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NOZ: Interview Medien mit Kerstin Gier, Bestseller-Autorin

Geschrieben am 10-10-2015

Osnabrück (ots) - Kerstin Gier: "Hanni & Nanni" durfte ich nicht
lesen

Bestseller-Autorin musste als Kind auch auf Fernsehen,
Süßigkeiten, Barbiepuppen und Popmusik verzichten - Sohn liest keine
Bücher

Osnabrück. Bestseller-Autorin Kerstin Gier ("Mütter-Mafia",
"Rubinrot" "Silber"-Trilogie) durfte als Kind populäre Jugendbücher
nicht lesen. "Meine Mutter hatte etwas gegen die Trivialliteratur von
damals, 'Hanni & Nanni' kam bei uns nicht ins Haus", sagte die
49-Jährige der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag). Auch
"Fernsehen, Süßigkeiten, Barbiepuppen, Popmusik" seien tabu gewesen.
Stattdessen hätte sie zum Lesen alles von "der Empfehlungsliste für
die Jugendbuchpreise" zur Auswahl gehabt, berichtete die
Schriftstellerin. "Romane, in denen der Vater Alkoholiker ist, eine
psychische Krankheit hat und Kinder in KZs von ihren Eltern getrennt
werden. Vermutlich pädagogisch wertvoll aufgearbeitet, aber als
Achtjährige habe ich das alles nicht verstanden, sondern nur die
bedrückende Stimmung aufgenommen und die Welt für einen schlimmen Ort
gehalten." Das Leseverbot in der Kindheit habe Einfluss auf ihr
späteres Schreiben gehabt, sagte Gier weiter: "Ich wollte Geschichten
so erzählen, dass Kinder und Jugendliche sich während und nach der
Lektüre gut fühlen, am liebsten besser als vorher. Dass ihnen das
Lesen einfach nur Spaß macht und vielleicht ein bisschen Mut, die
Welt positiv zu sehen." Sie habe sich früh durch
"pädagogisch-wertvolle Kinderliteratur manipuliert und auch nicht
ernst genommen gefühlt" und sei immer dankbar für "spannende,
ehrliche, warmherzige Lektüre wie sie zum Beispiel die wundervollen,
zeitlosen Bücher von Astrid Lindgren bieten" gewesen. Die Vielzahl
ernster, bedrückender "Problem"-Bücher auf dem Kinder- und
Jugendbuchmarkt habe sicher ihre Berechtigung, sagte Gier, deren
Bücher sich millionenfach verkauften, mehrfach verfilmt worden sind
und seit Jahren oftmals ununterbrochen auf der
Spiegel-Bestseller-Liste stehen. Gleichwohl könne "ein
unterhaltsames, fröhliches Gegengewicht" auch heute nicht schaden. Zu
ihrem "großen Kummer" liest ihr 16-jähriger Sohn "überhaupt nicht
gerne", sagte die Autorin der international erfolgreichen
"Edelstein"-Fantasy-Trilogie: "Ich finde es so schade für ihn, weil
mich das Lesen doch immer so glücklich gemacht hat. Es tut mir leid
für ihn, dass er die wunderbare Erfahrung, sich völlig in einer
Geschichte zu verlieren, bisher nicht gemacht hat." Sie sei davon
überzeugt, dass ihr Mann und sie "erziehungstechnisch" alles richtig
gemacht hatten, "aber manchen Kindern erschließt sich das Geheimnis
einfach nicht", sagte sie.



Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: +49(0)541/310 207


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