NOZ: Gespräch mit Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime
Geschrieben am 19-10-2015 |
Osnabrück (ots) - Zentralrat der Muslime: Attentate von
Rechtsradikalen nicht entpolitisieren
Vorsitzender Mazyek warnt vor Beschwichtigung - "Hochgefährliche
Seite von Pegida nicht unterschätzen"
Osnabrück. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland hat
angesichts des Attentats auf die Kölner Oberbürgermeisterkandidatin
Henriette Reker davor gewarnt, Attentate und Terror von
Rechtsradikalen zu entpolitisieren. In einem Gespräch mit der "Neuen
Osnabrücker Zeitung" (Montag) sagte der Zentralrats-Vorsitzende Aiman
Mazyek: "Dadurch werden wir dem Ernst der Lage nicht gerecht." Wenn
der Täter des Attentats von Köln als Langzeitarbeitsloser dargestellt
werde, dann werde subtil sein rechtsradikales Vorgehen damit
beschwichtigt. "Letztendlich hat der Täter ja nach einem
rassistischen Tatmotiv gehandelt, das er selbst an Ort und Stelle zum
Ausdruck gebracht hat", erklärte Mazyek. "Daher müssen wir dort genau
hinschauen."
"Im Bereich von religiösem Extremismus werden zu Recht zu keinem
Zeitpunkt solche verharmlosenden oder erklärenden Momente mit
eingeführt", sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in
Deutschland. "Im Gegenteil, oft wird dabei übertrieben politisiert,
indem es zum Beispiel einseitig dem Islam zugewiesen wird." Einen
Mittelweg vermisse er in der Diskussion, auch um den
Rechtsextremismus. Auch Sicherheitskreise würden dem rechtsextremen
Spektrum bisweilen nicht das politische Gewicht zurechnen, das es
tatsächlich habe.
Die Pegida-Bewegung hat sich nach Einschätzung Mazyeks in Teilen
zunehmend radikalisiert. "Ich fürchte, dass gerade jetzt im Zuge der
Flüchtlingsfrage Pegida unverhofft wieder Wind in die Segel geblasen
wird." Er habe den Eindruck, dass in der gesellschaftlichen Debatte
insgeheim auf die Parolen von Pegida zumindest Rücksicht genommen
werde. Die hochgefährliche Seite der Bewegung dürfe aber keinesfalls
unterschätzt werden. - Die sogenannten "Patriotischen Europäer gegen
die Islamisierung des Abendlandes" (Pegida) hatten vor einem Jahr, am
20. Oktober 2014, erstmals zu einem "Abendspaziergang" durch die
Dresdner Innenstadt eingeladen.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207
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