5 Jahre AMNOG - Kristina Schröder (CDU): "Preismoratorium für Arzneimittel überprüfen"
Geschrieben am 21-12-2015 |
Münster/Berlin (ots) - Die CDU-Wirtschaftspolitikerin Kristina
Schröder hat sich für insgesamt bessere Voraussetzungen für die
Pharmaindustrie in Deutschland ausgesprochen. Die frühere
Familienministerin stellt im Interview mit Pharma Fakten
Regulierungen wie etwa das Preismoratorium für Arzneimittel in Frage.
Sie kritisiert außerdem den Quotendruck der Kassenärztlichen
Vereinigungen auf Ärzte, AMNOG-Produkte möglichst wenig zu
verschreiben.
Studien zeigen, dass innovative Arzneimittel häufig nicht beim
Patienten ankommen. Wie lässt sich dieses Dilemma am besten lösen?
Kristina Schröder: Die Einführung des AMNOG war ein Erfolg. Da
sind sich Politik und Pharma-Industrie im Großen und Ganzen einig.
Wir haben allerdings noch ein Problem auf der Nachfrageseite. Der im
AMNOG-Verfahren ermittelte Preis ist wirtschaftlich und die
Medikamente, die das Verfahren durchlaufen haben, können
grundsätzlich unbegrenzt verschrieben werden. Dennoch üben die
Kassenärztlichen Vereinigungen mit Instrumenten wie Quoten und Ampeln
immensen Druck auf die Ärzte aus, AMNOG-Produkte möglichst sparsam zu
verschreiben. Diese vom Gesetzgeber nicht gewollte Doppelregulierung
darf nicht sein. Hier müssen wir dringend nachjustieren.
An welchen Stellschrauben sollte beim AMNOG-Verfahren aus Ihrer
Sicht gedreht werden?
Schröder: Für mich sind die folgenden drei Punkte die wichtigsten:
1. Wir brauchen eine gesetzliche Klarstellung der Wirtschaftlichkeit
des Mischpreises. 2. Eine generische zweckmäßige Vergleichstherapie
darf gerne zur Nutzenbewertung herangezogen werden, aber ihr Preis
nicht auch die anschließende Preisverhandlung bestimmen. 3. Um die
Antibiotikaforschung und -produktion in Deutschland wieder
anzukurbeln, müssen wir im AMNOG für diese Präparate einen
Sondermechanismus einbauen, der gewährleitstet, dass der enorme
Aufwand sich für die Hersteller auch finanziell lohnt. Sonst werden
sich auch die letzten Unternehmen aus diesem Markt verabschieden.
Welche Bedeutung haben für Sie Pharmaunternehmen in Deutschland
und wie schätzen sie die Rahmenbedingungen für sie ein?
Schröder: Wenn man die Frage stellt, womit will und kann
Deutschland in Zukunft sein Geld verdienen, dann sage ich: mit
Gesundheit! Die Gesundheitswirtschaft ist für uns ein Leitmarkt, den
wir auch politisch stützen müssen. Nach wie vor sind die Bedingungen
für die Pharma-Branche gut, aber der Wind im internationalen
Standortwettbewerb ist rauer geworden. Als Wirtschaftspolitikerin
möchte ich, dass die gesamte Wertschöpfungskette der
Pharma-Unternehmen von der Forschung über die Produktion bis zum
Vertrieb in Deutschland bleibt. In puncto Innovationsfreundlichkeit
sollten wir deswegen noch besser werden.
Was müsste sich Ihrer Auffassung nach ändern, um bessere
Voraussetzungen für die Forschung nach neuen Therapien zu schaffen?
Schröder: Kaum ein Markt ist so stark reguliert wie der
Arzneimittelmarkt. Das spart Kosten für unser Gesundheitssystem - das
schreckt aber auch forschende Unternehmen ab. Ich spreche mich dafür
aus, dass wir unsere vielen Regulierungsinstrumente wie z.B. das
Preismoratorium, das seit fünf Jahren gilt, überprüfen. Denn mit den
Einnahmen für die Medikamente auf dem Bestandsmarkt werden die
tatsächlichen Innovationen und auch die vielen Fehlschläge
quersubventioniert. Außerdem sollten wir Maßnahmen ergreifen, um
Innovationen auf Basis bewährter Wirkstoffe zu erleichtern. Auch
solche Schrittinnovationen können für den Patienten einen großen
Mehrwert bedeuten.
Pressekontakt:
Stefan Rebein
Andreas Jankowiak
Redaktion Pharma Fakten
www.pharma-fakten.de
E-Mail: redaktion@pharma-fakten.de
http://twitter.com/pharmafakten
Tel.: +49 251 98776-83
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