Bain-Studie zum Finanzsektor: Nur jede dritte Großbank ist auf die verschärfte Regulierung strategisch vorbereitet (FOTO)
Geschrieben am 12-02-2016 |
München/Zürich (ots) -
Neue Regulierung erfordert Anpassung der Banken-Geschäftsmodelle
- Die meisten Großbanken im Euroraum haben notwendige Schritte
noch nicht in Angriff genommen
- Vorreiter finden sich in den USA, der Schweiz und in
Großbritannien
- Umsetzung der neuen Regeln ist eine strategische Aufgabe
- Druck der EZB auf deutsche Banken wird durch
Geschäftsmodellüberprüfung und verbindliche Abwicklungsplanung
deutlich zunehmen
Höchstens ein Drittel aller systemrelevanten Großbanken weltweit
hat sein Geschäftsmodell bereits vollständig an die neuen
Regulierungsvorschriften angepasst. Insbesondere Banken in
Großbritannien, der Schweiz und den USA haben längst gehandelt und
sind deutlich weiter als deutsche Häuser. Dies sind Ergebnisse der
aktuellen Studie "How banks can use strategy, structure and
resilience to win the regulatory endgame" der internationalen
Managementberatung Bain & Company. Sie untersucht, inwieweit
systemrelevante Banken in Europa und den USA die neuen Paradigmen der
Regulierungsbehörden bereits implementiert haben: Nachhaltigkeit des
Geschäftsmodells, Widerstandsfähigkeit gegen neuerliche Krisen und
geordnete Abwicklungsmöglichkeiten.
Bain-Partner und Studienautor Matthias Memminger sieht bei den
Banken im Euroraum erheblichen Nachholbedarf: "Viele Banken
betrachten die Umsetzung der verschärften Regulierung vor allem als
Compliance-Angelegenheit und verkennen die strategische Dimension.
Oft haben sie noch gar nicht realisiert, dass der Regulierer die
Überprüfung der Geschäftsmodelle als Kernaufgabe versteht." Die
Banken erfüllen pflichtgemäß die neuen Vorschriften und stocken wie
gefordert ihre Kapitalbasis deutlich auf. Doch im Gegensatz zu
angelsächsischen Häusern scheuen sie spürbare Veränderungen ihres
Geschäftsmodells und ihrer Struktur.
Die Vorreiter haben sich bereits von besonders volatilen und damit
kapitalintensiven Aktivitäten getrennt. Geschäftsbereiche ohne
Aussicht auf nachhaltige Returns oberhalb der gestiegenen
Kapitalkosten im neuen Umfeld stellten sie zur Disposition. In
einzelnen Fällen kam es zum Rückzug aus ganzen Regionen und
Geschäftsfeldern wie dem Handel mit Rohstoffen oder Anleihen. Damit
haben diese Banken nicht nur die Forderungen der Regulierungsbehörden
nach einer stärkeren Widerstandsfähigkeit gegen Krisen erfüllt.
Vielmehr ziehen sie daraus weitere Vorteile. "Auch wenn es
kurzfristig schmerzhaft war, haben die Vorreiterbanken mit ihrem
geschärften Profil langfristig einen Wettbewerbsvorteil", so
Memminger. "Und das honoriert der Kapitalmarkt." Der
Bewertungsunterschied zwischen Banken im Euroraum und ihrer
angelsächsischen Konkurrenz spricht Bände (Abb. 1).
Drei strategische Handlungsfelder für Banken
"Die deutschen Banken müssen handeln", mahnt Dr. Jan-Alexander
Huber, Bain-Partner und Co-Autor der Studie. "Die neuen Regeln sind
eine Chance, ihr Geschäft zu fokussieren und Komplexität zu
reduzieren." Drei Themen stehen im Mittelpunkt:
- Verringerung der Risiken und nachhaltige Ertragskraft: Dies
lässt sich durch den Ausstieg aus besonders risikobehafteten,
kapitalintensiven Geschäftsfeldern ebenso erreichen wie durch
eine optimierte Kapitalallokation und die Konzentration auf
profitable Geschäftsfelder mit stabilem Cashflow.
- Stärkung der Kapitalbasis: Kapitalerhöhungen, stärkere Rücklagen
sowie die Ausgabe von bail-in-fähigen Instrumenten wie
CoCo-Bonds versetzen Banken in die Lage, die Forderung der
Regulierer nach höheren Kapitalpuffern zu erfüllen.
- Beschleunigte Umsetzung und Akzeptanz der neuen Vorschriften:
Euro-Banken sind unter Zeitdruck, denn ab diesem Jahr greifen
sowohl der einheitliche Abwicklungsmechanismus (SRM) als auch
die neuen Bestimmungen zum aufsichtsrechtlichen Überprüfungs-
und Bewertungsprozess (SREP). Dabei prüft die EZB quartalsweise
die Banken detailliert und umfassend - auch auf die
Tragfähigkeit ihres Geschäftsmodells.
"Selbst unter der neuen Regulierung können Banken erfolgreich
sein", betont Bain-Partner Huber. "Halten sie jedoch zu lange an
tradierten Geschäftsmodellen fest, laufen sie Gefahr, den Anschluss
im globalen Wettbewerb zu verlieren. Die Zukunft gehört fokussierten
Banken mit transparenter Struktur. Auch in Deutschland!"
Bain & Company
Bain & Company ist eine der weltweit führenden
Managementberatungen. Wir unterstützen Unternehmen bei wichtigen
Entscheidungen zu Strategie, Operations, Technologie, Organisation,
Private Equity und M&A - und das industrie- wie länderübergreifend.
Gemeinsam mit seinen Kunden arbeitet Bain darauf hin, klare
Wettbewerbsvorteile zu erzielen und damit den Unternehmenswert
nachhaltig zu steigern. Im Zentrum der ergebnisorientierten Beratung
stehen das Kerngeschäft des Kunden und Strategien, aus einem starken
Kern heraus neue Wachstumsfelder zu erschließen. Seit unserer
Gründung im Jahr 1973 lassen wir uns an den Ergebnissen unserer
Beratungsarbeit messen. Bain unterhält 53 Büros in 34 Ländern und
beschäftigt weltweit 6.000 Mitarbeiter, 700 davon im
deutschsprachigen Raum. Weiteres zu Bain unter: www.bain.de.
Pressekontakt:
Leila Kunstmann-Seik, Bain & Company Germany, Inc., Karlspatz 1,
80335 München
E-Mail: leila.kunstmann-seik@bain.com, Tel.: +49 (0)89 5123 1246,
Mobil: +49 (0)151 5801 1246
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