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Anti-Doping-Labor in Rio im Stich gelassen / ARD-Recherche-Redaktion Sport: Direktor beklagte schon früh mangelnde Ausstattung / Entzug der Zulassung hätte leicht verhindert werden können

Geschrieben am 28-07-2015

München/Mainz (ots) - Was sich rund um das Anti-Doping-Labor in
Rio de Janeiro abgespielt hat, stellt nach Informationen der
ARD-Recherche-Redaktion Sport den internationalen Kampf gegen Doping
in Frage. Für die kommenden Olympischen Sommerspiele ist das Labor
gerade erst neu aufgebaut worden. Davor war dem Labor 2013 wegen
fehlerhafter Analyse-Ergebnisse die Akkreditierung der
Welt-Anti-Doping-Agentur WADA und damit die Zulassung entzogen
worden. Der Grund dafür sei aber nicht - wie bisher angenommen - eine
mangelhafte und unsaubere Arbeit der Labor-Mitarbeiter gewesen. Es
habe nur daran gelegen, dass die Analyse-Geräte veraltet gewesen
seien und das Labor keine finanzielle Unterstützung von der
brasilianischen Regierung und den Sportverbänden bekommen habe. So
stellt es Prof. Francisco Radler, der Direktor des Labors, auf
Nachfrage der ARD-Recherche-Redaktion Sport jetzt erstmals klar.

"Wir konnten unsere Analysegeräte nicht auf dem neuesten Stand
halten, weil uns das Geld dafür gefehlt hat", sagte Francisco Radler.
"Unser Labor hat sich damals selbst finanzieren müssen. Wir bekamen
keine finanzielle Unterstützung von der Regierung. Und ich habe schon
Jahre vorher davor gewarnt, dass wir unsere WADA-Akkreditierung
verlieren werden, wenn wir keine Hilfe bekommen. Ich habe sogar
Briefe und E-Mails an das Sportministerium, das brasilianische
Olympische Komitee, an eigentlich jeden in der 'Sport-Community'
geschrieben. Aber niemand hat mir glauben wollen."

Als das Labor dann tatsächlich die Zulassung verloren hatte, wurde
weltweit von einem "Super-Gau" im Kampf gegen Doping gesprochen. In
dem Land, in dem nacheinander die Fußball-Weltmeisterschaft und die
Olympischen Sommerspiele 2016 stattfinden sollten, war es fortan
nicht möglich, Dopingproben zu analysieren. Der Fußball-Weltverband
FIFA konnte bei der WM nur eingeschränkt und unter großem Zeitdruck
testen. Es wurden keine unangemeldeten Kontrollen zwischen den
WM-Spielen in den Hotels der Mannschaften durchgeführt. Die Proben
wurden zur Analyse ins Labor nach Lausanne in die Schweiz geflogen.
Auch für den Anti-Doping-Kampf in Brasilien war die Schließung des
Labors in Rio de Janeiro eine Katastrophe. Proben wurden zum Großteil
in Kanada analysiert. Und es gab lediglich Urinkontrollen.

Nach den neuen Aussagen des Labor-Direktors hätten der FIFA die
Probleme im Labor in Rio schon im Rahmen der Vorbereitung auf die
Fußball-WM in Brasilien bekannt gewesen sein müssen. Auf Anfrage der
ARD-Recherche-Redaktion Sport teilt die FIFA mit: "Als Brasilien im
Jahr 2007 als Gastgeberland für die WM 2014 ausgewählt wurde, hatte
das Labor in Rio de Janeiro eine WADA-Akkreditierung. Im Rahmen des
Confederations Cup 2013 haben Mitarbeiter der FIFA das Labor besucht,
mit dem Direktor gesprochen und gesehen, dass im Labor Verbesserungen
notwendig sind. Es hieß, dass es bis zur WM ein neues Laborgebäude
geben würde. Dafür waren dann aber die lokalen Behörden in Brasilien
verantwortlich. Und die Qualität des Labors zu kontrollieren, war die
Aufgabe der WADA."

Doch auch andere Institutionen waschen ihre Hände in Unschuld. Auf
Anfrage kann niemand eine richtige Erklärung geben, warum weder das
Sportministerium noch das Nationale Olympische Komitee in Brasilien
auf die Warnungen und Hilferufe des Labor-Direktors reagiert haben.
Das IOC weist die Verantwortung von sich. Und die WADA antwortet, für
Finanzierung und Instandhaltung von Anti-Doping-Laboren generell
nicht zuständig zu sein. Erst nachdem es zum Entzug der Zulassung und
damit zum "Worst-Case" gekommen sei, habe es die notwendige
Unterstützung von der brasilianischen Regierung gegeben, sagt
Labor-Leiter Prof. Francisco Radler. Der komplette Neubau des Labors
sei von der Regierung finanziert worden.

Erst vor einigen Wochen hat das Labor die WADA-Akkreditierung
wieder erhalten. Dafür musste es in mehreren Testphasen unter Beweis
stellen, sowohl Urin- als auch Blutproben fehlerfrei zu analysieren.
Allerdings hat das Labor bisher nur die sogenannte
Basis-Akkreditierung der WADA. Spezielle Analyseverfahren für schwer
nachweisbare Dopingmittel wie Insulin müssen dort erst noch bestätigt
werden, um während der Olympischen Spiele 2016 dann die etwa 5500
geplanten Dopingtests durchführen zu können.

Zitate gegen Quellenangabe "ARD-Recherche-Redaktion Sport" frei.
Pressekontakt: Wolf-Günther Gerlach, Tel. 06131 929-33293,
wolf-guenther.gerlach@swr.de


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