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Börsen-Zeitung: Ankunft in der Weltgemeinde, Kommentar zu China von Reinhard Kuls

Geschrieben am 12-08-2015

Frankfurt (ots) - Der erste kräftige Abwertungsschritt der
Chinesischen Zentralbank vom Dienstag kam für die Märkte weltweit
völlig unerwartet. Der zweite am Mittwoch auch.

Gewiss, hinterher ist man immer schlauer, aber so völlig
überraschen konnte der Schritt der Pekinger Wirtschaftsstrategen
nicht. Zu lange schon verliert die chinesische Volkswirtschaft an
Expansionstempo in einem Ausmaß, das größer ist als von den
chinesischen Planungsgremien gewünscht. Deren Szenario war ein
deutlich sanfterer Sinkflug als derjenige, der sich in den
zurückliegenden Wochen an den harten Wirtschaftsdaten ablesen ließ.

So ist erklärlich, dass die Regierung der zweitgrößten
Volkswirtschaft der Welt nun zu rigoroseren Mitteln griff als den
bisherigen internen Stimuli via Geldpolitik oder
Investitionsprogrammen. Ob die Abwertung des Yuan tatsächlich den
Eintritt des Reichs der Mitte in einen globalen Währungskrieg
markiert (so er denn überhaupt existiert), muss erst noch die weitere
Entwicklung zeigen. Ein Kursverlust von rund 3,5% in zwei Tagen ist
drastisch nur vor dem Hintergrund, dass sich in der Währungsrelation
Yuan zu Dollar in den vergangenen eineinhalb Jahren praktisch gar
nichts getan hat. Und schon am zweiten Tag der steilen Yuan-Talfahrt
gab es Hinweise, dass Chinas Zentralbank direkt interveniert hat, um
ein tieferes Absacken des Yuan im Handel zu verhindern.
Rücksichtslose Aggression sieht anders aus.

Seit dem Ausbruch der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise mit
rekordtiefen Rezessionen in praktisch allen wichtigen
Volkswirtschaften der Welt, zumindest den Industriestaaten, hat noch
jeder große Währungsraum seinen privaten Währungsfeldzug gestartet:
Die US-Notenbank mit ihrem erst vor kurzem beendeten riesigen
Anleihenkaufprogramm, Japan mit Abenomics, die Briten und zuletzt die
Europäische Zentralbank ebenfalls mit Anleihekäufen gigantischen
Ausmaßes. So gesehen kann man in dem Schritt der Chinesen sogar eine
Art Fortentwicklung hin zu einem vollwertigen Mitglied der globalen
Wirtschaftsgemeinde erblicken.

Wirklich wichtig aber ist: Mit der Yuan-Abwertung ist ein Wechsel
im chinesischen Wechselkursregime verbunden hin zu mehr Markt. Der
Internationale Währungsfonds begrüßte das Vorgehen der Chinesen denn
auch zu Recht als Anpassung an die Marktrealitäten. Mit der
Kursliberalisierung einer Währung, die eines der größten Potenziale
der Welt hat, ist letztlich allen gedient. Wenn die chinesische
Volkswirtschaft in steile Schieflage gerät, dagegen niemandem.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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