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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema "Deutsche Bank"

Geschrieben am 29-10-2015

Bielefeld (ots) - Die deutsche Wirtschaft trifft es in diesen
Tagen knüppeldick. Erst präsentierte Volkswagen eine
Quartalsbilanz mit einem Verlust von 3,5 Milliarden Euro. Dann schob
gestern die Deutsche Bank ein Minus von 6 Milliarden Euro nach. In
beiden Fällen sind Probleme mit dem Rechtsstaat eine wichtige
Ursache. In beiden Fällen werden die Aktionäre erst einmal in die
Röhre schauen. Noch gravierender sind die Folgen für die
Beschäftigten. Allein bei der Deutschen Bank sollen unterm Strich
9000 Stellen (plus 6000 Jobs bei externen Partnern) gestrichen
werden. Üblicherweise mag die Börse neue Besen, die endlich mal so
richtig ausfegen. Doch gestern sackte die Aktie der Deutschen Bank
nach John Cryans erster Pressekonferenz als neuer Chef des größten
deutschen Geldinstituts erst einmal ab. So schlimm hatten es sich die
Anleger offenbar doch nicht vorgestellt. Es gibt noch einen anderen
Grund: Ist ein Karren in den Dreck gefahren, muss man ihn zunächst
leichter machen, um ihn besser und schneller wieder auf die Straße zu
bringen. Doch dies genügt nicht. Der Karren muss flott gemacht
werden und eine Richtung bekommen. Wie das geschehen soll, dazu sagte
der neue Mister Schonungslos an der Spitze des Bankkonzerns gestern
nichts. Stellenstreichungen, Filialschließungen, die Aufgabe von
Ländergesellschaften, der Verkauf der Postbank: Das sind Werkzeuge
aus der Folterkammer, die schon vom Vorgänger-Duo Jürgen
Fitschen/Anshu Jain ausgepackt worden sind. Einst sah die Deutsche
Bank ihre Zukunft im Investmentbanking. Dieser Irrweg wurde bereits
rückgängig gemacht. Dann sah das Institut seine Zukunft als solides
Vollinstitut. Die Postbank sollte Stabilität geben. Und nun? Nicht
nur die Mitarbeiter, auch Kunden und Partner haben ein Recht auf
eine Antwort. Zuletzt hat die Deutsche Bank wieder vor allem die
Mittelständler angesprochen - und gerade in Regionen wie
Ostwestfalen-Lippe auch Erfolg gehabt. Doch der bodenständige
Unternehmer will nicht nur niedrige Kreditzinsen, sondern auch gute
Beratung und ein Institut, das ihn ins Ausland begleitet. In beiden
Bereichen will Cryan sparen. Mit einer Bemerkung überraschte der
neue Bankchef positiv. Die IT-Systeme der Bank seien »lausig«, sagte
er. Ein Drittel der Hardware sei am Ende der Lebensdauer, die
interne Struktur »schrecklich ineffizient«. Wenn der Brite das nach
so kurzer Zeit feststellt, steht zu befürchten, dass die Lage in
Wirklichkeit noch schlimmer ist. Nun, daran wenigstens kann Cryan
sehr schnell etwas ändern. Damit könnte er dann auch bei der
Belegschaft punkten. Wer arbeitet schon gern bei einem Unternehmen,
das außer durch Personalabbau vor allem durch teure
Rechtsstreitigkeiten von sich reden macht? Cryan muss sagen, wohin er
will. Sonst werden die Besten der Bank den Rücken kehren. Das Ziel
muss gar nicht hochgesteckt sein. Es könnte auch heißen: Die
Deutsche Bank muss wieder ein »normales« Geldinstitut werden.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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