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Kölner Stadt-Anzeiger: Scharfe Kritik an Kölner Pfarrer wegen Bordell-Spende // Rheinische Kirche weist auf ethische Regeln hin - Alice Schwarzer und Frauenverbände empört

Geschrieben am 05-02-2016

Köln (ots) - Die evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) hat sich
von der Annahme einer Spende des Großbordells Pascha durch die Kölner
Pfarrer Hans Mörtter und Karl-Heinz Iffland distanziert. "Die
rheinische Kirche legt kein Geld in Bereichen an, in denen die
Rendite mit Rüstungsgütern, Prostitution, Kinderarbeit oder Ähnlichem
erzielt wird", sagte EKiR-Sprecher Jens Peter Iven dem "Kölner
Stadt-Anzeiger". Der Personaldezernent der Kirchenleitung in
Düsseldorf habe deshalb bereits "zeitnah" ein Gespräch darüber
anberaumt, was diese Grundposition "im Umkehrschluss bedeutet". Der
evangelische Frauen-Dachverband efir reagierte mit besonderer
Empörung auf lobende Aussagen Mörtters über das Pascha und seine
Betreiber auf einem "Wohltätigkeitsabend" zum 20-jährigen Bestehen
des Bordells sowie auf die Annahme der Spende, deren Höhe das Pascha
mit 8500 Euro angibt. "Es wird einem schlecht", sagte die
Sprecherin des efir-Leitungsteams, Iris Pupak, der Zeitung. "Das ist
frauenverachtend, frauenfeindlich und macht mich wütend." Als
Privatmann solle der für sein soziales Engagement bekannte Pfarrer
der Kölner Lutherkirche machen, was er wolle. "Aber wenn er als
Pfarrer auftritt und Spenden einsammelt, wird die Sache
problematisch. Er kann doch nicht von der Frage absehen, woher eine
Spende kommt. Es ist nicht in Ordnung, Geld von jemandem anzunehmen,
in dessen Geschäft sexuelle Ausbeutung von Frauen und Gewalt eine
Rolle spielen. Das ist ganz bestimmt nicht im Sinne Jesu. Alles hat
seine Grenzen. Hier kann es nur ein klares 'Nein' geben." Die
Frauenrechtlerin und Herausgeberin der Zeitschrift "Emma", Alice
Schwarzer, stellte Mörtters christliche Gesinnung in Frage. "Frauen,
die mindestens fünf Mal am Tag ranmüssen, allein um die Wuchermiete
zu zahlen - solche Verhältnisse sind für Pfarrer Mörtter 'völlig in
Ordnung'? Da sieht er sich, wie er sagt, nicht im Recht, moralisch zu
sagen: Das ist aber falsch, was ihr hier macht? - Darf ich fragen:
Passt eine solche Unbarmherzigkeit und Frauenverachtung zu einem
Christen? Oder muss ich aus all dem schließen: Dieser Pfarrer ist gar
kein Christ?" Mörtter nannte Schwarzers Kritik "den Hammer". Er
verteidigte im "Kölner Stadt-Anzeiger" den Besuch im Pascha mit dem
Bemühen, nicht über Prostituierte zu sprechen, sondern mit ihnen. So
wie er das Pascha und seinen Geschäftsführer Armin Lobscheid kennen
gelernt habe, seien Sex-Arbeiterinnen dort geschützt. Die Annahme
der Pascha-Spende rechtfertigte er mit den Worten, wenn er eine
moralische Latte an die Herkunft von Spenden legen würde, könnte er
"bald gar kein Geld mehr nehmen". Ein Obdachloser, dem er winters
einen Schlafsack bezahle, frage nicht, ob das ein Pascha-Schlafsack
ist oder nicht. "Und ich weiß nur, dass er ihn braucht." Klar
distanzierte sich Mörtter auf Anfrage des "Kölner Stadt-Anzeiger"
allerdings vom Frauenbild des Pascha-Chefs Hermann Pascha alias
Hermann Müller, der gesagt hatte, eine Frau komme auf die Welt, "um
einem Mann zu dienen und zu gehorchen. Mörtter: "Das ist
unterirdisch, aber ich kannte den Mann auch gar nicht."



Pressekontakt:
Kölner Stadt-Anzeiger
Newsdesk
Telefon: 0221 224 3149


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