(Registrieren)

Westfalen-Blatt: zur Politik der US-Republikaner

Geschrieben am 21-12-2015

Bielefeld (ots) - Eigentlich sollte es das Jahr des John Ellis
Bush werden. Das Ausrufezeichen hinter seinem Spitznamen steht dabei
für die Aufforderung des republikanische Establishments an das
Parteivolk: »Wählt Jeb!«. Doch die Basis der »Grand Old Party«
schaltet auf Durchzug. Sie ignoriert den gesetzten Favoriten und
folgt einem Außenseiter. Bis heute versuchen Analysten das Interesse
an Donald Trump als vorübergehend, begrenzt oder unter Hinweis auf
die Mexikaner- und Muslim-Hetze als nicht akzeptabel abzutun.
Großzügig übersahen sie dabei einen Trend, der ewige Gewissheiten der
US-Politik in Frage stellt. Seit der blondierte Egomane im Sommer
über eine Rolltreppe wie Gottes Geschenk an die Welt in das Foyer
seines Kitsch-Tempels von Manhattan schwebte, dominiert der Kandidat
die Umfragen. Zuletzt durchbrach Trump national die 40-Prozent-Marke.
Die Kandidaten der rechten Mitte - Jeb Bush, Marco Rubio, John Kasich
und Chris Christie - kommen zusammen auf weniger als ein Viertel der
Stimmen. Es zeugt von intellektueller Faulheit oder sträflicher
Unterschätzung, das Phänomen nicht tiefer zu ergründen. Trump
profitiert von der tiefen Verunsicherung einer Klientel, die sich
bedroht fühlt: ökonomisch, kulturell und nach San Bernardino auch in
ihrer persönlichen Sicherheit. Die Wutbürger haben in dem
ungenierten Poltergeist einen gefunden, der ausspricht, was sie
denken. Dass er dies mit dem Vokabular eines Viertklässlers tut,
hilft ihm dabei so sehr wie der platte »Amerika
zuerst«-Nationalismus. Richtige Konkurrenz droht dem Spitzenreiter im
Moment eigentlich nur von Ted Cruz, der rhetorisch geschliffener
genauso extreme Positionen bezieht. Sollte ihm ein Coup bei den
ersten Vorwahlen in Iowa am 1. Februar gelingen, könnte das Trump
den Sieger-Nimbus kosten. Die letzte Hoffnung des Establishments ist
ein Szenario, in dem Bush, Christie und Kasich aussteigen und sich
hinter den jung-dynamischen Rubio stellen. Der hat die mit Abstand
besten Umfragewerte, er steht für eine neue Generation. Leider hat
es Rubio versäumt, eine effektive Wahlkampf-Organisationen
aufzubauen. Zudem arbeitet der Vorwahlkampf-Kalender gegen ihn. Auf
dem haben sich die erzkonservativen Südstaaten nach vorn gedrängt, in
denen Rubios Kompromissbereitschaft bei Einwanderungsreform nicht
ankommt. Egal wer sich durchsetzt: Die Republikaner haben ein
Problem. Die Partei kann nicht alles gleichzeitig sein wollen: eine
moderne Kraft, die sich für Minderheiten öffnet, und eine, die elf
Millionen Einwanderer deportieren und einer Milliarde Muslime die
Einreise verweigern will. So gesehen geht es bei den Vorwahlen der
Republikaner um sehr viel mehr als die Nominierung. Auf dem Spiel
steht die Zukunft einer Partei, die Gefahr läuft, von ihren
Widersprüchen zerrissen zu werden.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

582090

weitere Artikel:
  • Lausitzer Rundschau: Mehr Ehrgeiz, bitte! Die Flüchtlinge und der Arbeitsmarkt Cottbus (ots) - Erst vor ein paar Wochen hatte Arbeitsministerin Andrea Nahles Ein-Euro-Jobs für Flüchtlinge angeregt. DGB-Chef Klaus Hoffmann will nun im Prinzip das Gleiche, wenn er einen "sozialen Arbeitsmarkt" fordert. Nur, dass die Jobs dort selbstverständlich nach Mindestlohn bezahlt werden müssten. Ist das sinnvoll? Zunächst einmal klingt es vernünftig, die Neuankömmlinge möglichst schnell in Arbeit zu bringen, anstatt sie in den Unterkünften zum Nichtstun zu verdammen. Doch die Idee ist unausgegoren. Ja, am Ende kann sie sogar mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Auf dem Prüfstand Die Spritpreise, der Diesel und die Steuern Cottbus (ots) - Ist der Autofahrer glücklich, dann ist es der zuständige Minister auch. Und die meisten Autofahrer werden vermutlich derzeit von Glücksgefühlen übermannt, wenn sie an der Tankstelle tanken. Der niedrige Ölpreis hebt die gute Laune und die will Alexander Dobrindt nicht vermiesen. Deswegen wehrt er jede Debatte über mögliche Steuererhöhungen beim Diesel ab. Es ist auch noch gar nicht so lange her, da war die Lage ganz anders: Da stiegen die Spritpreise fast bis an die Schmerzgrenze, der Frust war groß. Viele Tankstellenbesitzer mehr...

  • BERLINER MORGENPOST: Fragwürdiger Schutz / Kommentar von Isabell Jürgens zu Denkmalschutz für Nikolaiviertel Berlin (ots) - Bei allem Verständnis für den Wunsch, die DDR-Architektur der 80er-Jahre im Stadtbild zu dokumentieren, ist doch der Denkmalschutz für das gesamte Quartier ein fragwürdiger Weg. Muss man denn tatsächlich gleich alle diese Häuser unter Schutz stellen, nur um zu dokumentieren, dass die DDR-Planer hier seltsame Wege beschritten haben? Ein Straßenabschnitt würde dafür vollkommen genügen. Die strengen Denkmalschutzauflagen werden den Hauseigentümer, die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft WBM, zwingen, die Gebäude unverändert mehr...

  • NOZ: Städtetag: Bund sollte komplett zusätzliche Unterkunftskosten für Flüchtlinge zahlen Osnabrück (ots) - Städtetag: Bund sollte komplett zusätzliche Unterkunftskosten für Flüchtlinge zahlen Präsidentin Lohse beziffert die zusätzlichen Ausgaben auf bis zu 1,5 Milliarden Euro Osnabrück. Nach Ansicht der Städte sollte der Bund komplett die zusätzlichen Unterkunftskosten im Hartz-IV-System übernehmen, die durch den Flüchtlingszuzug entstehen. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch) bezifferte Städtetags-Präsidentin Eva Lohse diese zusätzlichen Ausgaben für die Kommunen auf 800 Millionen mehr...

  • Saarbrücker Zeitung: Maas fordert von den Deutschen mehr Zivilcourage Saarbrücken (ots) - Angesichts einer steigenden Zahl von Angriffen auf Flüchtlingsheime hat Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) die Deutschen zu mehr Zivilcourage aufgerufen. Maas sagte der "Saarbrücker Zeitung" (Mittwoch), die schweigende Mehrheit müsse sich "entschieden zu Wort melden, damit unsere gesellschaftliche Debatte nicht durch die Hetze und den Hass vergiftet wird". Dies bedeute, sich offen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu wehren. "Da sind wir alle gemeinsam in unserem Alltag gefordert, ob in der U-Bahn, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht