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WAZ: Justiz muss den Einzelfall sehen. Kommentar von Stefan Wette zur Gewalt im Fußball

Geschrieben am 04-09-2015

Essen (ots) - Das Urteil ist kein Pappenstiel: Ein Jahr Haft mit
Bewährung für einen nicht vorbestraften 25-Jährigen, der bislang
ordentlich durchs Leben ging. Hinzu kommen Schmerzensgeld,
Anwaltskosten und die lebenslange Sperre als Fußballer. Die Strafe
des Gerichtes hätte aber milder ausfallen können, wenn nicht
öffentlich seit Monaten über die Gewalt in den unteren Klassen des
Amateurfußballs diskutiert würde.

Ältere Jahrgänge wissen, dass es auch früher auf dem Platz hoch
herging und die Fairness nicht immer beachtet wurde. Nur: Damals gab
es kein Internet. Heute erreichen uns schnell und groß aufgemacht
Berichte über Gewalttaten im Amateurfußball, die früher kaum ihren
Weg in die Medien gefunden hätten.

Die Strafjustiz stellt sich dieser öffentlichen Diskussion und
reagiert mit härteren Strafen. Das ist auch gut so, zeigt sie
potenziellen Schlägern doch, was diese erwartet. Aber der Fall des
25-Jährigen zeigt auch, dass die Gerichte immer den Einzelfall sehen
müssen. Eine härtere Strafe, etwa ohne Bewährung, hätte zwar
öffentlich Applaus bekommen. Für diesen Angeklagten wäre sie aber
unpassend.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de


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