SWR Fernsehen Programmhinweise und -änderungen von Samstag, 31.10.15 (Woche 45) bis Mittwoch, 09.12.15 (Woche 50)
Geschrieben am 29-10-2015 |
Baden-Baden (ots) - Samstag, 31. Oktober 2015 (Woche
45)/29.10.2015
Tagestipp
21.50 Frank Elstner: Menschen der Woche
Franziska Knuppe
Das deutsche Top-Model wurde in Rostock geboren und wuchs in
Potsdam auf. Knuppe hat eine Ausbildung zur Hotelfachfrau in München
abgeschlossen und anschließend ein Wirtschaftsstudium in Potsdam
begonnen. Nebenbei hat sie als Kellnerin in Potsdam gearbeitet und
dort nicht nur ihren Mann, sondern im Sommer 1997 auch Modedesigner
Wolfgang Joop kennengelernt. Er verhalf ihr zum Sprung in die
Topmodel-Liga. In den vielen erfolgreichen Jahren als Model wurde sie
von unzähligen internationalen Fotografen abgelichtet und bereicherte
viele Laufstege.
Ralf Bauer
Als "Menschen der Woche" am 30. September 2000 startete war Ralf
Bauer der letzte Gast in der ersten Sendung. Seither hat sich für ihn
natürlich vieles verändert, er ist häufiger auf Theaterbühnen zu
sehen, versuchte sich als Tanzschüler bei "Let's dance", spielte Old
Firehand bei den Bad Segeberger Karl May-Spielen und frönt seiner
Leidenschaft, dem Yoga. Bekannt machte ihn seine Rolle als smarter
Surfer in der ARD-Vorabendserie "Gegen den Wind", seitdem gilt Ralf
Bauer als Sonnyboy und Frauenschwarm. Doch auch im Charakterfach
überzeugt der Schauspieler.
Ritchie Newton
Im Sommer 1997 wanderte Ritchie Newton nach Thailand aus. Dort
verliebt er sich in Nong. Die beiden bekommen ein Kind, aber die
Beziehung scheitert. Sohn Rino ist sein ganzer Stolz. 2010 der
Schock: Ärzte diagnostizieren einen schweren Herzfehler bei Rino.
Ritchie Newton startet eine riesige Spendenaktion, deutsche
Fernsehsender berichten über den Sänger, der in Thailand inzwischen
mehrere Elvis-Shows unterhält. Tatsächlich kommen 1,4 Millionen Baht
für die aufwendige OP am 21. November 2010 zusammen - doch die Freude
darüber währt nicht lange, denn der 15-jährige Rino erleidet zwei
Schlaganfälle und stirbt Ende Mai 2015.
Felix Baumgartner
Er ist ein Grenzgänger und moderner Abenteurer: Felix Baumgartner
war schon als Kind vom Fliegen besessen, mit 16 Jahren absolvierte er
seine ersten Fallschirmsprünge. 1997 wurde der gelernte
Maschinenschlosser professioneller Base-Jumper und sorgte mit
spektakulären Sprüngen von den höchsten Gebäuden der Welt für
Schlagzeilen. 2012 ging der Salzburger endgültig in die
Geschichtsbücher ein: Aus einer Höhe von 39 Kilometern sprang Felix
Baumgartner Richtung Erde und durchbrach mit 1.375 Stundenkilometern
als erster Mensch die Schallmauer im freien Fall.
Überraschungsgast
Über 3.000 Gäste hatte Frank Elstner in den vergangenen Jahren bei
"Menschen der Woche". Einer, der in den vergangenen Jahren prominent
wurde, war allerdings nicht dabei. In der letzten Sendung ist er der
Überraschungsgast.
Mittwoch, 9. Dezember 2015 (Woche 50)/29.10.2015
20.15 betrifft: In der Gutachterfalle
Wenn die Justiz am Ende ist Autor: Thomas Diehl
"Was kann mir schon passieren? - ich bin ja gesund", so dachte
Ilona Haselbauer. Wegen eines Nachbarschaftsstreits stand sie vor
Gericht. Sie soll ihre Hausmeisterin mit einem Einkaufswagen verletzt
haben. Haselbauer bestreitet das energisch. Dem Richter wird es zu
bunt, er will ein psychiatrisches Gutachten. Der Gutachter kommt zu
dem Schluss: "Querulatorische Persönlichkeitsstörung! - Das mit dem
Einkaufswagen ist erst der Anfang, weitere und noch gefährlichere
Straftaten sind zu erwarten."
Eine anmaßende, schwer zu belegende Behauptung, so erscheint es.
Aber wenn ein Gutachter so etwas schreibt, dann hat das Folgen:
Haselbauer gilt nun als "vermindert schuldfähig" und als "Gefahr für
die Allgemeinheit". "Als ich das Gutachten gelesen habe, dachte ich,
es geht um einen anderen Menschen. - Das bin ich nicht!", so
Haselbauer. Der Richter entscheidet, dass die damals 51-jährige
Sozialpädagogin in eine forensische Klinik muss. Die Gesellschaft
müsse vor ihr geschützt werden. Sage und schreibe sieben Jahre wird
sie weggesperrt.
Haselbauer mag bisweilen unbequem oder auch rabiat sein. Aber eine
ernsthafte Gefahr? Sieben Jahre Freiheitsentzug? Man kann es kaum
glauben, aber es ist wahr! Und sie ist kein Einzelfall - ähnlich ist
es auch Michael Perez ergangen: Der junge Mann ist ebenfalls seit
sieben Jahren in der Forensik - bis heute. Seine Straftat: ein
Faustschlag in das Gesicht des Sohns seines Vermieters. Die beiden
hatten seit langem Streit, der immer weiter eskalierte. Seine
Schwester kämpft seit zwei Jahren um seine Entlassung: "Das steht
doch in überhaupt keinem Verhältnis mehr! Ich habe Angst, dass mein
Bruder sich aufgibt", fürchtet Bianka Perez.
Es gibt wohl eine ganze Reihe von Gutachtern, die Menschen ohne
lange zu zögern als "schuldunfähig" oder "vermindert schuldfähig"
einstufen. Auch bei Bagatelldelikten. Wohl wissend, dass das häufig
bedeutet, dass sie für viele Jahre im Maßregelvollzug landen. Die
Schwere der Tat spielt da keine Rolle. Moralische Bedenken oder auch
wissenschaftliche Standards werden teilweise ausgeblendet, so scheint
es. Persönliches Gerechtigkeitsempfinden, Antipathie, Angst vor
Rückfällen und auch die Erwartungen der Auftraggeber spielen
offensichtlich eine große Rolle. Da viele Richter psychiatrische
Gutachten nicht oder nur selten kritisch hinterfragen, machen sie die
Gutachter zu den eigentlichen Richtern. Das ist vor allem deshalb
bedenklich, weil Fehlgutachten nicht die Ausnahme, sondern fast die
Regel sind, wie ein Studie vermuten lässt: In 85 Prozent der
untersuchten Fälle wurde die Gefährlichkeit von entlassenen
Straftätern falsch eingeschätzt - nämlich viel zu hoch.
Diese Erfahrung musste auch Nico machen. Er hat als Jugendlicher
ein paar Mal jüngere Kinder gefesselt - und wurde als "tickende
Zeitbombe" bezeichnet, obwohl er sich nach den Taten nichts
Gravierendes mehr zuschulden kommen ließ. Der Richter winkte die
Gutachten Jahr für Jahr durch. Es ist "sehr, sehr schwer sich gegen
die Empfehlungen eines psychiatrischen Gutachters auszusprechen",
erklärt eine Richterkollegin. "Trotzdem müssen wir jedes Gutachten
kritisch prüfen!" Viele Richter tun das nicht - und dann ist schnell
ein Leben zerstört: Nico war insgesamt 14 Jahr in der Forensik! Nun
will er Schadensersatz und Schmerzensgeld. Seine Anwältin macht ihm
wenig Hoffnung: "Gutachter werden nicht zur Rechenschaft gezogen."
Diese Erfahrung musste auch Eberhard Herrmann machen: Der
erfolgreiche Geschäftsmann ist vor den Folgen eines vermeintlichen
Fehlgutachtens ins Ausland geflohen. Zwanzig Jahre lang hat er gegen
seinen Gutachter prozessiert. Der Psychiatrie-Professor hat Herrmann
nie persönlich gesprochen, diagnostiziert aber aufgrund von
Schilderungen eine "gefährliche Manie". Warum haben Gutachter eine
solche Macht? Wer kontrolliert die Gutachter - und die Vergabe von
Gutachteraufträgen? Wie wird die Qualität von Gutachten überprüft?
Fragen, die sich nicht erst seit dem spektakulären Fehlgutachten von
Gustl Mollath stellen. Tagtäglich werden Menschen falsch begutachtet
- und weggesperrt.
Die ehemalige Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger hat in
den letzten Monaten ihrer Amtszeit die Weichen für eine
Gutachterreform gestellt. Eine Reform, die Macht und Willkür der
Gutachter einschränken und für mehr Gerechtigkeit sorgen sollte. Sie
liegt dem Justizministerium vor und wird kontrovers diskutiert. Fehlt
die Bereitschaft, wirklich etwas zu ändern? Fest steht: Diejenigen,
die es betrifft haben keine Lobby! Aber fest steht auch: Die Zahl der
in der Forensik untergebrachten Menschen hat sich in den letzten
zwanzig Jahren nahezu verdoppelt. Es kann jeden treffen!
Bianka Perez, die Schwester des jungen Mannes, der wegen eines
Faustschlags in der Psychiatrie ist, bringt es auf den Punkt: "Man
ist der Gutachterwillkür absolut ausgeliefert. Ein Kampf gegen
Windmühlen! Ich hoffe nur, dass Michael durchhält."
SWR Pressekontakt: Johanna Leinemann, Tel 07221/929-22285,
johanna.leinemann@swr.de
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