Westfalen-Blatt: zur Europäischen Union
Geschrieben am 26-06-2015 |
Bielefeld (ots) - Dass Europa große Probleme hat, ist nicht neu.
Der eklatante Mangel an Lösungen aber macht daraus eine Krise.
Zerrissen zwischen Grexit und Brexit, also dem möglichen Ausscheiden
gleich zweier Staaten aus dem europäischen Völkerverbund, gespalten
in der Frage eines menschlichen Umgangs mit Flüchtlingen, ringt die
EU nicht nur einfach um Antworten. Es scheint fast so, als sei ihr
Potenzial an Zusammenhalt erschöpft, um diesen Herausforderungen noch
etwas entgegensetzen zu können. Die bittere Bilanz des italienischen
Premierministers Matteo Renzi markiert einen Tiefpunkt. Die
Bereitschaft, gemeinschaftlich zu handeln, ist zwar schon länger im
Schwinden. In der Frage der Aufnahme von Kriegsopfern aus Syrien und
dem nördlichen Afrika aber zeigt sich der nationale Egoismus wie eine
hässliche Fratze. Nach dem lange vergeblichen Kampf gegen die
grassierende Arbeitslosigkeit im Süden der Union, nach dem
unfassbaren Gezerre um die Rettung und Sanierung Griechenlands,
angesichts der britischen Absetzbewegungen und nun auch nach dem
Versagen im Umgang mit Asylbewerbern darf sich niemand darüber
wundern, wenn die Bürger an der Fähigkeit der EU zweifeln, Probleme
nicht nur beschreiben, sondern eben auch lösen zu können.
Wahlergebnisse, die ins Extreme ausufern, eine Wahlbeteiligung, die
stetig zurückgeht, sind die Konsequenz. Je größer die Union geworden
ist, umso heftiger fallen die nationalistisch-egoistischen Ausfälle
einzelner auf. Dass zeitgleich der harte Kern über eine engere
Wirtschafts- und Währungsunion nachdenkt, passt ins Bild. Die
Reformwünsche des britischen Regierungschefs David Cameron, der im
Wesentlichen einen liberalisierten Binnenmarkt will, aber möglichst
wenig soziale oder gesellschaftliche Schutzstandards für alle
akzeptieren möchte, werden von nicht wenigen geteilt. Wer stattdessen
auf die ureigenen Werte dieser EU wie Reise-, Niederlassungsfreiheit
und Menschlichkeit pocht, erscheint wie ein Fremder in der Runde
derer, die den europäischen Traum mit einem lukrativen Markt
gleichsetzen. Die Bundeskanzlerin hat völlig Recht, wenn sie diese
Atmosphäre verdunstender Solidarität als die vielleicht größte
Herausforderung ihrer Amtszeit bezeichnet. Tatsächlich kann die EU
nur dann funktionieren, wenn jeder nach den gleichen Regeln handelt.
Grundwerte oder Wettbewerbsfähigkeit, haushaltspolitische Stabilität
und soziale Solidarität sind keine Luxusgüter, sondern der Rahmen für
einen Markt, der ökonomische Chancen, aber auch Sicherheit und
Wachstum in jeder Hinsicht verspricht. Man darf nicht bei sich selbst
auslassen, was man von anderen fordert. Die Frucht politischer
Reformen kann nicht nur darin bestehen, anschließend der Zahlmeister
anderer zu sein.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
570201
weitere Artikel:
- Rheinische Post: Ein Opfer des Anschlags in Tunesien stammt aus Korschenbroich Düsseldorf (ots) - Ein Opfer des Terroranschlags auf ein
Touristenhotel in Tunesien stammt aus der Stadt Korschenbroich in
NRW. Das bestätigte Korschenbroichs Bürgermeister Dick am
Samstagabend der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post". "Es
handelt sich um eine männliche Person", sagte Dick. Zu weiteren
Details wollte sich der Verwaltungschef nicht äußern. Dick sprach von
einem "traurigen Anlass" und verurteilte den "hinterhältigen
Terroranschlag aufs Schärfste". Die Polizei im Rhein-Kreis Neuss sei
bereits am Samstagnachmittag mehr...
- Sonntag aktuell: Griechenland, mit Karacho an die Wand Stuttgart (ots) - Wenn sich die internationalen Geldgeber
sozusagen direkt mit den griechischen Wählern einigen müssen, zieht
sich die regierende Laienspielschar um Tsipras aus der Verantwortung.
Getreu dem Motto: Egal, wie sich das Scheitern gestaltet - an uns
hat es nicht gelegen. Griechenland im Staatsbankrott - das wird für
seine Partner in EU und Nato eher teurer als seine Rettung im Euro.
Trotzdem wäre es falsch, dem Hasardeur Tsipras nun ein weiteres Mal
nachzugeben. Etwa in der Form, dass die EZB noch mehr Geld druckt, um mehr...
- Lucke: Europa steht vor einem Scherbenhaufen Berlin (ots) - Der AfD-Sprecher und Europaabgeordnete Bernd Lucke
begrüßt die Entscheidung der europäischen Finanzminister, das
Griechenlandprogramm nicht zu verlängern. Gleichzeitig wies er auf
den Schaden nach "fünf Jahren falsch verstandener Solidarität hin".
Lucke: "Europa steht vor einem Scherbenhaufen. Jahrelang wurden
Milliarden in einen insolventen Staat gepumpt. Die griechischen
Bürger haben fünf Jahre lang unter hoher Arbeitslosigkeit und
sinkenden Einkommen gelitten. Und die Steuerzahler aller anderen
Länder müssen jetzt mehr...
- Der Tagesspiegel: CDU-Politiker Krichbaum: Tsipras kommt mit dem Referendum zu spät Berlin (ots) - Nach der Ansicht des Vorsitzenden des
EU-Ausschusses im Bundestag, Gunther Krichbaum (CDU), kommt die
Ankündigung des griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras, ein
Referendum abzuhalten, zu spät. "Wenn Tsipras ein Referendum hätte
abhalten wollen, dann hätte er es schon vor Monaten durchführen
müssen", sagte der CDU-Politiker dem "Tagesspiegel am Sonntag". Die
Referendums-Ankündigung ändere nichts daran, dass Griechenland am
kommenden Dienstag 1,6 Milliarden Euro an den Internationalen
Währungsfonds (IWF) mehr...
- Der Tagesspiegel: Teufel vermisst eigenständiges Profil bei der CDU Berlin (ots) - Der frühere baden-württembergische
Ministerpräsident Erwin Teufel fordert von der CDU mehr
eigenständiges Profil. "Die Partei darf nicht in Regierung und
Koalition aufgehen", sagte Teufel dem Berliner "Tagesspiegel am
Sonntag" (Sonntagausgabe). "Sie muss eine eigenständige Größe
bleiben." Gerade in einer großen Koalition mit ihrer Notwendigkeit zu
Kompromissen müsse die eigenständige Position der CDU wieder
deutlicher werden.
http://www.tagesspiegel.de/politik/zum-70-geburtstag-der-partei-te
ufel-vermisst-eigenstaendiges-profil-der-cdu/11977438.html mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|