Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Kampf gegen IS-Terror
Ohne die Syrer geht es nicht
Ulrike Demmer, Berlin
Geschrieben am 01-12-2015 |
Bielefeld (ots) - Nahezu alle wollen ihn loswerden. Der Wunsch
nach einem Ende der Schreckensherrschaft von Baschar al Assad ist
groß. Die Brutalität, mit der der syrische Diktator gegen die eigene
Bevölkerung vorgeht, lässt die Welt vor Entsetzen erschauern und
brachte den US-Präsidenten Barack Obama schon vor zwei Jahren dazu,
eine rote Linie zu ziehen: "So weit und keinen Zentimeter weiter",
warnte er den syrischen Diktator, als er Fassbomben und chemische
Waffen gegen die eigene Bevölkerung einsetzte. Trotzdem hält sich
Assad seit fast fünf Jahren an der Macht. Das ist kein Zufall. Assad
galt als Stabilitäts- und Machtfaktor. Man wollte keinen Staat
zerfallen sehen, wie in Libyen nach dem Tod Muammar Gaddafis. Aber
darf man Assad nun zum Waffenbruder im Kampf gegen den "Islamischen
Staat" erheben? Zugegeben, der Plan klingt schmutzig und unmoralisch.
Er wird kaum zu verhindern sein. Versionen für ein Ende Assads gibt
es viele. Aber egal ob der Diktator seine letzten Tage in einer
Datsche in Moskau, in einem Luxusapartment in Teheran oder in einer
Gefängniszelle in Den Haag verbringen wird, keines dieser Szenarien
wird so bald Wirklichkeit werden. So bleibt dem Westen kaum etwas
anderes übrig, als zu kooperieren. Die Koalition der Willigen gegen
den Islamischen Staat ist groß. Und sie wird immer größer.
Australier, Kanadier, Amerikaner, Franzosen und jetzt auch die
Deutschen schicken allerdings nur Flugzeuge, keine Infanterie, keine
Bodentruppen. Luftangriffe sind weniger riskant als ein Krieg auf dem
Boden. Doch die Netzwerke des IS lassen sich nicht so einfach aus der
Luft zerstören. Ohne Soldaten auf dem Boden wird sich der IS nicht
vertreiben lassen. Aber wer soll einen solchen Einsatz führen? Weder
die Amerikaner noch die Europäer wollen ihre Soldaten am Boden in
Syrien kämpfen und sterben sehen. Aus gutem Grund. Syrien ist ein
noch größerer Hexenkessel als der Irak. Natürlich will sich der
Westen einen blutigen Bodenkrieg auf diesem Terrain ersparen. So
bleiben nur die Soldaten der Region. Irakische, saudische, iranische
und eben auch syrische Soldaten kämpfen schon seit geraumer Zeit
inoffiziell gegen die Extremisten - irgendwie gemeinsam. Diese
Truppen haben nicht die gleichen Interessen. Sie werden hin und
wieder auch gegeneinander kämpfen. Es ist ein schmutziger und
unübersichtlicher Pakt, aber ohne die Syrer wird der Islamische Staat
nicht zu schlagen sein. Viel besorgniserregender als der schmutzige
Pakt mit Assad ist, dass die Koalition der Willigen keine Strategie
erkennen lässt. Es fehlt eine gemeinsame Vorstellung über die Zukunft
Syriens. Obama, Frankreichs Präsident François Hollande und
Bundeskanzlerin Angela Merkel handeln nicht wie kühl kalkulierende
Akteure, sondern wie Getriebene, die nach den Anschlägen von Paris
nun losmarschieren, ohne die Richtung zu kennen. Ohne Plan aber wird
das Kalifat nicht zu besiegen sein.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
580771
weitere Artikel:
- Lausitzer Rundschau: Aus der Erfahrung lernen
Deutschland beteiligt sich militärisch am Kampf gegen den Terror Cottbus (ots) - Die Frage stellt sich durchaus, ob die
Bundesregierung das Pferd nicht von hinten aufzäumt. Sich erst an
einem Krieg zu beteiligen, um dann zu (er-)klären, welcher
strategische Weg und welche politischen Ziele verfolgt werden sollen,
erweckt jedenfalls den Anschein, dass die komplexen Folgen eines wohl
über Jahre andauernden Militäreinsatzes in Syrien noch nicht bedacht
worden sind. Zumal in einem wichtigen Punkt die Haltung der Regierung
weder klar ist, geschweige denn abgestimmt: Ob mit dem Schlächter
Assad zur Not mehr...
- BERLINER MORGENPOST: Tiefsitzendes Misstrauen / Kommentar von Gilbert Schomaker Berlin (ots) - Die Koalition von SPD und CDU ist tief zerrüttet,
nicht erst seit der "Spitzel-Affäre". Dass sich der Regierende
Bürgermeister Michael Müller (SPD) und Innensenator Frank Henkel
(CDU) auf eine Vorgehensweise verständigen konnten, übertüncht nur
die Risse im Regierungsbündnis. Auf Seiten der SPD schießt man sich
gegen CDU-Senatoren ein, auf Seiten der CDU spricht man von
Demütigungen, die man durch die Sozialdemokraten erleide. Selbst wenn
Müller von einem "dämlichen und überflüssigen" Bericht sprach, bleibt
etwas von mehr...
- Schwäbische Zeitung: Königliche Terrorpaten - Leitartikel zu Saudi-Arabien und dem IS Ravensburg (ots) - Noch immer hofiert die zivilisierte Welt mit
dem saudischen Königshaus eine Herrscher-Clique, die den globalen
islamistischen Terror wesentlich mit zu verantworten hat. Ohne
Saudi-Arabien gäbe es dieses Ungeheuer namens Islamischer Staat
nicht, ohne die saudischen Öl-Milliarden hätte es weder al-Kaida
gegeben noch die Taliban in Afghanistan, oder Abu Sayaf auf den
Philippinen oder Boko Haram in Nigeria. Die Paten des weltweiten
islamistischen Terrors sitzen in Riad, alle (zivilisierte) Welt weiß
das, und es geschieht mehr...
- Thüringische Landeszeitung: Die Welt verbessern - Zuckerbergs Vermögen nicht neiden / Leitartikel von Florian Girwert zur angekündigten Vermögensspende des Facebook-Gründers Mark Zuckerberg Weimar (ots) - Zunächst einmal ist es lobenswert, sein Vermögen
für einen guten Zweck einzusetzen. Einen Vorwurf sollte man Mark
Zuckerberg, dem Gründer des sozialen Netzwerks Facebook, nicht
machen, nachdem er verkündet hat, im Laufe seines Lebens 99 Prozent
seiner Aktien für wohltätige Zwecke zu spenden. Gemessen am heutigen
Wert wären das 45 Milliarden US-Dollar - und Familie Zuckerberg hätte
noch mehrere hundert Millionen auf dem Konto. Man kann sich ohnehin
kaum vorstellen, wofür eine kleine Familie so viel Geld überhaupt
ausgeben mehr...
- MONITOR: CO2-Werte bei Opel-Eigenmessungen deutlich erhöht Köln (ots) - Der Automobilkonzern Opel hat in einer eigenen
Prüfung deutlich überhöhte CO2-Werte festgestellt. Das berichtet das
ARD-Magazin MONITOR (Das Erste, 3.12.2015, 22.15 Uhr). Das Protokoll
von insgesamt drei Messungen, die der Autohersteller Ende Oktober im
eigenen Prüflabor in Rüsselsheim durchgeführt hat, liegt der
MONITOR-Redaktion vor. Danach lagen Verbrauch und CO2-Emissionen bei
einem Opel Zafira Diesel im Durchschnitt um 15 Prozent über den
offiziellen Angaben des Herstellers. Messungen von MONITOR in einer
Abgasuntersuchungsstelle mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|