(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Und sie bewegt sich doch, Kommentar zur Europäischen Union von Detlef Fechtner

Geschrieben am 26-10-2015

Frankfurt (ots) - Wer am Sonntag den Wortmeldungen mehrerer
Regierungschefs vor dem Sondertreffen über Flüchtlingspolitik
lauschte, dem konnte angst und bange werden um die Europäische Union.
Die larmoyanten Einlassungen des Slowenen Miro Cerar, die
besserwisserischen Ratschläge des Kroaten Zoran Milanovic oder gar
die unerhörte "Was geht es mich an"-Haltung des Ungarn Viktor Orbán!
Viele Stellungnahmen waren schlicht schaurig - und hatten nichts mit
der solidarischen Wertegemeinschaft zu tun, als die sich die EU gerne
präsentiert.

Die öffentlichen Beschuldigungen zeigen allerdings nur ein
unvollständiges Bild. Immerhin gelang es nämlich jenen
Regierungschefs, die sich zum Auftakt der Beratungen noch halsstarrig
und streitsüchtig gegeben hatten, im Laufe des Abends, sich
zusammenzuraufen - und gemeinsam mit ihren Amtskollegen ein
Maßnahmenpaket auf den Weg zu bringen, das sogar noch umfangreicher
ausgefallen ist als erwartet. Zwar blieb der große Wurf aus, aber
eben auch der große Knall. Die EU bewegt sich in der Flüchtlingskrise
einmal wieder wie bereits in der Staatsschuldenkrise: im
Schritttempo. Aber immerhin: Sie bewegt sich. Und widerlegt damit die
Mutmaßungen derer, die sie bereits voreilig komplett abgeschrieben
haben.

Gewiss, viele Maßnahmen wirken völlig unterdimensioniert. Wie
sollen 50.000 Quartiere in Griechenland reichen, wenn täglich
Tausende einreisen? Was nutzen Zusagen über die Umverteilung von
160.000 Flüchtlingen, wenn bisher nur einige Dutzend tatsächlich in
ein anderes EU-Land geflogen wurden?

Allerdings zeigen Erfahrungen zurückliegender Wanderungsbewegungen
aus dem Kosovo nach Deutschland, dass es gelingen kann, die Dynamik
zu bremsen - und damit Probleme beherrschbar zu machen. Genau darauf
zielen die Maßnahmen. Niemand behauptet, dass es bereits die Lösung
im Umgang mit den nach Europa strömenden Flüchtlingen ist. Aber es
ist zumindest eine Chance, den Fluss in geordnete Bahnen zu lenken.

Die EU hat insofern an diesem Wochenende zwar ihre "große
Bewährungsprobe", von der Angela Merkel und EU-Kommissionschef
Jean-Claude Juncker zu Recht sprechen, noch längst nicht bestanden.
Genauso, wie die Schuldenkrise keineswegs überwunden war, als man
sich 2010 auf einen gemeinsamen Rettungsfonds geeinigt hatte. Aber
immerhin funktioniert sie noch in ihrer Funktion als Forum der
Aussprache und Verständigung. Das war nach all den Sprüchen vor dem
Sondertreffen nicht unbedingt zu erwarten.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

578306

weitere Artikel:
  • LWW Group veröffentlicht komplette Rede von Präsident Li Zice, gehalten am Hauptsitz der UN in New York "Was für eine Welt möchten wir haben?" Peking (ots/PRNewswire) - Am 27. September um 11.30 Uhr Ostküstenzeit hielt der junge chinesische Unternehmer und Präsident der LWW Lingding Group, Li Zice, im "People's Encampment" am UN-Hauptquartier in New York eine Rede mit dem Titel "What kind of world do we want?" (Was für eine Welt möchten wir haben?), über die mehr als 187 englischsprachige Medien berichtet haben, wozu auch die meist besuchte Finanz-Website der Welt, Yahoo! Finance, und der Boston Globe gehörten, und dabei auf 170 mehr...

  • WAZ: Teuer erkaufter Kompromiss. Kommentar von Ulf Meinke zur Kraftwerksreserve Essen (ots) - Einen Schönheitspreis gewinnt Sigmar Gabriels Kompromiss mit den Braunkohle-Konzernen RWE, Vattenfall und Mibrag ganz sicher nicht. Es dürfte den Minister kaum verwundern, wenn er nun an seine eigenen Worte erinnert wird. "Hartz IV für Kraftwerke", "nicht arbeiten, aber Geld verdienen" - das werde es mit ihm nicht geben, hat er einmal gesagt. Nun wird es also eine Mischung aus Hartz IV und einer Abwrackprämie für Kraftwerke. Die Stromkonzerne erhalten durchaus beachtliche Subventionen. Und das geht so: Mehrere Braunkohle-Kraftwerke mehr...

  • Der Tagesspiegel: Kohleausstieg soll im Oktober 2016 beginnen Berlin (ots) - In weniger als einem Jahr soll der von der Bundesregierung organisierte Kohleausstieg beginnen. Zunächst soll die Anlage Buschhaus des Betreibers Mibrag in Niedersachsen am 1. Oktober 2016 vom Netz gehen. Das berichtet der Berliner "Tagesspiegel" unter Berufung auf den aktuellen Entwurf zum Strommarktgesetz, den das Bundeswirtschaftsministerium im November dem Kabinett vorlegen will. Alle acht in dem Papier genannten Anlagen sollen zunächst für vier Jahre in einen Status der "Sicherheitsbereitschaft" überführt werden mehr...

  • Lextar bringt rahmenlose LED-Flachleuchte "ALLUXIA" auf den Markt Hsinchu, Taiwan (ots/PRNewswire) - Lextar Electronics Corp ("Lextar" oder das "Unternehmen") (TAIEX: 3698) bringt seine neue Generation von LED-Flachleuchten auf den Markt: ALLUXIA. Die rahmenlose Optik von ALLUXIA ermöglicht Flexibilität für das nahtlose Anschließen von Leuchten. Lextar wird ALLUXIA bei der Hong Kong International Lighting Fair enthüllen, die vom 27.-30. Oktober 2015 stattfindet. Logo - http://photos.prnewswire.com/prnh/20151026/HK37836LOGO [http://photos.prnewswire.com/prnh/20151026/HK37836LOGO] Seitdem mehr...

  • Merck Millipore präsentiert Parteck® SRP 80: Hilfsstoff für die Formulierung fester oraler Darreichungsformen mit kontrollierter Wirkstofffreisetzung - Funktioneller Hilfsstoff speziell für Tabletten mit Retardwirkung - Vollsynthetisch für Konsistenz in Qualität und Funktionalität - Geeignet für Direkttablettierung und für schnelle und kosteneffiziente Entwicklung und Produktion Darmstadt, Deutschland (ots/PRNewswire) - Merck Millipore [http://www.merckmillipore.com/], der Life-Science-Geschäftszweig von Merck [http://www.merck.de/], präsentiert Parteck(®) SRP 80, einen neuen funktionellen Hilfsstoff zur Formulierung von festen oralen Darreichungsformen mit lang mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht