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Schwimmerin Maike Naomi Schnittger im Interview: "Wenn der Tag mehr als 24 Stunden hätte"

Geschrieben am 23-07-2015

Frankfurt am Main (ots) - Paralympische Weltrekordhalterin steht
zur Wahl zum "Sport-Stipendiat des Jahres" / Deutsche Bank und
Sporthilfe vergeben Auszeichnung für Spitzenleistungen in Sport und
Studium / Top 5 in öffentlicher Online-Abstimmung unter
sportstipendiat.de

Maike Naomi Schnittger gewann in der vergangenen Woche bei den
Schwimm-Weltmeisterschaften des International Paralympic Committee in
Glasgow die Bronzemedaille über 50 m Freistil. 2014 hatte sie bei den
Europameisterschaften Platz 3 über 400 m Freistil belegt. Aufgrund
dieses Erfolges wurde sie als Finalistin für die Wahl zum
Sport-Stipendiat des Jahres 2015 nominiert. Die heute 21-Jährige
leidet seit ihrem zehnten Lebensjahr an einer fortschreitenden
Zapfen-Stäbchen-Dystrophie, so dass sie aktuell nur noch ein Prozent
ihrer ursprünglichen Sehkraft besitzt. Doch davon lässt sie sich
nicht abhalten, parallel zum Leistungssport Psychologie an der
Universität Potsdam zu studieren. Mit dem Anspruch, immer alles zu
geben, hat die inzwischen mehrfache Weltrekordhalterin es auch im
Studium immer wieder geschafft, dass bei den Noten die eins vor dem
Komma steht.

Du kommst gerade von den Weltmeisterschaften mit einer
Bronzemedaille zurück, zu der wir herzlich gratulieren. Wie waren die
Tage in Glasgow für Dich?

Ich bin unheimlich glücklich über diesen dritten Platz, ich freue
mich sehr, dass ich eine WM-Medaille mit nach Hause nehmen kann. Die
WM-Woche hatte alles andere als optimal für mich begonnen, da mich
ein Magen-Darm-Virus ziemlich geschwächt hat - zumindest körperlich,
vom Kopf her habe ich versucht, es nicht an mich heranzulassen. Über
100 m und 400 m bin ich dann deutlich persönliche Bestzeiten
geschwommen, über 400 m Freistil sogar Championship-Rekord.
Allerdings wurde meine Startklasse S12 erstmals mit den weniger
Behinderten S13-ern zusammengelegt, so dass ich zwar die bisher
schnellste S12-er-Zeit bei einer WM geschwommen bin, mich über 400 m
aber trotzdem mit Platz vier begnügen musste. Umso mehr freue ich
mich jetzt über die Bronzemedaille über 50 m.

Du besitzt nur noch ein Minimum Deiner ursprünglichen Sehkraft.
Wie wirkt sich diese Behinderung auf das Schwimmen aus?

Es beginnt schon nach dem Sprung ins Wasser. Ich sehe keine Leine,
auch keinen Strich auf dem Boden, an dem ich mich orientieren kann.
Deshalb schwimme ich immer direkt nach links, um Kontakt zur Leine zu
haben. Der zweite Knackpunkt ist vor der Wende. Natürlich hat man
nach tausenden von Trainingskilometern ein Gefühl dafür, wann die
Wand kommt. Aber wenn man sich schon mehrmals die Hacken
aufgeschlagen hat oder beim Rückenschwimmen mit dem Kopf angeschlagen
ist, dann hat man Respekt. Mit dem bloßen Auge kann man es gar nicht
unbedingt erkennen, aber wir haben neulich Messungen durchgeführt:
Vor der Wende nehme ich unbewusst 75 Prozent der Geschwindigkeit
raus, im Grunde ist das dann wie Zeitlupen-Schwimmen.

Neben dem Leistungssport hast Du vor zwei Jahren ein Studium an
der Uni Potsdam begonnen, dafür Dein vertrautes Umfeld verlassen.
Eine schwere Entscheidung?

Ich hatte natürlich Bedenken. Die Doppelbelastung Sport und
Studium, ein neues Umfeld mit einer eigenen Wohnung, das alltägliche
Leben ist für mich als sehbehinderte Athletin nicht ganz einfach.
Aber ich wollte wissen, wieviel ich mit mehr Training erreichen kann.
In meinem kleinen Heimatverein war die Trainingskapazität einfach
beschränkt. Der Wechsel an den OSP war eine Herausforderung. Doch die
herzliche Aufnahme an der Uni und die Unterstützung durch den
Laufbahnberater haben es mir leichter gemacht. Dennoch muss ich viel
mehr Zeit und Kraft aufwenden, um alles zu meistern. Die physische
und psychische Müdigkeit über viele Monate im Jahr erfordern sehr
viel Disziplin. Aber dieses Gefühl, wenn man sein Ziel erreicht hat,
egal ob durch eine neue Bestzeit, auf dem Siegerpodest oder eine gute
Prüfung, ist mit wenig zu vergleichen. Und doch wünsche ich mir oft,
der Tag hätte mehr als 24 Stunden.

Wie viele Stunden bräuchtest Du denn?

An vielen Tagen könnten es schon 12 Stunden mehr sein. Ich stehe
um 6:15 Uhr auf, um 7 Uhr geht's drei Stunden zum Training, direkt
anschließend zur Uni bis 16 bzw. 18 Uhr, danach wieder Training bis
20 oder 21 Uhr. Fünf bis zehn Stunden fehlen eigentlich immer, dann
könnte ich auch mal zum Training laufen, ohne nebenbei zu essen und
nicht nur immer aus der Hand. Und ich könnte auch mal mit mehr Ruhe
lernen. So fällt das immer auf das Wochenende, aber dort sind oft
genug wiederum Trainingslager oder Wettkämpfe angesetzt.

Und trotzdem meisterst Du bisher Dein Psychologie-Studium mit
herausragenden Leistungen.

Es ist mir wichtig, das, was ich mache, mit 100 Prozent zu tun.
Ziele nicht aus den Augen zu verlieren. Den ersten Monat an der Uni
habe ich allerdings komplett verschenkt. Ich versuche, ein normales
Leben zu führen, deshalb habe ich meinen Kommilitonen erst nach einem
Monat gesagt, dass ich eigentlich nichts sehe. Dann sind sie aus
allen Wolken gefallen. Ich kann auf dem Laptop nur dann etwas lesen,
wenn ich mit meinem Zoom-Programm die größte Einstellung wähle. Zum
Glück stehen die Folien für die Vorlesungen immer schon vorher
online, denn ich muss alles über das Hören aufnehmen. Ich habe mir
auch noch nie ein Buch ausgeliehen. Bisher hat das immer gut
geklappt, ich bin gut darin geworden, die richtigen Informationen
heraus zu filtern. Aber ich warte eigentlich auf den Tag, an dem ich
mit dieser Lerntechnik bei den Prüfungen auf die Nase falle.

Wenn Du einen Wunsch frei hättest, damit Du Spitzensport und
Studium auch weiterhin gut vereinbaren kannst, dann...

... würde ich mir wünschen, dass ich lerne, mich ein wenig mehr zu
zügeln und nicht zu viele Kurse zu besuchen. Ich gehe auf in meinem
Studium, es macht mir großen Spaß. Das liegt auch an meinen
Kommilitonen, die mir viel helfen. Ich versuche, so gut wie möglich
mit ihnen Schritt und damit den Kontakt zu halten. Da vergesse ich
manchmal, dass ich auch mal Pausen machen muss. Aber daran arbeite
ich, im Studium und im Sport.

Bewerbungs-Video von Maike Naomi Schnittger zur Wahl zum
Sport-Stipendiat des Jahres: https://youtu.be/LLt57JueE7o

Steckbrief
Maike Naomi Schnittger (* 6. April 1994 in Yokohama/Japan)
Sportart: Schwimmen; paralympisch
Wohnort: Potsdam / Preußisch Oldendorf
Verein: SC Potsdam
Größte Erfolge: Zweifache Weltmeisterin 2011, Europameisterin 2011,
WM-Dritte 2015, EM-Dritte 2014, Paralympics-Teilnehmerin 2012,
mehrfache Welt- und Europa-Rekordhalterin
Studium: Psychologie
Universität: Universität Potsdam

Die Deutsche Bank unterstützt im Rahmen der Sporthilfe-Förderung
studierende Spitzenathleten mit 400 Euro im Monat. Aktuell
profitieren rund 400 Sporthilfe-geförderte Athleten vom Programm, das
mit dem dritten Semester einsetzt und mit einem Zeitbonus über die
Regelstudienzeit hinaus gewährt wird. Die besonderen Leistungen der
studierenden Athleten sollen mit der Wahl zum Sport-Stipendiat des
Jahres zusätzlich herausgestellt und gewürdigt werden. Der
Preisträger erhält für 1 ½ Jahre von der Deutschen Bank den doppelten
Stipendiumsbetrag von 800 Euro pro Monat. Die weiteren vier
Finalisten erhalten für den gleichen Zeitraum eine Zusatzförderung in
Höhe von 200 Euro.

Diese Sporthilfe-Athleten stehen zur Wahl: Aline Focken (Ringen),
Laura Grasemann (Ski Freestyle), Maximilian Hartung (Fechten), Sophia
Saller (Triathlon) und Maike Naomi Schnittger (Schwimmen;
paralympisch). Bis zum 23. August kann jeder unter
www.sportstipendiat.de den Nachfolger von Malaika Mihambo,
Weitspringerin und Sport-Stipendiatin 2014, wählen. Unter allen
Teilnehmern des Online-Votings wird eine Deutsche Bank SparCard mit
einem Guthaben von 500 Euro verlost. Die feierliche Preisverleihung
findet am 22. September 2015 in der Deutschen Bank in Berlin statt.

HINWEIS AN DIE REDAKTIONEN:

Abdruck honorarfrei.
Quelle: Deutsche Sporthilfe

Wir bieten sendefertig geschnittene und vertonte Video-Beiträge
an, die die fünf Finalisten sowohl als Sportler als auch als Student
vorstellt. Wir zeigen spektakuläre Einblicke in die Trainingsarbeit
und haben beim Studium über die Schulter geschaut. Die Beiträge sind
kostenlos und rechtefrei.

Zum Download: http://ots.de/yLxtz

Zum Embedden aus dem Sporthilfe youtube-Kanal:
https://youtu.be/kvE-focnWUY

Auf Wunsch stellen wir auch gerne kostenlos Rohmaterial zu den
fünf Athleten zur Verfügung. Bei Bedarf wenden Sie sich bitte an:
redaktion@united-news.de

Selbstgedrehte Bewerber-Videos der fünf Kandidaten:
Aline Focken: https://youtu.be/LuX09ejbi64
Laura Grasemann: https://youtu.be/dYqpA_-kBcs
Max Hartung: https://youtu.be/cZsGYEDO0Yk
Sophia Saller: https://youtu.be/kBqxmMBf3KM
Maike Naomi Schnittger: https://youtu.be/LLt57JueE7o

Rechtefreies Fotomaterial bei der Deutschen Sporthilfe.

"Nationale Förderer" der Deutschen Sporthilfe sind Deutsche
Lufthansa, Mercedes-Benz, Deutsche Bank, Deutsche Telekom und
Deutsche Post. Sie unterstützen die Deutsche Sporthilfe, die von ihr
betreuten Sportlerinnen und Sportler und die gesellschaftspolitischen
Ziele der Stiftung in herausragender Weise.



Kontakt:

Stiftung Deutsche Sporthilfe
Heike Schönharting
Otto Fleck-Schneise 8
60528 Frankfurt am Main
Tel: 069-67803 - 511
Fax: 069-67803 - 599
E-Mail: heike.schoenharting@sporthilfe.de
Internet: www.sporthilfe.de


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