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Orangensaft-Produktion missachtet Arbeitsrechte und ökologische Standards / Studie deckt die Mängel entlang der gesamten Orangensaft-Lieferkette auf

Geschrieben am 09-10-2015

Münster (ots) -

Sperrfrist: 09.10.2015 01:00
Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der
Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist.

Deutschland ist Fruchtsaft-Weltmeister und größter Abnehmer von
Orangensaft aus Brasilien. Die heute veröffentlichte Studie der
Christlichen Initiative Romero e.V. (CIR) und GLOBAL 2000 stellt die
gesamte Orangensaft-Lieferkette von den Plantagen Brasiliens bis in
die deutschen Supermärkte dar. Sie deckt prekäre Arbeitsbedingungen
auf und liefert neue Erkenntnisse über die verheerenden
Umweltauswirkungen der Orangensaft-Produktion.

"Für knapp 10 Euro Tageslohn müssen die ArbeiterInnen ungefähr 1,5
Tonnen Orangen täglich ernten. Der Sonne sind sie ungeschützt
ausgesetzt, wenn sie die wackligen Holzleitern mit bis zu 30 kg
schweren Säcken hoch und runter steigen.", fasst Sandra Dusch Silva
von der Christlichen Initiative Romero die Recherche-Ergebnisse zu
den Arbeitsbedingungen in Brasilien zusammen.

"Die von wenigen internationalen Konzernen dominierte
brasilianische Landwirtschaft ist extrem Pestizid-intensiv. In der
Orangenproduktion werden dabei die größten Mengen Pestizide pro
Hektar verbraucht", ergänzt Martin Wildenberg, Umweltexperte der
österreichischen Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000. "Dabei ist
auch ein völliger Verzicht auf Pestizide im Orangenanbau möglich -
wie bio-zertifizierte Betriebe überall auf der Welt beweisen."

Die Recherchen fanden im Rahmen der von der Europäischen Union
geförderten Kampagne SUPPLY CHA!NGE statt. Gleichzeitig zur
Veröffentlichung der Studie startet das Kampagnenbündnis eine
europaweite Petition, die europäische Supermärkte auffordert, für
ihre Eigenmarken soziale und ökologische Standards zu implementieren.
Der Aufruf ist ab dem 08.10.15 auf www.supplychainge.org geschaltet.

Hintergrund

Bereits im Jahr 2013 hatte die Christliche Initiative Romero e.V.,
damals gemeinsam mit der Gewerkschaft VER.DI eine Studie zu den
Arbeitsbedingungen in der brasilianischen Orangensaft-Produktion
vorgelegt. Das Urteil über die Entwicklungen der Branche von
Studienleiterin Sandra Dusch sind empörend: "Trotz enormer Gewinne
der brasilianischen Exportunternehmen und europäischer Handelsketten
werden Plantagenarbeiterinnen und -arbeiter zu Bedingungen
beschäftigt, die sich nur noch als moderne Sklavenarbeit bezeichnen
lassen."

Die Orangensaft-Industrie ist - in Brasilien wie in Deutschland -
von einer enormen Konzernkonzentration gekennzeichnet. Obwohl die
Hälfte des weltweit konsumierten Orangensaftes aus Brasilien stammt,
betreiben aufgrund von Wettbewerbsverdrängung lediglich drei
Großkonzerne Orangenanbau und Konzentrat-Gewinnung. Auch am Ende der
Lieferkette stehen immer weniger Handelskonzerne, die in Deutschland
Lebensmittel anbieten. Edeka, Rewe, Lidl/Kaufland und Aldi vereinigen
85 Prozent Marktanteil auf sich und diktieren damit indirekt die
Arbeitsbedingungen von Millionen Beschäftigten.

Dabei ist die Produktion und der Verkauf von Eigenmarken eine
zentrale Strategie der europäischen Handelsunternehmen: Anstatt
Produkte eigenständiger Marken zu handeln, stellen Supermärkte
verstärkt ihre eigenen Produkte her. In Europa werden 66% des
Orangensaftes als Eigenmarken der Supermärkte und Discounter
verkauft.

Vom 07. bis 08. Oktober 2015 findet in Antwerpen der Juice Summit,
das Wirtschaftstreffen der globalen Saftindustrie statt.
VertreterInnen von Gewerkschaften kommen nicht zu Wort. "Es ist
bezeichnend für die Verfassung der internationalen Saftindustrie,
dass die Diskussion über die Zukunft der Branche unter Ausschluss von
ArbeiterInnen und ihren VertreterInnen stattfindet", sagt Sandra
Dusch Silva.

Die Christliche Initiative Romero e.V. (CIR) setzt sich seit 1981
für Arbeits- und Menschenrechte in Ländern Mittelamerikas ein.
Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Unterstützung von Basisbewegungen
und Organisationen in Nicaragua, El Salvador, Guatemala und Honduras
sowie die Kampagnen- und Bildungsarbeit in Deutschland. Ziel ist,
eine Brücke zwischen Ländern des Südens und Deutschland zu schlagen.
Im Sinne ihres Namensgebers, des 1980 ermordeten salvadorianischen
Erzbischofs Oscar Romero, setzt sich die Christliche Initiative
Romero gegen Ungerechtigkeitsverhältnisse ein und ergreift Partei für
die Armen.

GLOBAL 2000 ist Österreichs führende, unabhängige
Umweltschutzorganisation. Als aktiver Teil von Friends of the Earth
International (FOEI) setzt sie sich für eine intakte Umwelt, eine
zukunftsfähige Gesellschaft und nachhaltiges Wirtschaften ein.

Presse-Material

Ab 09.10.2015 können Sie die Studie sowie Fotos und eine
Infografik zu den Arbeitsbedingungen in der Orangensaftindustrie
Brasiliens hier herunterladen:
http://www.ci-romero.de/presse_o-saft_studie/



Presse-Kontakt:

Sandra Dusch Silva
Christliche Initiative Romero e.V. / Büro Berlin / Eldenaer Straße 60
/ 10247 Berlin
Tel: 0176 - 64190709, Mail: dusch@ci-romero.de
www.ci-romero.de

Andreas Lipowsky
Christliche Initiative Romero e.V. / Büro Berlin / Eldenaer Straße 60
/ 10247 Berlin
Tel: 030 - 41723800, Mail: lipowsky@ci-romero.de
www.ci-romero.de


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