Börsen-Zeitung: Investoren meiden den Dax, Marktkommentar von Christopher Kalbhenn
Geschrieben am 21-08-2015 |
Frankfurt (ots) - Emerging-Market-Assets stehen unvermindert unter
Druck. Ihnen setzt ein sehr unverträgliches Gebräu aus China-Sorgen,
schwachen Rohstoffpreisen, der bevorstehenden Zinswende in den
Vereinigten Staaten und zunehmender Risikoscheu der Investoren zu,
das noch durch hausgemachte Probleme verstärkt wird. Der Sammelindex
für die Aktienmärkte der Schwellenländer, der MSCI Emerging Markets,
hat unter dieser Last seine Talfahrt beschleunigt und ist in der
abgelaufenen Woche auf das niedrigste Niveau seit dem Oktober 2011
gesunken. Zunehmend geraten jedoch auch die Aktienmärkte der
etablierten Volkswirtschaften in den Abwärtssog. So weist der Dow
Jones Industrial Average mittlerweile für dieses Jahr einen Verlust
auf. In den zurückliegenden Handelstagen sank er erstmals seit dem
Oktober 2014 unter die Schwelle von 17000 Punkten, während der
japanische Nikkei225 am Freitag 3% einbüßte und wieder unter die
Marke von 20000 Yen abtauchte.
Besonders bitter fällt die Bilanz für den Dax aus. Lange Zeit
weltweit das stärkste Marktbarometer unter den führenden Indizes, hat
sich das Bild schlagartig komplett gedreht. Mit Schluss vom Freitag
von 10125, der zugleich der niedrigste Stand seit Mitte Januar war,
hat der Index seit dem Zwischenhoch vom 6. August (11670 Punkte)
13,2% eingebüßt. Seine seit dem 5. August angefallenen Verluste
summieren sich auf 13%, während etwa der Nikkei und der FTSE100 um
5,7% und 8,4% nachgegeben haben. Auch in der zurückliegenden Woche
hielt der Dax mit einer Einbuße von 7,8% die rote Laterne unter den
Industrieländerindizes.
Korrektur unvermeidlich
Die internationalen Investoren meiden den deutschen
Standardwerteindex, weil sich seine bisherigen Vorteile - der hohe
Exportanteil, die überproportionalen Gewinne durch den China-Boom -
im aktuell sich stark eintrübenden weltwirtschaftlichen Umfeld in
Nachteile verwandeln. Eine Korrektur der vorangegangenen
Outperformance ist unvermeidlich, zumal die seit Jahresbeginn positiv
gewordene Entwicklung der Analystengewinnschätzungen auf dem Spiel
steht.
Allerdings stellt sich nun die Frage, wie tief der Index noch
fallen kann bzw. ob sich nicht allmählich Einstiegsgelegenheiten
aufbauen könnten. Immerhin liegt der Dax mittlerweile rund 2000
Punkte unterhalb seines Rekordhochs vom April. Damit sind die
vorangegangenen Übertreibungen etwa bei den Aktien der
Automobilhersteller ein gutes Stück weit abgebaut worden. Das
aggregierte Kurs-Gewinn-Verhältnis des Index auf Basis der -
allerdings mit Abwärtsrisiken behafteten - Konsensgewinnschätzungen
für das laufende Jahr ist auf ein bescheidenes Niveau von weniger als
13 zurückgefallen.
Einige Institute sind für die Aussichten durchaus optimistisch.
"Sorgen um die chinesische Wirtschaft und die sich abzeichnende erste
Leitzinserhöhung in den USA haben den Dax unter seine 200-Tage-Linie
gedrückt", so die Commerzbank. 1994 und 2004 habe der Index eine
ähnliche Entwicklung gezeigt, als die Fed begonnen habe, die
Leitzinsen zu erhöhen. "Ähnlich wie 2004 könnte der Dax nun für
einige Wochen im Bereich von 10200 bis 11000 unter seiner
200-Tage-Linie notieren. Für das vierte Quartal erwarten wir jedoch
eine deutliche Dax-Erholung, da deutsche und US-Staatsanleihen - im
Gegensatz zu 1994 - nur mit moderat steigenden Renditen auf die
Fed-Zinserhöhung reagieren sollten. Und für den zweiten Risikofaktor
China erwarten wir im vierten Quartal eine Stabilisierung des
Wachstums dank der wieder expansiveren Geldpolitik in China."
Die Helaba sieht sich dagegen in ihrer seit längerem
pessimistischen Einschätzung des Aktienmarktes bestätigt und ist auch
für die Aussichten skeptisch. "In den kommenden Wochen dürften
Hilferufe von den Kapitalmarktakteuren nach einer aktiveren Geld- als
auch Fiskalpolitik immer lauter werden." Im Euroraum seien die
Auftriebskräfte zwar da, aber nur recht verhalten. Die Bereinigung
der Staatsschuldenkrise in der Eurozone verlaufe quälend langsam.
Schon deshalb benötigten die deutschen Unternehmen eine dynamische
Weltwirtschaft. Doch viele Schwellenländer steckten in ihren
Strukturproblemen fest. Und die USA würden es allein nicht richten
können. "Die jüngsten Turbulenzen könnten auf den Beginn eines heißen
Herbstes hinweisen: Eine mögliche US-Zinswende, China und die
Schwellenländer, mal wieder Wahlen in Griechenland sowie ein Europa,
das konjunkturell nicht so recht vom Fleck zu kommen scheint. Vor
einem zu schnellen Einstieg am Aktienmarkt sei gewarnt."
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
573859
weitere Artikel:
- Rheinische Post: Atomkonzerne haften Düsseldorf (ots) - Kommentar von Antje Höning
Nicht die Sozial- oder Euro-Politik, sondern die Energie ist der
Zankapfel in der Koalition. Das sagt viel über die Parteien: Beim
Sozialen ist die CDU längst sozialdemokratisch, bei Europa-Fragen war
die SPD schon immer staatstragend. In der Energiepolitik aber knallt
es regelmäßig: Im Streit um die Klimaabgabe wollte SPD-Chef Gabriel
das Klima retten, die Union die Stromindustrie. Ähnliche Fronten
bilden sich nun beim Atomausstieg: Gabriel will künftige Generationen
schützen, die mehr...
- WAZ: Weltweit wachsen will auch Google. Kommentar von Michael Kohlstadt zum Internet-Training Essen (ots) - Ein starker Mittelstand ist neben der Autoindustrie
das wichtigste Standbein der deutschen Exportwirtschaft. Doch
ausgerechnet mittlere und kleinere Unternehmen hinken in Fragen der
Digitalisierung hinterher. Laut einer Studie des Instituts der
deutschen Wirtschaft in Köln lassen immer noch viele deutsche
Exporteure das Internet als Basis für den Außenhandel links liegen.
Erst ein Viertel des Exportwachstums ist internetgetrieben, in den
Niederlanden sind es 75 Prozent. Es ist noch viel Luft nach oben.
Google hat das mehr...
- WAZ: Es geht um die Wurst. Kommentar von Gerd Heidecke zu Lebensmittelpreisen Essen (ots) - Die Sicherheit von Lebensmitteln aus Deutschland ist
sicher nicht akut dadurch gefährdet, dass die wenigen großen
Handelsketten den Erzeugern immer geringere Preise abpressen wollen.
Aus gutem Grund stehen immer noch Chinesen morgens vor der Eröffnung
bei Drogeriemärkten an, um Milchpulverpakete für den Versand in ihre
Heimat zu hamstern, wo skrupellose Firmen in der Vergangenheit
Babynahrung mit Gift gestreckt haben. Trotzdem ist die Befürchtung
von Verbraucherschützern berechtigt, dass Minimalmargen für Landwirte
und mehr...
- ZUK stellt internationale Version seines hochgelobten Z1 in Kooperation mit Cyanogen offiziell vor Shenzhen, China (ots/PRNewswire) - ZUK, eine brandneue, innovative
Internet-Firma mit Verbindung zu Lenovo, hat die internationale
Version seines hochgelobten Smartphones Z1 offiziell vorgestellt und
eine Software-Partnerschaft mit Cyanogen Inc [http://www.cyngn.com/]
bekanntgegeben, ein führender Betriebssystemanbieter für Mobilgeräte.
ZUK und Cyanogen arbeiten eng zusammen, um internationalen Benutzern
das beste individuelle Android Erlebnis anzubieten. Die
internationale Version des ZUK Z1 ist das erste Produkt von ZUK, auf
dem mehr...
- Interrail lädt EU-Staats- und Regierungschefs zu einer Reise durch Europa ein Utrecht, Die Niederlande (ots/PRNewswire) -
Die Eurail Group G.I.E. lädt die Staats- und Regierungschefs der
EU ein, das erneuerte, europäische Gemeinschaftsgefühl bei einer
Bahnreise durch Europa persönlichen zu
erleben.
Nachdem Griechenlands Zukunft in der Eurozone bestätigt wurde,
lädt Interrail die derzeitigen Staats- und Regierungschefs der EU zu
einer Interrail-Reise ein, auf der sie ihren europäischen
Gemeinschaftssinn weiter ausbauen und den Leitsatz der europäischen
Integration "Einheit in Vielfalt" selbst mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|