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Börsen-Zeitung: Überraschende Wende, Kommentar zu Bilfinger von Peter Olsen

Geschrieben am 14-01-2016

Frankfurt (ots) - Spätestens im Herbst ist klar geworden, dass der
über Jahre zusammengekaufte und danach wieder zurückgeschnittene
Bilfinger-Konzern kein überzeugendes Geschäftsmodell aufzuweisen hat.
Hatten die beiden früheren Vorstandschefs Herbert Bodner und Roland
Koch noch Wachstums- und Ertragsperspektiven aus dem Zusammenspiel
der verschiedenen Geschäfte versprochen, beendete die neue Führung um
Per Utnegaard diese Hoffnungen abrupt.

Zwischen den beiden im Konzern verbleibenden Kerngeschäften
Industriedienstleistungen sowie Bau- und Gebäudemanagement gebe es
keine Synergien. Beide Sparten sollten künftig eigenständig und
getrennt marschieren, kündigte der von Swissport gekommene Manager im
Oktober an. Damit stellte sich automatisch die existenzielle Frage,
welche Funktion in einem solchen Zwei-Säulen-Konzern die bisher
operative Muttergesellschaft noch haben würde. Immer wieder
hochgekommene Zerschlagungsspekulationen erhielten neue Nahrung.

Diese scheinen sich nun zu bestätigen, denn überraschend gab
Bilfinger in der Nacht zum Donnerstag ad hoc bekannt, dass es für den
Großteil des derzeit einzig stabilen Geschäfts Building and Facility
"Interessensbekundungen potenzieller Erwerber" gebe. Zwar sei die
Prüfung der eingegangenen Angebote von Finanzinvestoren und
strategischen Interessenten "ergebnisoffen". Auch sei dies noch kein
Anlass, die gerade erst entwickelte Zwei-Säulen-Strategie, deren
Details in diesem Frühjahr festgezurrt werden sollten, anzupassen.
Aber wer sich schon professionellen Rat für eine Bewertung des
Marktes holt, der signalisiert den Anlegern, dass eine Zerschlagung
möglich ist. Im Verlauf des Tages zog denn auch der von sechs
Gewinnwarnungen gebeutelte MDax-Wert kräftig an. Nicht nur der
Finanzinvestor Cevian, der 26% an den Mannheimern hält und dessen
Engagement unter Einstand liegt, will nach dem Kursdebakel seit Mitte
2014 Geld sehen.

Ein Verkauf von Building and Facility könnte laut UBS 1,66 Mrd.
Euro bringen - der gesamte Konzern bringt es im Moment auf 1,8 Mrd.
Euro. Die Deutsche Bank, die schon mit der Veräußerung der
verlustreichen Kraftwerksservices beauftragt ist, soll auch jetzt an
Bord sein. Ginge neben Power auch das Immobiliengeschäft weg, dann
bliebe nur noch das Geschäft mit Industriedienstleistungen von etwa
3,4 Mrd. Euro Jahresleistung übrig - und das tut sich mit seiner
Kundschaft in Chemie- sowie Öl- und Gasindustrie derzeit und wohl
noch einige Zeit richtig schwer.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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