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Thüringische Landeszeitung: Placebo der CSU - Integrationspflicht ist kontraproduktiv / Leitartikel von Katja Dörn zur CSU-Forderung nach einer Integrationspflicht für Flüchtlinge

Geschrieben am 29-12-2015

Weimar (ots) - Die CSU ist auf Stimmenfang. Bestimmt nicht bei
denen, die in einigen Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft erlangt
haben, hier leben, arbeiten und ihre Kinder groß ziehen. Diese
heutigen Flüchtlinge nämlich sind für die CDU-Landesgruppe erst
einmal Widerwillige. Wer sich nicht integriert, dem sollen die
Leistungen gekürzt werden, fordern sie in einem Papier, das für eine
Klausur im Januar bestimmt ist. Doch was auch die CDU-Vize Julia
Klöckner stürmisch begrüßt, hat einen entscheidenden Haken: Auch die
Deutschen müssen willig sein, diese Menschen zu integrieren. Es fehlt
an Integrationskursen, an Sprachkursen, an Kita-Plätzen für
Flüchtlingskinder.

Wenn Deutschland jetzt nicht investiert, fällt es uns in einigen
Jahren auf die Füße. Doch was Integration kostet, verschweigt die
CSU. Lieber wird mit Sanktionen gedroht. Das ist kontraproduktiv in
einer Zeit, die eigentlich mehr braucht als Stimmungsmache.

Natürlich müssen sich auch Flüchtlinge an das Grundgesetz halten.
Doch das reicht manchen nicht, die Flüchtlinge aus dem arabischen
Raum partout als respektlose Personen wahrnehmen wollen, die nicht
fähig sind, Werte und Regeln eines anderen Landes zu respektieren.
Die "Integrationspflicht" ist nichts anderes als ein
Beruhigungsmittel der CSU für manche Wähler, die in eine rechtere
Ecke schielen. Doch es wird nicht wirken, weil es nur einseitig auf
Schnelligkeit ausgerichtet ist. Es ist eine Herausforderung, Menschen
aus einem anderen Kulturkreis, teilweise mit geringer Bildung in
diese Gesellschaft zu integrieren. Und das dauert. Daher müssen aber
auch alle mitarbeiten: Flüchtlinge und Deutsche im alltäglichen
Leben.



Pressekontakt:
Thüringische Landeszeitung
Chef vom Dienst
Norbert Block
Telefon: 03643 206 420
Fax: 03643 206 422
cvd@tlz.de


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