Börsen-Zeitung: Nach dem Lift-off, Marktkommentar von Kai Johannsen
Geschrieben am 18-12-2015 |
Frankfurt (ots) - Die US-Notenbank Federal Reserve ist aus der
Nullzinspolitik ausgestiegen und hat in der gerade beendeten
Handelswoche erstmals seit fast einem Jahrzehnt den Leitzins
angehoben. Der Zielsatz für US-Tagesgeld wurde von der Spanne von 0
bis 0,25% auf jetzt 0,25 bis 0,5% angehoben. Die Reaktion der Märkte,
von Aktien über Renten bis hin zu Währungen und Rohstoffen, auf
diesen Lift-off fiel - nach ersten kurzen Schwankungen - doch
ausgesprochen moderat aus, was sich auch leicht erklären lässt. Der
Schritt war nicht nur gut vorbereitet und damit lange an den Märkten
erwartet, er wurde mancherorts schon als überfällig eingestuft. Man
muss es eigentlich schon andersherum betrachten: Hätte die Fed jetzt
noch einmal zugewartet, wären wohl eher heftige Verwerfungen an den
Märkten einzukalkulieren gewesen.
Für eine weitergehende Beruhigung der Anlegergemüter sorgte auch
die begleitende Erklärung der Fed bzw. der Fed-Chefin Janet Yellen
auf der anschließenden Pressekonferenz. Yellen machte den
Marktteilnehmern unmissverständlich klar, dass der Zinspfad der
US-Notenbank hin zu höheren Niveaus mit einer sehr gemächlichen
Gangart verbunden sein wird. Eine aggressive Zinserhöhungspolitik -
also ein sehr restriktiver Kurs - kann damit vollkommen
ausgeschlossen werden, es sei denn, über Nacht träte starke Inflation
auf, was wohl kaum der Fall sein wird. Yellen machte die weitere
Gangart wieder einmal datenabhängig. Es komme darauf an, wie sich die
Konjunktur und vor allem auch die Inflation entwickeln werde.
Und von der konjunkturellen Seite spricht - außer einer sehr
robusten Verfassung des US-Arbeitsmarktes - nicht sehr viel für
schnelle Leitzinsanhebungen. Der US-Einkaufsmanagerindex zeigt
erstmals seit gut drei Jahren an, dass die amerikanische Wirtschaft
wieder zur Schwäche neigt. Untermauert wurde das durch die am Tag der
US-Zinserhöhung vorgelegten Daten zur Industrieproduktion. Sie wiesen
für November ein Minus von 0,6% aus. Damit fiel der Rückgang deutlich
stärker aus, als es der Konsens mit einem Minus von 0,1% vorhergesagt
hatte. Sollte die US-Wirtschaft in den kommenden Monaten weiter
Schwächesignale aussenden, müssen sich die Marktteilnehmer wohl auf
eine Verlangsamung des Zinserhöhungsprozesses einstellen.
Mancher Analyst sieht den nächsten Zinsschritt der Fed bereits im
März, andere gehen davon aus, dass es erst im Sommer so weit sein
wird. Die US-Leitzinsen haben sich somit zwar vom Boden abgesetzt,
aber sie befinden sich immer noch auf historischen Tiefs. Das
Niedrigrenditeumfeld ist somit auch in den USA weiterhin intakt. Die
Geldpolitik der Amerikaner ist immer noch sehr expansiv ausgelegt.
Diese Liquiditätsflut sollte die Märkte zunächst noch weiter
unterstützen.
Tendenziell wirkt der nun angehobene Leitzins auch ein wenig
renditesteigernd an den Bondmärkten. Allerdings sollte dieser
Einfluss - insbesondere an den europäischen Rentenmärkten - nicht
überschätzt werden. Denn zwischen den USA und der Eurozone gibt es
divergierende Geldpolitiken. Während die US-Notenbank auf den
Zinserhöhungsmodus geschwenkt ist, steht der Präsident der
Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, weiterhin mit dem Fuß
auf dem Quantitative Easing genannten Gaspedal. Das bedeutet: Im
gemeinsamen Währungsgebiet ist die Geldpolitik weiterhin sehr
expansiv ausgerichtet. Und das wird noch einige Zeit so bleiben.
Draghi wird in den kommenden Wochen und Monaten das Kaufprogramm für
Anleihen noch ausweiten. Gegenstand von Käufen werden nun auch noch
die Bonds von regionalen und kommunalen Emittenten. Man darf gespannt
sein, ob das nun Druck von den Staatsanleihen nehmen wird, d.h. ob
diese Käufe dafür sorgen, dass die Knappheitssorgen der
Marktteilnehmer bei den Bundesanleihen etwa abnehmen werden, oder ob
die Illiquidität an den Rentenmärkten dadurch nur noch größer wird.
Die Käufe der EZB werden in den nächsten Wochen den
renditesteigernden Effekt der US-Zinserhöhung kräftig überlagern.
Denn niedrigere Renditen sind schließlich das Ziel dieser
EZB-Bondkäufe. Die Anleger sollten sich damit auch darauf einstellen,
dass am kurzen Ende der Kurve und in manchen Segmenten des
Rentenmarktes auch bis hin zu den mittleren Fälligkeiten wohl noch
negative Renditen zu beobachten sein werden. Insofern zeigt die
Zinsanhebung in den USA hierzulande nur einen sehr begrenzten
Einfluss auf die Notierungen an den Rentenmärkten.
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