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Weser-Kurier: Leitartikel von Maren Beneke über die Finanzmärkte

Geschrieben am 24-08-2015

Bremen (ots) - Die Angst geht um an den internationalen Märkten.
Der kleine Husten, den sich die chinesischen Börsen nach der
mehrfachen Abwertung des Yuan vor gut zwei Wochen eingefangen haben,
hat sich mittlerweile zu einer waschechten Grippe ausgewachsen.
Allein der wichtige Shanghai Composite Index erlebte am Montag den
schlimmsten Einbruch seit acht Jahren. Und die internationalen
Finanzmärkte? Die haben sich von der Krankheit anstecken lassen: Der
deutsche Leitindex Dax rutschte im Tagesverlauf deutlich unter die
psychologisch wichtige Marke von 10000 Punkten. Das zeigt vor
allem eines: nämlich dass sich viele Länder - allen voran Deutschland
- in eine gefährliche Abhängigkeit von China begeben haben. Ein
beispielloser Strukturwandel, angefeuert durch immer neue
Konjunkturprogramme der Regierung, hat das Reich der Mitte innerhalb
kürzester Zeit vom Schwellenland zur Industrienation katapultiert.
Profitiert von dem außergewöhnlichen Wachstum haben vor allem die
Maschinen- und Anlagenbauer und natürlich die deutschen
Autohersteller, die jahrelang satte Gewinne einstreichen konnten.
Kein Wunder, dass sie nun zu den großen Verlierern im Dax gehören.
Als Exportnation hat Deutschland lange gut gelebt. Sehr gut sogar.
China ist mittlerweile nach den USA, Großbritannien und Frankreich
das Land, in das die deutsche Wirtschaft die meisten Waren verkauft.
Nun wird jedoch schmerzhaft deutlich: Man hat sich zu lange darauf
verlassen, dass es immer so weitergeht wie bisher - China wächst,
China kauft. Natürlich lockt der schnelle Gewinn. Nachhaltiger wäre
es aber gewesen, wenn die deutsche Wirtschaft mit einem Teil ihrer
Gewinne dafür gesorgt hätte, die Binnennachfrage anzukurbeln. Um so
weniger ausgeliefert zu sein. Dass nicht nur Deutschland, sondern
auch viele andere Märkte in den chinesischen Abwärtsstrudel gezogen
worden sind, muss als deutliche Warnung gewertet werden. Dafür, dass
sich die Weltwirtschaft abhängig gemacht hat und auf wackligen Beinen
steht. Im schlimmsten Fall könnte aus einem kleinen Husten nun eine
waschechte Lungenentzündung werden.



Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de


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