Börsen-Zeitung: Wegweisender Deal, Kommentar zum Ende des Atomstreits von Dieter Kuckelkorn
Geschrieben am 14-07-2015 |
Frankfurt (ots) - Die Einigung im Streit um das Atomprogramm des
Iran kann aus politischer Sicht sicherlich als wegweisend betrachtet
werden. Das nukleare Forschungsprogramm des Landes ist aus Sicht der
USA weitgehend entschärft. Die Wahrscheinlichkeit, dass den Iranern
der von ihnen vermutlich geplante Bau einer Atombombe gelingt, ist
nun stark gesunken. Die Einigung, mit der sich die USA praktisch
komplett durchgesetzt haben, wahrt auch die aktuellen
Machtverhältnisse am Persischen Golf. Der Iran wird nicht zu einer
Atommacht aufsteigen, was ihm die weitgehende Kontrolle über die
Region beschert hätte sowie die Möglichkeit, die Ölversorgung des
Westens im Fall eines Konflikts durch Sperrung der Straße von Hormus
zu kontrollieren. Nun ist klar, dass die USA die Zügel in der Hand
behalten werden.
Was die aktuelle Lage am Ölmarkt betrifft, so sind die
Auswirkungen weniger dramatisch. Dies spiegelt sich auch in der
Entwicklung des Ölpreises wider. Brent Crude verbilligte sich am
Dienstagmorgen zunächst um mehr als 2%. Nachdem die Marktteilnehmer
Gelegenheit hatten, sich über die Folgen der Einigung für das globale
Ölangebot klar zu werden, legte die Notierung sogar deutlich zu. Dies
liegt daran, dass es noch lange dauern wird, bis der Iran wieder mit
voller Kraft produzieren kann. Das Land fördert derzeit noch 1,4
Mill. Barrel pro Tag (bpd). Im Jahr 2011 waren es noch 2,6 Mill. bpd,
in den Spitzenzeiten vor mehr als einer Dekade sogar 4 Mill. bpd. Die
iranische Ölindustrie ist wegen der Sanktionen, aber auch wegen
unterlassener Investitionen ein Schatten ihrer selbst. Aktuell hat
das Land zwar 20 Mill. Barrel gelagert, die es kurzfristig auf den
Markt werfen kann. Die aktuelle Förderung kann aber zunächst
bestenfalls um 400000 bpd gesteigert werden. Für eine Erhöhung der
Produktion um weitere 500000 bpd wird der Iran wohl ungefähr ein Jahr
brauchen. Die Internationale Energieagentur geht davon aus, dass bis
dahin die weltweite Nachfrage zugelegt hat und die Förderung von
Ländern wie Russland zurückgegangen sein wird.
Damit werden der Iran-Deal und die Rückkehr des iranischen Öls auf
den Weltmarkt wohl nicht für einen neuerlichen drastischen
Ölpreisverfall sorgen, sondern lediglich dazu beitragen, dass der
Anstieg des Ölpreises in den kommenden Jahren eng begrenzt sein wird.
Von größerer Bedeutung für die Ölpreisentwicklung dürfte sein, wie
sehr Saudi-Arabien daran interessiert ist, den Preiskrieg gegen die
Schieferölproduzenten weiterzuführen.
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
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