Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Flüchtlingspolitik
Geschrieben am 24-08-2015 |
Bielefeld (ots) - In Zeiten wie diesen wird es als Schweigen
gedeutet, wenn man sich nicht laut genug äußert. Angela Merkel
vorzuwerfen, sie hätte in der Flüchtlingsdebatte zu lange
geschwiegen, geht etwas zu weit. Die Bundeskanzlerin hat die
Übergriffe auf Flüchtlinge und ihre Unterkünfte stets verurteilt und
sie als das bezeichnet, was sie sind: eine Schande für unser Land.
Und nicht nur in den ostdeutschen Bundesländern gibt es Anschläge,
auch in Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Bayern und im
ostwestfälischen Espelkamp.
An die Spitze der Bewegung hat sich Merkel nicht gesetzt. Das
überlässt sie ihrem Vize-Kanzler. Den Wettlauf nach Sachsen macht
die CDU-Chefin derzeit noch nicht mit. Da lässt sie Sigmar Gabriel
den Vortritt, der gestern das Flüchtlingsheim in Heidenau besucht
hat.
Statt Bilder von sich und Asylbewerbern zu produzieren, hat sich
die Kanzlerin mit dem französischen Präsidenten Hollande getroffen.
Beide wissen: Eine Lösung für das Flüchtlingsproblem muss in Brüssel
gefunden werden. Doch die Europäische Kommission ist spät, zu spät
aus dem Sommerschlaf erwacht.
Erbärmlich ist das Bild, das die EU in Sachen Flüchtlingspolitik
abgibt. Allerdings liegt das nicht ausschließlich an Jean-Claude
Juncker und seiner betulichen Amtsführung als Kommissionspräsident.
26 EU-Mitgliedsstaaten schauen einigermaßen erstaunt und hocherfreut
dabei zu, wie zwei Länder die Last des Zustroms praktisch alleine
tragen.
Doch haben alle Menschen auf der Welt einen Anspruch darauf, in
einen Wohlfahrtsstaat wie Deutschland oder Schweden einzuwandern? Im
Moment bleibt uns keine Wahl, als das Verhalten der anderen
EU-Staaten hinzunehmen. Deutschland ist wohlwollend, großzügig - und
angesichts der Herausforderungen auch etwas überfordert.
Bereitwillig setzt das Land seine Asylgesetzgebung außer Kraft, denn
mindestens 70 Prozent der erwarteten 800 000 Antragsteller
haben kein Recht auf Asyl.
Wo soll das enden? Wo liegt die Grenze? Die EU und die deutsche
Politik bleiben Antworten auf diese entscheidenden Fragen noch
schuldig. Bundesregierung, Länder und Kommunen können vieles möglich
machen und tun dies auch, um die Menschen anständig unterzubringen
und zu betreuen. Das geht dieses Jahr gut und vielleicht noch das
nächste.
Vieles müsste jetzt gleichzeitig geschehen: Die EU müsste
Flüchtlinge nach Quote auf alle 28 Staaten verteilen, abgelehnte
Asylbewerber müssten in ihre Länder zurückgebracht werden, in
Nordafrika und auf dem Balkan müssten Antragsstellen für
Arbeitszuwanderer eröffnet werden, und nicht zuletzt müsste die
Entwicklungshilfe erhöht werden. Hätte, könnte, müsste - vieles wird
vage bleiben. Leider.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
574018
weitere Artikel:
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Thalys-Attentat und Konsequenzen
Vorkehrungen
Peter Heusch, Paris Bielefeld (ots) - Völlig zu Recht werden die Männer, die den
schwerbewaffneten Islamisten im Thalys-Schnellzug überwältigten, als
Helden gefeiert. Ihr Mut hat aller Wahrscheinlichkeit nach ein
weiteres Attentat vereitelt. Doch wer von den "Helden des Thalys"
spricht, muss auch vom "Wunder des Thalys" sprechen. Schließlich
hatte der mutmaßliche Terrorist kein Problem, mit seinen Waffen und
einem Sack voller Munition in den Zug zu gelangen. Nun sollen
Polizisten auch in den Hochgeschwindigkeitszügen patrouillieren, und
in Paris gibt mehr...
- Weser-Kurier: Kommentar von Jörg Niemeyer über Verkehrsstaus Bremen (ots) - Endlich mal ein 19. Platz, über den Bremen sich
nicht grämen muss. Nur in drei der von der Firma Inrix untersuchten
22 deutschen Ballungsräume steht der Autofahrer kürzer im Stau als in
Bremen. Wer gerade mal wieder links im Schneckentempo über die
Stephanibrücke oder auf der Neuenlander Straße rollt, braucht zum
Trost also nur an diese schöne Studie zu denken, um gut gelaunt dem
Nachbarn auf der rechten Fahrspur zuzuwinken. Ob das wohl so
funktionieren kann? Die Prognose dürfte nicht allzu gewagt sein, dass
die Mehrheit mehr...
- Weser-Kurier: Kommentar von Moritz Döbler über Kinderbetreuung Bremen (ots) - Wer sich für mehr Kita-Plätze einsetzt, kann nicht
verlieren, und deswegen tun das auch fast alle Politiker. Und
Politikerinnen erst recht. Das Thema hat seit einigen Jahren
Konjunktur. Dagegen ist im Grundsatz nichts zu sagen: Wenn der Staat
die Kinderbetreuung ordentlich organisiert, können Eltern - in der
Realität meistens Mütter, manchmal auch die raren Elternzeit-Väter -
ins Berufsleben zurückkehren, wenn und sobald sie es wollen. Damit
ist allen gedient: den Familien, den Unternehmen, die dann nicht auf
Fachkräfte mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Schwache Aufklärungsquote der Polizei bei Taschendiebstählen
Das eigentliche Problem
Björn Vahle Bielefeld (ots) - Grundsätzlich ist Prävention in beinahe jeder
Lebenslage eine gute Sache. Löblich also, dass die Polizei seit
Jahren versucht, mit Aktionstagen potenziellen Opfern von
Taschendiebstahl die Gefahr und die Folgen vor Augen zu führen. In
Zeiten des elektronischen Zahlungsverkehrs kann der Verlust der
Bankkarte schnell den Verlust der Identität bedeuten, nämlich dann,
wenn jemand unter falschem Namen das Geld eines anderen ausgibt.
Solche Fälle gibt es, und ihre Folgen für die Betroffenen sind
verheerend. Dennoch scheint mehr...
- Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zum Kuhglockenverbot: Tradition ist nicht alles von Katrin Wolf Regensburg (ots) - Kaum schwappt die Diskussion um Kuhglocken von
der Schweiz ins Allgäu hinüber, sehen sich Bauern- und
Tourismusverbände genötigt, vehement die Tradition zu verteidigen -
in guter bayerischer Manier nach dem Motto "Des hamma scho immer so
gmacht". Aber Tradition allein darf kein Argument sein. Dass
Touristen beim Wandern die Folklore fehlt, kann nicht der Grund sein,
Kühen weiterhin Glocken umzuhängen. Wissenschaftler haben
herausgefunden, dass das Geläut an ihrem Hals für die Tiere wie ein
Presslufthammer wirkt. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|