Schwäbische Zeitung: "Signale gegen das Déjà-vu" - Leitartikel zur Flüchlingskrise
Geschrieben am 09-09-2015 |
Ravensburg (ots) - Baden-Württemberg kann nicht mehr. Bayern kann
schon länger nicht mehr - und Nordrhein-Westfalen stößt ebenfalls an
die Grenzen. Die Staatskanzleien wissen nicht mehr, wohin mit den
vielen Flüchtlingen, es sei denn, sie würden den Notstand erklären
und Vorschriften außer Kraft setzen. Doch genau diesen Eindruck will
die Bundesregierung, wollen auch die Ministerpräsidenten vermeiden.
Déjà-vu. So nennt man jene Momente, in denen einem etwas allzu
bekannt vorkommt. Ein solches Déjà-vu-Erlebnis haben gerade viele
Menschen, wenn die Politiker ihnen versichern, dass die Flüchtlinge
vor allem eine große Chance sind. Déjà-vu. Die Deutsche Einheit
sollte ohne Steuererhöhungen zu finanzieren sein, die Finanzkrise
keinerlei Gefahr für deutsche Sparer darstellen.
So verständlich es ist, dass die Verantwortlichen in der Politik
in aktuellen Krisen nicht dramatisieren wollen, um nicht Ängste zu
schüren und fremdenfeindlichen Kräften Vorschub zu leisten, so
unbehaglich wird einem angesichts der offensichtlichen
Täuschungsmanöver.
Wenn 800000 Menschen nach Deutschland kommen, beziehen sie
mindestens ein halbes Jahr lang Hilfe, viele länger. Um wenigstens
all jene, die guten Willens und gut ausgebildet sind, arbeiten zu
lassen, müsste Innenminister de Maizière aufwachen und nicht nur 2000
neue Beamte einstellen, sondern jegliche angebotene Hilfe für das
Bundesamt für Migration wahrnehmen. Wenn rund 200000 Anträge im Jahr
entschieden werden, 250 000 auf Halde liegen und 800000 neue
Flüchtlinge kommen, ist dies dramatisch.
Angela Merkel hat ohne Absprache mit den Ländern die Grenzen für
die festsitzenden Flüchtlinge geöffnet. Das war aus humanitären
Gründen richtig. Jetzt aber muss sie andere Signale setzen. Sie muss
Verfahren beschleunigen, europäische Nachbarn zur Einhaltung der
Regeln verpflichten und die Hilfsbereitschaft der Menschen nutzen,
ohne ihnen die Wahrheit zu verschweigen. Es muss schnell gehandelt
werden. Dann kann Deutschland auch diese Krise meistern.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
575155
weitere Artikel:
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Europas Flüchtlingspolitik
Dublin ist tot
Knut Pries, Brüssel Bielefeld (ots) - Die irische Hauptstadt kann nichts dafür - aber
sie steht jetzt für das Versagen der europäischen Asylpolitik.
"Dublin" ist die Chiffre für den Jahrzehnte alten, nunmehr
gescheiterten Versuch, das Problem zu marginalisieren: Es wurde an
den Rand geschoben. Die Kernbestimmung des Dublin-Verfahrens besagt:
Ein Flüchtling hat seine Bewerbung um Anerkennung dort abzugeben, wo
er zuerst EU-Boden betritt. Es liegt auf der Hand, dass dies
vorrangig die Länder mit langer EU-Außengrenze betrifft, besonders
wenn auf der mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Papstwort zu Ehenichtigkeitsverfahren
Drei Wochen Kampf
Julius Müller-Meiningen, Rom Bielefeld (ots) - Das Thema klingt sperrig, ist für die
katholische Kirche aber hochexplosiv. Das zeigen die Reaktionen aus
der römischen Kurie auf die von Papst Franziskus verabschiedete
Reform zur Vereinfachung und Beschleunigung von
Ehenichtigkeitsverfahren. "Das ist die Scheidung auf Katholisch",
behauptet ein Prälat. "Franziskus hat seine Maske fallenlassen", sagt
ein Monsignore. Kern der von einer Sonderkommission vorbereiteten
Reform ist ein nicht länger als 30 Tage dauerndes Schnellverfahren
zur Feststellung der Nichtigkeit mehr...
- Lausitzer Rundschau: Junckers Vorschläge zum Umgang mit der Flüchtlingskrise Cottbus (ots) - Jean-Claude Juncker als Geburtshelfer einer neuen
solidarischen EU-Flüchtlingspolitik ist alles Glück zu wünschen. Er
hat gute Pläne mit seinem Kind: Europa kann und muss mehr
Kriegsflüchtlinge aufnehmen als bisher, die dann gleichmäßig auf alle
Staaten der Gemeinschaft verteilt werden sollen. Das soll in Zukunft
ohne Gefeilsche, sondern nach einem festen Quotensystem geschehen. Er
schlägt eine einheitliche europäische Grenzschutzbehörde und eine
Liste sicherer Drittstaaten vor, aber auch einen
1,8-Milliarden-Hilfsfonds mehr...
- Allg. Zeitung Mainz: Menschenhatz / Kommentar zur Türkei von Friedrich Roeingh Mainz (ots) - Warum nimmt eigentlich niemand das Wort Pogrom in
den Mund? Warum gibt es überhaupt keine vernehmbare Reaktion der
Bundesregierung und der Europäischen Union auf die landesweite
Menschenhatz türkischer Nationalisten, bei der nicht nur 126
Parteibüros der kurdischen HDP verwüstet und unzählige Geschäfte von
Kurden in Brand gesteckt werden. In einem Ort nahe Ankara entkam ein
Trupp kurdischer Landarbeiter gerade noch einem Lynchkommando. Das
Ziel der türkischen Regierung ist klar. Sie hat die Stimmung gegen
die Kurden mehr...
- Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zum Piloten-Streik Stuttgart (ots) - Dass erst ein Gericht den Ausstand gestoppt hat,
ist für die Beteiligten kein Ruhmesblatt und wird die Verhandlungen
nicht erleichtern. Die Piloten machen keinen Hehl daraus, dass sie
Zugeständnisse bei der Altersversorgung nur machen wollen, wenn Spohr
von seinen Eurowings-Billigplänen abrückt. Damit aber streikte die
Gewerkschaft für ein Ziel, das sie mit diesem Mittel nicht anstreben
darf. Der Protest gegen die Verlagerung ist deshalb ein Eigentor der
Pilotengewerkschaft. Nun hat Spohr freie Hand für seine Pläne. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|