bieten ist. Das bekommt gerade Tesco, weltweit die Nummer 2, im
britischen Heimatmarkt zu spüren. Die Kosten lassen sich gar nicht so
schnell senken, wie die Billiganbieter ihre Ladenpreise in den Keller
schicken.

Auch die digitale Revolution, die den Handel seit geraumer Zeit
aufmischt, spielt eine Rolle. Zwar ist der Online-Handel mit
Lebensmitteln noch nicht so weit verbreitet wie beispielsweise der
mit Unterhaltungselektronik oder Büchern. Doch ist allen Händlern
klar, dass der Kunde dort abgeholt werden muss, wo er einkaufen will
- sei es zu Hause, mobil oder im Laden. Ganz zu schweigen von der
gewachsenen Preissensitivität der Kundschaft, lange Zeit ein
hauptsächlich deutsches Phänomen.

In dieser Gemengelage ist entscheidend, die Kräfte im Einkauf zu
bündeln. Denn nur über niedrigere Einstandspreise - deren
Voraussetzung Größe ist - und Einschnitte ins Kostenkorsett lassen
sich im Handel heute noch höhere Margen erzielen. Nicht ohne Grund
kündigte Rewe - die hiesige Nummer 2 im Lebensmitteleinzelhandel -
erst in der Vorwoche eine Einkaufsallianz mit der französischen
Leclerc an. Diese war, nebenbei bemerkt, erst Anfang des Jahres eine
Einkaufsgemeinschaft mit Delhaize eingegangen. Den ersten großen
Schritt in diese Richtung war Metro im vorigen Herbst mit Auchan
gegangen.

Der defensive Charakter der Transaktion wird nicht zuletzt durch
das ausgerufene Synergiepotenzial belegt: 500 Mill. Euro sollen
binnen drei Jahren nach der Fusion gehoben sein - wohlgemerkt on top
zu den laufenden Effizienzprogrammen. Von Mehrumsatz und Wachstum ist
dagegen keine Rede.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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