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Börsen-Zeitung: Die Dividendenfrage, Kommentar zu Volkswagen von Peter Olsen

Geschrieben am 07-10-2015

Frankfurt (ots) - Schaut man auf die Kursentwicklung der
VW-Vorzugsaktie vom Mittwoch, dann muss man dem neuen Konzernlenker
Matthias Müller gratulieren. Mit seinen Aussagen auf der
Betriebsversammlung und in einem FAZ-Interview hat er wohl
Beschäftigten und Investoren Ängste genommen, auch wenn allen klar
ist, dass die Aufarbeitung der Dieselabgasaffäre noch ganz am Anfang
steht.

Über die Dividende habe er sich noch keine Gedanken gemacht, räumt
der 62-Jährige freimütig ein. Aber die Dividendenfrage ist gerade für
Volkswagen von hoher Relevanz, denn Stamm-Großaktionäre wie die
Familien Porsche und Piëch sowie das finanziell nicht auf Rosen
gebettete Land Niedersachsen fordern ihren Tribut.

Bisher beschränkt sich die bilanzielle Vorsorge für die technische
Reparatur von bis zu 11 Millionen Fahrzeugen auf 6,5 Mrd. Euro.
Zuletzt wies der Konzern einen Reingewinn von 10,8 Mrd. Euro aus. Da
wäre auch nach der Rückstellung ein beachtlicher Spielraum für eine
Ausschüttung vorhanden, zumal die Wolfsburger mit einer
Ausschüttungsquote von gerade einmal einem Fünftel ihre Anteilseigner
nicht gerade verwöhnen.

Aber kann sich der Konzern, angefeindet von vielen Seiten und vor
nicht kalkulierbaren Strafzahlungen und Schadenersatzforderungen
stehend, in der jetzigen Situation überhaupt eine Ausschüttung
erlauben? Wäre es nicht ein gutes Zeichen, wenn gerade die
Stammaktionäre, die auf der Kapitalseite den Aufsichtsrat bestimmen,
verzichteten, dafür aber die im Streubesitz befindlichen
stimmrechtlosen Vorzugsaktien bedient würden? Immerhin waren es ja
die Vorzugsaktionäre, die vor fünf Jahren mit 4,1 Mrd. Euro zur
Kapitalerhöhung gebeten wurden, um den Reverse Takeover von Porsche
durch Volkswagen mitzufinanzieren - und letztlich den Familienstämmen
Porsche und Piëch zur (Stimmen-)Mehrheit in Wolfsburg zu verhelfen.

Und möglicherweise muss Volkswagen die Vorzugsaktionäre ja wieder
zur Kasse bitten, um angesichts kommender Milliarden-Belastungen die
Bilanzstrukturen solide zu halten. Spielraum von etwa 12 Mrd. Euro
für Kapitalerhöhungen zu aktuellen Kursen bestünde noch, erst dann
würde das Vorzugs- zum Stammkapital aufschließen.

Für 2014 kehrte Volkswagen insgesamt 2,3 Mrd. Euro aus, davon
knapp 900 Mill. Euro an die Vorzugsaktionäre. Mit einer
Dividendenzahlung an den stimmrechtslosen Streubesitz würde
Volkswagen vom jüngsten Kurssturz gebeutelte Anteilseigner
besänftigen und die im Dax geführte Vorzugsaktie stützen.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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