Trendwende: Mehr afghanische Ex-Mitarbeiter der Bundesregierung dürfen nach Deutschland
Geschrieben am 09-02-2016 |
Hamburg (ots) - Seit Mitte 2015 dürfen deutlich mehr afghanische
Ex-Mitarbeiter der Bundesregierung wegen konkreter Gefährdung nach
Deutschland ausreisen. In 68 Prozent der entschiedenen Fälle gaben
die Bundesbehörden Aufnahmezusagen - vor dem Juli 2015 passierte dies
nur bei 40 Prozent der Gefährdungsanzeigen von Ortskräften der
Bundeswehr, der deutschen Entwicklungshilfe, des Innenministeriums
und des Auswärtigen Amtes. Das ergaben Berechnungen des
Radioprogramms NDR Info auf Grundlage von Zahlen des
Bundesinnenministeriums aus dem Juli 2015 und Februar 2016.
Die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl und die Grünen im
Bundestag bezeichneten die Entwicklung als erfreulich und positiv.
Der Trend spiegle nun stärker die verschlechterte Sicherheitslage in
Afghanistan wider. Die Bundesregierung spricht von monatlichen
Schwankungen bei den Einzelfallprüfungen.
Verantwortlich für die Trendwende ist vor allem die
Entscheidungspraxis bei Gefährdungsanzeigen im Bereich der
Bundeswehr. In den vergangenen sieben Monaten gab es in 92 Prozent
aller geprüften Fälle Aufnahmezusagen, bis Juli 2015 lediglich in 37
Prozent. Der stellvertretende Geschäftsführer von Pro Asyl, Bernd
Mesovic, sagte NDR Info dazu: "Das ist ein erfreulicher Realismus. Es
hat sich mit der ja viele Jahre andauernden militärischen
Intervention weder ein Sicherheitsstandard im Lande halten lassen,
und auf der anderen Seite sind die ehemaligen Mitarbeiter sogar
zunehmend gefährdet worden." Von afghanischen Bundeswehrmitarbeitern
kommen mehr als drei Viertel aller Gefährdungsanzeigen. Insgesamt
wurden seit Start des sogenannten Ortskräfteverfahrens vor
zweieinhalb Jahren etwa 1800 Fälle bearbeitet. Die Afghanen müssen
darin belegen, dass sie durch ihre Arbeit für deutsche
Regierungsinstitutionen besonders gefährdet sind, etwa durch
Drohungen der Taliban.
Praktisch keine Veränderung gibt es dagegen im Bereich des
Bundesentwicklungsministeriums (BMZ), wo weiterhin fast zwei Drittel
aller Anträge abgelehnt werden. Das gilt auch für die bisher größte
Welle von Gefährdungsanzeigen bei der staatlichen Deutschen
Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ). Nach der
vorübergehenden Einnahme von Kundus durch die Taliban Ende September
hatten dort 43 afghanische GIZ-Mitarbeiter die Ausreise beantragt,
nur ein Drittel bekam aber Aufnahmezusagen. Die flüchtlingspolitische
Sprecherin der Grünen im Bundestag, Luise Amtsberg, äußerte im
Gespräch mit NDR Info darüber Unverständnis: "Die Taliban machen
keine Unterscheidung, ob man bei der GIZ oder der Bundeswehr tätig
ist. Insofern ist diese Differenz ganz, ganz besorgniserregend und
logisch nicht zu erklären, sondern deutet eher darauf hin, dass man
sich da nicht ausreichend um die Sicherheit der Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter kümmert." Auch Bernd Mesovic von Pro Asyl zeigte sich
verwundert: "Ich habe das Gefühl, dass die Lage im Bereich des BMZ
noch nicht ganz ernst genommen wird."
Die Bundesregierung sieht keine Verbindung zwischen der
allgemeinen Sicherheitslage und der Entscheidungspraxis bei
Ortskräften. "Jede Gefährdungsanzeige wird sorgfältig und individuell
geprüft", erklärte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums NDR Info
auf Anfrage. "Liegt eine Gefährdung vor, erhält die Ortskraft eine
Aufnahmezusage. Insofern kann es von Monat zu Monat zu Schwankungen
in der Anzahl der Aufnahmezusagen kommen."
Pressekontakt:
Norddeutscher Rundfunk
Presse und Information
Ralph Coleman
Tel: 040-4156-2302
http://www.ndr.de
https://twitter.com/ndr
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
584853
weitere Artikel:
- Das Erste, Dienstag, 9. Februar 2016, 5.30 - 9.00 Uhr
Gäste im ARD-Morgenmagazin Köln (ots) - 8.05 Uhr, Karl-Georg Wellmann, CDU, Auswärtiger
Ausschuss, Thema: Türkeibesuch von Angela Merkel
8.05 Uhr, Henriette Reker, Oberbürgermeisterin Köln, Thema:
Nachlese Karneval
Pressekontakt:
WDR Presse und Information, Annette Metzinger, Tel. 0221-220-7120
Agentur Ulrike Boldt, Tel. 02150 - 20 65 62 mehr...
- Schwäbische Zeitung: Für Erdogan steht es gut - Kommentar zur Türkei Ravensburg (ots) - Es ehrt die Bundeskanzlerin, dass sie sich
nicht zu schade ist, einmal mehr den türkischen Präsidenten zu
besuchen. Ihre Visite in Ankara zeigt die Ernsthaftigkeit, mit der
Angela Merkel um eine Kontrolle der Zuwanderung aus den
Bürgerkriegsregionen in Syrien und dem Irak bemüht ist.
Aber Merkel und Erdogan bewegen sich sich in unterschiedlichen
Wertesystemen, was eine Verständigung schwierig macht. Dem türkischen
Staatschef geht es zuallererst um eine Anerkennung seines Landes und
seiner Person als gewichtige mehr...
- Schwäbische Zeitung: Ganztagsangebot bitte nachbessern - Kommentar zum Ganztagsangebot Ravensburg (ots) - Es kann nicht sein, dass Grundschulkinder ihre
Mittagspause zum Großteil im Bus verbringen. Doch genau das passiert
mancherorts.
Es ist schon richtig, dass Eltern die Wahl haben zwischen dem
Ganztagsangebot und der klassischen Halbtagesgrundschule. Nur
bedeutet Halbtagesgrundschule heute vielerorts auch, dass die Kinder
zumindest an einem Nachmittag Unterricht haben. Da die Mittagspause
dann aber nicht mit abgedeckt ist, müssen einige mit dem Bus nach
Hause fahren, essen, und gleich wieder zurück.
Am mehr...
- Lausitzer Rundschau: Künstliche Aufregung
Zur Debatte um das Bargeld Cottbus (ots) - In der Debatte werden zwei Themen miteinander
vermischt, um Abwehr zu erzeugen: Das geplante Verbot von
Bargeldgeschäften über 5000 Euro mit der Idee, das Bargeld überhaupt
abzuschaffen. Das eine soll Geldwäsche erschweren, auch die
Terrorfinanzierung. Das andere würde tatsächlich ein Stück Freiheit
kappen. Durch die Vermischung entsteht der Vorwurf, die Regierung
wolle den Bürgern unter dem Vorwand der Kriminalitätsbekämpfung ihre
Freiheit nehmen. Wolle am Ende alle Zahlungen kontrollieren.
Bargeldlos durch die mehr...
- Lausitzer Rundschau: Perfides Spiel mit der Angst
Zur Kriminalität in Deutschland Cottbus (ots) - Betrug am Telefon, im Internet, an der Haustür -
die Maschen, mit denen Gauner versuchen, anderen das Geld aus der
Tasche zu ziehen, sind unendlich. Mit immer neuen Ideen versuchen die
Betrüger, ihre Opfer auszunutzen. Neuester Trend: Die Täter schrecken
auch vor Horrornachrichten nicht mehr zurück, versuchen gezielt, ihre
Opfer zu schockieren. Das funktioniert mit Geschichten über den
totkranken Enkel leider ebenso gut wie mit der vermeintlichen
Staatsgewalt falscher Polizisten oder Gerichte. Für die echte Polizei
ist mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|