Westfalenpost: Geschäft mit der Scham
Von Monika Willer
Geschrieben am 10-07-2015 |
Hagen (ots) - Zuerst ist der Fahrer noch nett und reißt Witzchen.
Später fährt er auf einen Parkplatz, schließt die Tür des Busses und
verkündet: Hier kommt keiner mehr raus, bevor Ihr nicht gekauft habt.
Bügeleisen, Heizdecken, der ganze Quatsch, der auf Kaffeefahrten im
Angebot ist. Nicht selten werden die Teilnehmer auch im angesteuerten
Gasthof eingeschlossen. Meist handelt es sich um Senioren. Die wollen
keine Spielverderber sein. Oder sie kaufen aus Angst. Und schämen
sich dann zu sehr, um zur Polizei zu gehen. Der neue Gesetzentwurf,
der unseriöse Veranstalter bekämpfen soll, ist überfällig. Denn
praktisch alle Kaffeefahrten sind unlauter. Angesichts dessen, was
den Opfern dabei angetan wird, gehen die geplanten Vertriebsverbote
und erhöhten Bußgelder noch gar nicht weit genug.
Aber, so könnte man einwenden, die Senioren brauchen ja gar nicht
auf Kaffeefahrt zu gehen. Doch die Veranstalter sind echte Profis.
Sie wissen, wie sie ältere Menschen mit falschen Versprechungen in
die Falle locken. Und sie wissen genau, dass diese Verbrauchergruppe
dazu erzogen ist, Demütigungen schweigend zu schlucken. An
Kaffeefahrten verdienen viele. Auch Gastwirte. Diese sollten
ebenfalls mit Bußgeldern belegt werden, wenn sie wie bisher ohne
Widerspruch zulassen, dass Senioren in ihren Räumen eingeschlossen
und genötigt werden.
Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion
Telefon: 02331/9174160
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