NOZ: Gespräch mit Michael Cramer (Grüne), Vorsitzender des Verkehrsausschusses des EU-Parlaments
Geschrieben am 28-08-2015 |
Osnabrück (ots) - Streit um Zugsicherheit: Grüne nennen Pläne für
schärfere Kontrollen "blinden Aktionismus"
Ausschussvorsitzender Cramer kritisiert geplante Passkontrollen
nach Anschlagsversuch im Thalys als vorschnell - "Unsinn, denn sie
bringen rein gar nichts"
Osnabrück. Die Pläne mehrerer EU-Minister, Kontrollen für
Bahnreisende zu verschärfen, sind aus Sicht von Michael Cramer
(Grüne), Vorsitzender des Verkehrsausschusses des EU-Parlaments,
blinder Aktionismus. Mit Blick auf das EU-Ministertreffen am Samstag
in Paris zu diesem Thema sagte Cramer in einem Gespräch mit der
"Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag): "Nach dem versuchten Anschlag
im Thalys will man jetzt zeigen: Seht her, wir tun was. Nur leider
sind die bisher vorgeschlagenen Maßnahmen Unsinn, denn sie bringen
rein gar nichts."
Cramer erinnerte an die umstrittene Flüssigkeiten-Regel bei
Flugzeugen. Auch hier habe man nach den Anschlägen vom 11. September
vorschnell reagiert und eine unsinnige Regel eingeführt, die "bis
heute nicht einen Hauch mehr Sicherheit gebracht" habe, kritisierte
Kramer. "Im Gegenteil: Das Einzige, was sie hervorgebracht hat, sind
genervte Passagiere."
Insbesondere die Rückkehr zu Passkontrollen in
grenzüberschreitenden Zügen, wie sie Belgien vorschwebt, seien
sinnlos. "Wer einen Terroranschlag in einem Zug verüben will, wählt
dann eben einen, der nicht über eine Grenze fährt", sagte Cramer. Der
EU-Verkehrsexperte forderte einen EU-weiten Blick auf die
Problemlage. "Weder das Terrorproblem noch die Flüchtlingsfragen
lassen sich im nationalen Alleingang lösen. Der Schengen-Raum ist
gut, wie er ist. Nun müssen wir gemeinsam gucken, wie es an den
Grenzen dieses Raums Verbesserungen geben kann."
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207
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