Weser-Kurier: Leitartikel von Norbert Holst über Steuergerechtigkeit
Geschrieben am 13-08-2015 |
Bremen (ots) - Wer als kleiner Arbeitnehmer den beschummeln will,
der wird schnell erwischt. Die Zahl der Kontoabfragen von Behörden
wie Finanz- und Sozialämter ist in den vergangenen Jahren nicht
zufällig in die Höhe geschossen. Anders verhält es sich, wenn man
Millionen hat und das Geld mit Immobilien, Aktien oder Mieteinnahmen
verdient. Obwohl die Schweiz als Schwarzgeld-Paradies ausgedient hat
und ab 2017 ein internationales Steuerabkommen greifen soll, bleiben
genug Wege, um Vermögen zu verstecken. Man kann sich einen
"kreativen" Steuerberater leisten, mit Briefkastenfirmen operieren,
karibische Steueroasen nutzen, oder - immer beliebter - Reichtümer in
Zollfreilagern verschwinden lassen. Trotzdem verfügen laut einer
neuen Studie der OECD nur 17 von 56 untersuchten Industrie- und
Schwellenländern über spezialisierte Steuerfahnder für diese Klientel
- Deutschland gehört nicht dazu. Im Gegenteil: Laut Deutscher
Steuergewerkschaft müssen die Millionäre und Milliardäre hierzulande
nur alle sieben Jahre mit einer Kontrolle rechnen, mittelständische
Betriebe sogar nur alle 15 Jahre. Der Grund: Es fehlen rund 20000
Finanzbeamte und Steuerprüfer. Dabei hatte die OECD bereits in einer
vorangegangenen Untersuchung im Jahr 2009 den Aufbau spezieller
Abteilungen angemahnt. Auch der Bundesrechnungshof hat mehrfach die
laxen Kontrollen bei den Reichen moniert. Und bei denen ist durchaus
etwas zu holen. Eine 300-köpfige australische Sondereinheit hat zum
Beispiel rund 1,1 Milliarde Australische Dollar eingenommen. Zudem
wächst die Zahl der Millionäre von Jahr zu Jahr. Laut "Global Wealth
2015"-Report hat ihre Zahl in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um
3,6 Prozent zugenommen. OECD-Studie und Global-Wealth-Studie
offenbaren, dass nicht nur in Griechenland das Steuersystem unfair
ist: Dort wird die Mehrwertsteuer massiv erhöht, während viele
Vermögende gar keine Abgaben bezahlen. Auch dem deutschen Otto
Normalverbraucher bleibt nur die traurige Erkenntnis: Der Ehrliche
ist der Dumme. Gut für die Steuermoral ist das gewiss nicht.
Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
573360
weitere Artikel:
- Mittelbayerische Zeitung: Ein umkehrbarer Trend - Die Städte wachsen, die Dörfer schrumpfen: Das lässt sich stoppen. Dazu braucht es aber Ideen und Geld. Von Katia Meyer-Tien Regensburg (ots) - Wie ein Dokument des Scheiterns liest sich die
Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung, die
Metropolen wie München, Frankfurt und Berlin "starkes Wachstum" oder
immerhin "Wachstum" bescheinigt. Und anderen Kommunen, ländlich
kleinen meist, Schrumpfung attestiert. Das Leben in den deutschen
Großstädten ist deutlich attraktiver als das auf dem Land, kann man
da herauslesen. Wenn dem so ist, ist das nichts anderes als das
Scheitern des im Grundgesetz festgeschrieben Zieles, im ganzen
Bundesgebiet mehr...
- Weser-Kurier: Kommentar von Martin Wein über E-Government Bremen (ots) - Das Internet hat zu einem Modernisierungsschub in
allen Lebensbereichen beigetragen. Nur einer hat die vergangenen 20
Jahre weitgehend verschlafen: der Staat. Anstatt die Effizienzgewinne
schneller Datenübertragung und automatischer Verarbeitung zu nutzen,
werden in deutschen Amtsstuben weiter Akten gewälzt. Lange hat man
sich hinter dem Datenschutz versteckt. Dabei gibt es längst
Technologien, die vor Missbrauch wirksam schützen. Die Wahrheit ist,
dass mit zeitgemäßer Datenverarbeitung Tausende Stellen entfallen
oder mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Touristensteuer in Mallorca
Geordnete Bahnen
Ralph Schulze Bielefeld (ots) - Mallorca ist Europas beliebteste Urlaubsinsel.
Deswegen schlägt die Ankündigung, dass das Ferienparadies nun eine
Fremdenverkehrsabgabe kassieren will, hohe Wellen. Neue Steuern
lassen stets wenig Freude aufkommen. Schließlich klingeln, so möchte
man meinen, auf der Insel dank der vielen Gäste auch so schon die
Kassen. Die rund zehn Millionen ausländischen Touristen im Jahr
sorgen mit ihren Hotelbuchungen, Restaurantbesuchen und Einkäufen
dafür, dass die Steuereinnahmen kräftig sprudeln. Aber das Geld
reicht längst mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Lehrermangel
Schonzeit für Schulen
Christine Panhorst Bielefeld (ots) - Es sollen mehr Zahlen gründlicher und
verbindlicher an NRW-Schulen erhoben werden, um dem
Unterrichtsausfall beizukommen, verspricht das Schulministerium. Doch
Statistiken können lediglich Werkzeug sein. Sie schaffen keine
Lehrer. Was sie sein können, ist eine Handhabe für die von
permanenten politischen Winkelzügen geplagten Schulen. Der
offensichtliche Lehrermangel wird dann schwarz auf weiß ablesbar
sein. In den vergangenen Jahrzehnten ist die Schule mehr und mehr zum
Schauplatz parteipolitischer Machtspiele und mehr...
- Lausitzer Rundschau: Nix von X
Zur OECD-Kritik an der Steuerprüfung bei Reichen Cottbus (ots) - Wer als normaler Arbeitnehmer bei der
Steuererklärung schummelt, wird erwischt. Jedenfalls wenn er für den
Arbeitsweg zwölf Kilometer angibt und es in Wirklichkeit nur zehn
sind. Das messen die im Finanzamt nach, einfach mit Google Maps.
Anders ist es, wenn man einige Millionen hat und sein Geld mit
Vermietungen, Immobiliengeschäften, Aktien, Beteiligungen und anderem
verdient, auf dass es noch mehr Millionen werden. Dafür gibt es kein
Google. Dafür gibt es nicht einmal eine richtige Überprüfung, weil es
dafür keine mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|