Weser-Kurier: Über Frank-Jürgen Weise schreibt Norbert Holst:
Geschrieben am 21-09-2015 |
Bremen (ots) - Er übernimmt einen der schwierigsten Jobs, den die
Republik zu bieten hat. Frank-Jürgen Weise, Deutschlands oberster
Jobvermittler, ist künftig auch der Chef für das
Flüchtlingsmanagement. In dieser Doppelfunktion fällt ihm nun die
Schlüsselrolle bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise zu. Das ist
nicht nur eine kostengünstige Lösung (Weise ist ja zunächst bezahlt
von der Bundesanstalt für Arbeit), sondern auch eine kluge. Denn
Weise wäre nicht Weise, wenn er nicht sofort loslegen würde.
Montagmorgen hat er bereits mit Bundesinnenminister Thomas de
Maizière gesprochen, heute tritt er seinen Job beim Bundesamt für
Migration und Flüchtlinge (BAMF) an. Auch die Unterstützung der
Unternehmensberatung McKinsey hat sich der neue BAMF-Chef schon
gesichert. Ganz oben auf seiner Agenda steht die Beschleunigung der
Asylverfahren, die im Durchschnitt immer noch fünf Monate dauern. Die
Migrationsbehörde ist damit zum Nadelöhr bei der Flüchtlingskrise
geworden. Auf dem Flüchtlingsgipfel am Donnerstag will Weise erste
Vorschläge machen, wie er den immensen Stau auflösen will. Eine
engere Verzahnung von BAMF und BA erscheint ohnehin überfällig -
nicht nur auf der Ebene der Chefetage. Wirtschaftsminister Sigmar
Gabriel hat es vergangene Woche bei einem Treffen der Allianz für
Aus- und Weiterbildung auf den Punkt gebracht: Die Voraussetzung für
eine erfolgreiche Integration sei "Sprache, Sprache, Sprache und
Arbeit, Arbeit, Arbeit". Das klingt banal, aber genauso ist es. Es
wird ohnehin ein verdammt hartes Stück Arbeit, Hunderttausende
Flüchtlinge für den Arbeitsmarkt fit zu machen. Zu beneiden ist Weise
jedenfalls nicht um seinen neuen Job. Er ist zum Erfolg verdammt.
Denn wenn sich der Antragsstau im Bundesamt nicht auflöst, haben
Regierung und vor allem Innenminister die Thomas de Maizière ein
Problem. Immerhin: Weise ist es schon einmal gelungen, ein
Bürokratiemonster zu zähmen. Aber allen Vorschusslorbeeren zum Trotz:
Für Erfolg oder Misserfolg seiner Mission wird auch entscheidend
sein, ob für die Runderneuerung der Behörde wirklich ein Halbtagsjob
ausreicht.
Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
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