Börsen-Zeitung: Sportlicher Jahresauftakt, Marktkommentar von Kai Johannsen
Geschrieben am 08-01-2016 |
Frankfurt (ots) - Rückblickend wird die Wertschätzung freier Tage
häufig nicht nur daran gemessen, ob man Erholung, neue Eindrücke oder
möglicherweise sogar neue Freunde gewonnen hat, sondern auch daran,
wie lange der ausgeruhte Zustand nach dem Urlaub anhält. Im besten
Fall bleibt trotz großer Herausforderungen im Alltag ein Eindruck von
Leichtigkeit zurück, der über mehrere Wochen bestehen bleibt. Für
viele Investoren, die am Montag der abgelaufenen Woche frisch aus dem
Urlaub zurückgekehrt sind, dürften die ersten Handelstage am
Aktienmarkt die Erholung auf eine harte Belastungsprobe stellen. Man
kann den Analysten von M.M. Warburg bei dieser Einschätzung nur Recht
geben, muss aber zwei Dinge hinzufügen. Erstens: Nicht nur am
Aktienmarkt. Zweitens: Der sportliche Jahresauftakt an den
Finanzmärkten gibt einen Vorgeschmack auf das, was in diesem Jahr
wohl noch so auf die Anleger zukommt. Es wird sportlich bleiben, um
nicht wieder das Wort "volatil" zu bemühen.
In der Tat: An den Finanzmärkten ging es in den ersten Tagen des
neuen Jahres wirklich rund, und zwar rund um den Globus. Die
Schockwellen kamen - wieder einmal, möchte man hinzufügen - aus
China. Erneut wurden die Sorgen befeuert, dass das
Wirtschaftswachstum im Reich der Mitte ganz gehörig abflauen oder die
Konjunktur sogar eine harte Landung hinlegen könnte. Der Yuan wertete
kräftig gegenüber dem Dollar ab. Die Verspannungen waren am gesamten
Währungsmarkt zu spüren. Der Rohölpreis wurde von den
Konjunktursorgen ein weiteres Mal in Mitleidenschaft gezogen und
marschierte in Richtung 30-Dollar-Marke. Auch die Industriemetalle,
von denen die Chinesen so Einiges benötigen, standen auf den
Verkaufslisten der Anleger. Selbstredend, dass auch die
risikobehafteten Aktien in diesem Umfeld nicht gerade eine
aufwärtsgerichtete Tendenz aufwiesen, sondern es praktisch überall in
Richtung Süden ging. Chinas Aktienkurse rauschten in die Tiefe, so
dass gleich die erst zum Jahresanfang eingeführten Circuit Breaker
(Handelsunterbrechungen an der Börse) aktiviert wurden und für den
Rest des Tages alles still stand. Flugs entschieden sich die Chinesen
nach eilig einberufenen Beratungen, die Circuit Breaker doch erst mal
wieder abzuschaffen. Mal sehen, was die neue Woche in dieser Hinsicht
bringt. Neue Crashs und eine Wiedereinführung der
Handelsunterbrechungen vielleicht. Flexibilität haben die Chinesen ja
unter Beweis gestellt, könnte man spöttisch hinzufügen.
Die China-Turbulenzen waren an anderen asiatischen Aktienmärkten
und auch den Emerging Markets wie etwa Brasilien zu spüren. Natürlich
kam auch Europa nicht ungeschoren davon. Besonders heftig erwischte
es den deutschen Aktienmarkt und damit auch den Dax. Deutsche Aktien
erlebten mit dem Kursrutsch am Montag ihren schwächsten Jahresauftakt
seit dem Jahr 1988. Und so mancher Investor dürfte sich beim
Tiefstand des deutschen Leitindex am Donnerstag, der unterhalb der
Marke von 10.000 bei 9.810 Punkten gemessen wurde, verwundert die
Augen gerieben haben, war doch praktisch die gesamte
Jahresperformance aus 2015 am vierten Handelstag 2016 futsch. Später
setzten sich die Notierungen deutscher Blue Chips dann vom Boden ab.
Den Freitag landeten sie dann wieder im Minus. Gefragt war
Sicherheit, der Bund-Future nahm Kurs auf Rekord.
Eine gewisse Sportlichkeit ist aber auch den Verantwortlichen bei
der US-Notenbank nicht abzusprechen. Die Meldung ist in dem Trubel an
den Märkten ein wenig untergegangen. Jeffrey Lacker, Chef der Fed von
Richmond, sagte in einer Rede, die von seinen Fed-Kollegen im Mittel
vorhergesagten vier Zinsschritte nach oben in diesem Jahr seien mit
Vorsicht zu genießen. Hört, hört - möchte man meinen.
Interessant ist aber, was er hinzufügte: Es könnten auch mehr
werden, falls sich der Ölpreis stabilisiere und Dollar nicht mehr
aufwerte! Sportlich, sportlich, kann man da nur sagen. In diesem
Umfeld tatsächlich noch daran zu denken, dass man 2016 mehr als
viermal den US-Leitzins nach oben befördern kann, muss in diesen
Tagen - wohlwollend formuliert - als Wunschdenken bezeichnet werden.
Andersherum wird ein Schuh daraus: Wenn die Märkte im Gefolge
eines schwächeren chinesischen und damit wohl auch weltweiten
Wachstums noch ein paar Mal abrutschen und der Dollar weiter
aufwertet, kann die Fed von Glück reden, wenn sie in diesem Jahr den
Zinsschritt vom Dezember nicht wieder rückgängig machen muss.
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