Billig versus nachhaltig: Kommt die Trendwende im Krankenhaus-Einkauf? / Sparpotenziale im Krankenhaus-Einkauf nahezu ausgereizt / Nachhaltigkeit gewinnt, so die Bilanz des 7. Beschaffungskongresses (
Geschrieben am 16-12-2015 |
Berlin (ots) -
Mit der Einführung der Fallpauschalen (DRG) begann ein Trend, der
bis heute die Einkaufslandschaft in deutschen Krankenhäusern prägt:
Vom Tupfer über Nahtmaterial bis hin zum komplexen Medizinprodukt -
alles soll möglichst billig sein. 90 Prozent der deutschen
Krankenhäuser haben sich deshalb großen Einkaufsgemeinschaften
angeschlossen, die - getrieben vom hohen Kostendruck - eine rigorose
Preispolitik verfolgen. Doch der Billigeinkauf der letzten Jahre
stößt offenbar an seine Grenzen, wie auf dem 7. Beschaffungskongress
in Berlin am 2. und 3. Dezember zu hören war.
Einkäufer vom Kostendruck getrieben
Für Krankenhäuser werde es immer schwieriger, noch
Einsparpotenziale bei den Sachkosten zu heben, meinte etwa Dr. Peter
Magunia von der Beratungsfirma Roland Berger im Eröffnungsplenum am
2. Dezember. Dabei sei der Kostendruck keineswegs kleiner geworden.
Der Gesundheitsökonom Prof. Wilfried von Eiff von der Universität
Münster formulierte das Problem noch deutlicher. "Der
preisorientierte Einkauf hat das Ende seiner Wirksamkeit erreicht,
die Einsparpotenziale sind weitgehend ausgeschöpft", erklärte von
Eiff vor rund 300 Kongressteilnehmern.
Einer Roland-Berger-Studie zufolge sehen dennoch 70 Prozent der
Geschäftsführer von Krankenhäusern weiterhin Einsparpotenziale im
Einkauf von medizinischem Sachbedarf. Möglicherweise, weil ihnen der
Kostendruck im Nacken sitzt, denn immerhin schreibt fast die Hälfte
der Häuser rote Zahlen. Laut Magunia wird der Druck dann an die
Einkaufsabteilungen weitergegeben. "Wir sind Getriebene", bekannte
die Chef-Einkäuferin der Paul-Gerhardt-Diakonie Sabine Köchling. In
der Nachhaltigkeit liegen noch Kosteneinsparpotenziale Ausgerechnet
ein Medizinproduktehersteller wollte das Ende eines ökonomischen
Einkaufs so nicht bestätigen, wobei zwischen billig und ökonomisch
ein ganz wesentlicher Unterschied besteht. Es gebe durchaus noch
Einsparpotenziale bei den Sachkosten, meinte Robert Schrödel,
Vorstand der Pioneer Medical Devices AG. Allerdings nur, wenn man
eingetretene Pfade verlasse. "Wir müssen weg von der Geiz ist Geil
Mentalität und stattdessen anfangen, in Produktlebenszyklen zu
denken", sagte Schrödel. So könne man mit einem hochwertigen
Medizinprodukt, das mehrmals aufbereitbar und wiederverwendbar sei,
am Ende rund ein Drittel der Kosten sparen, auch wenn der eigentliche
Einkaufspreis teurer sei. "Der kurzfristige Blick auf den Preis hat
zu fatalen Qualitätseinbußen geführt", erläuterte Schrödel anhand von
Fotodokumentationen, auf denen unter anderem ein verrosteter Shaver
für die Orthopädie eines namhaften amerikanischen Herstellers "Made
in China" zu sehen war. Dass so ein Produkt kaum wiederverwendet
werden kann, sieht jeder Laie. "Das billigste Produkt wird am Ende
das teuerste sein", erklärte Schrödel.
Mit seinem Plädoyer für mehr Nachhaltigkeit rannte der
Pioneer-Chef bei den Einkäufern offene Türen ein. Viele geben zu,
dass der Aspekt eines nachhaltigen Einkaufs bisher keinerlei Rolle
gespielt habe. Lebensdauer oder Reparaturfähigkeit seien ebenso
zugunsten des Preises vernachlässigt worden wie ethische Aspekte, zu
denen etwa Patientensicherheit, Arbeitserleichterung für die
Mitarbeiter oder das medizinische Outcome gehörten. "Einen ethischen
oder nachhaltigen Einkauf haben wir nicht auf dem Schirm", sagte die
Beschaffungsexpertin Sabine Köchling. "Aber ich verspreche Ihnen, wir
werden dazu eine Anspruchshaltung formulieren."
Löst also ein auf Nachhaltigkeit bedachter Einkauf die bisherige
Billigpreis-Einkaufspolitik ab? Aus Sicht des Gesundheitsökonomen
Wilfried von Eiff ist ein solcher Trend bereits in zarten Anfängen
erkennbar. "Der Lebenszykluskostenansatz gewinnt als
Entscheidungskriterium zunehmend an Bedeutung", sagte er. Doch es sei
noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. "Einem Geschäftsführer
müssen Sie erst einmal erklären, warum ausgerechnet das teurere
Mehrweg-Produkt in der Gesamtsicht preiswerter sein soll als das
billige Einmal-Produkt."
Robert Schrödel von Pioneer Medical Devices nannte viele gute
Argumente - angefangen bei der Qualität und Patientensicherheit bis
hin zur Ökologie und Ökonomie. Sein vor zehn Jahren gegründetes
Unternehmen stellt nicht nur Medizinprodukte her, sondern bietet auch
die qualitätsgesicherte Wiederaufbereitung in zwei Spezialanlagen an.
Mit mehr als 3.500 validierten Verfahren bereitet Pioneer eigene und
fremde Medizinprodukte so auf, dass sie hygienisch und funktional
einem neuwertigen Produkt entsprechen. Dafür gibt es sogar eine
Garantie. Laut Schrödel funktioniert das aber nur, wenn auch die
Qualität stimmt. Kommen Billigmaterialien wie bei dem besagten Shaver
zum Einsatz, ist eine seriöse Wiederaufbereitung eben nicht möglich -
auch wenn es der Klinikkonzern gerne möchte. "Unser Kunde hat das
eingesehen und ist nun auf einen Shaver umgestiegen, der sich viermal
wiederverwenden lässt", berichtete der Pioneer-Vorstand. "Unterm
Strich bedeutet das eine Kostenersparnis von 35 Prozent."
Ökologie kann zum Wettbewerbsvorteil werden
Ganz von den ökonomischen Vorteilen abgesehen leisten
Mehrweg-Medizinprodukte auch einen Beitrag zur Ökologie. Dr. Silke
Bustamante, Professorin für Dienstleistungsmanagement an der
Fachhochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin, meinte, der
ökologische Aspekt werde mehr und mehr zum Wettbewerbsvorteil. "Wer
sich heute als Green-Hospital bekennt, kann damit auch bei den
Patienten punkten", sagte sie. "Das bringt allen einen Vorteil, zumal
Ökologie und Ökonomie kein Widerspruch sind."
Während viele Hersteller die Aufbereitung zunehmend durch
Konstruktionstricks erschweren, weil sie um ihre Absatzzahlen
fürchten, geht Pioneer den umgekehrten Weg. Der Berliner
Medizintechnikhersteller entwickelt gemeinsam mit seiner Tochter
Rudolf Medical sogenannte Hybrid-Produkte. Das sind Medizinprodukte,
die begrenzt mehrwegfähig sind, aber zu komplex für eine Aufbereitung
in der ZSVA eines Krankenhauses sind. Bei den Hybrid-Produkten ist
die Wiederaufbereitung einschließlich der erforderlichen
Logistikleistung im Anschaffungspreis enthalten. Schrödel bezifferte
die Einsparpotenziale auf bis zu 50 Prozent.
Renaissance der Wiederaufbereitung
"Wenn wir in langfristigen Kosten denken, kommen wir um
nachhaltige, lebenszyklusorientierten Konzepte nicht drum herum",
fasste Wilfried von Eiff in der Abschlussveranstaltung zusammen.
Wiederaufbereitung und Reparaturfähigkeit erlebten gerade eine
Renaissance, meinte er. Weitere Trends mit Kosteneinsparpotenzial
sieht der Gesundheitsökonom in der Standardisierung von Prozessen und
neuen Vertragsmodellen zwischen Herstellern und Krankenhaus, die den
gesamten Versorgungsprozess umfassen. Dazu gehören etwa
pay-per-use-Angebote und Risk-Sharing-Modelle. "Aber", sagte von
Eiff, "Prozessveränderungen müssen kommuniziert werden. Die Menschen
müssen mitgenommen werden. Und da ist noch ein großes Defizit zu
erkennen." Die Pioneer Medical Devices AG versorgt seit vielen Jahren
Krankenhäuser, Medizinische Versorgungszentren und Spezialpraxen mit
innovativen Medizinproduktelösungen, die vom Produkt-Tracking, über
die Spezialaufbereitung und Just-in-time-Belieferung bis hin zur
Finanzierung reichen. Das Unternehmen versteht sich als der führende
Highend-Spezialist für Kosteneinsparungen bei medizinischen
Leistungserbringern, die gleichzeitig ihre Leistung und Qualität
steigern möchten.
Pressekontakt & Medienbüro:
Jana Schrödel - Ein Service der delta-crm GmbH für die Pioneer
Medical Devices AG - Germaniastr. 18-20 - 12099 Berlin - Telefon: +49
30 2000 335-532 - Mehr Infos: www.pioneer-med.de
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