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Westfalen-Blatt: zur Stimmung in der Wirtschaft

Geschrieben am 16-02-2016

Bielefeld (ots) - In Nahost brennen nun sogar Krankenhäuser.
Russland sieht sich wieder im Kalten Krieg mit dem
Westen. Europa droht an der Flüchtlingsfrage zu zerbrechen.
Parteipolitiker reden sich in Deutschland um Kopf und Kragen. Doch
die Wirtschaft strotzt vor Kraft - und strahlt voller Optimismus.
Leben die Unternehmer auf einem anderen Stern? Sind sie etwa
gedopt? An Aufputschmitteln fehlt es nicht. Da ist das schon
längere Zeit konstant niedrige Zinsniveau. Es verbilligt Kredite für
betriebliche Investitionen und verführt Verbraucher, mehr zu
konsumieren als im Sinne einer vernünftigen Altersvorsorge angeraten
ist. Hinzu kommen der niedrige Euro-Kurs und das billige Öl. Die
Währung hilft im Export, weil sie die Waren im Ausland preiswerter
macht. Das Öl entlastet die Kostenseite. Ein echtes
Konjunkturpaket ist die große Zahl an Migranten. Die Flüchtlinge
brauchen Wohnraum - darüber freut sich die Bauwirtschaft. Sie
brauchen Essen - und fördern damit unter anderem Handel und
Gastronomie. Der Staat braucht Personal, sie zu verwalten, zu
versorgen, zu schützen, zu beaufsichtigen, zu unterrichten: Das
schafft Arbeit. Zusätzlich wirken Flüchtlinge dem demographischen
Wandel entgegen und können langfristig die Sozialsysteme stützen.
Doch was ist, wenn das Doping nicht mehr wirkt? Ist die Wirtschaft
stark genug für einen Entzug? Der Abschwung des Dax seit
Dezember zeigt, dass zumindest die Börse Zweifel hat. Schon gibt
es internationale Entwicklungen, die eine harte Landung provozieren.
Da sind die Kriege, der Terrorismus, der wirtschaftliche Abschwung
in einigen Schwellenländern. Griechenland steckt weiter in der Krise
fest. Großbritannien wird möglicherweise die EU verlassen. Doch die
größere Gefahr geht von neuen Grenzen in Europa aus. Kontrollen
verlangsamen nicht nur den Reiseverkehr, sondern stoppen auch den
Warenfluss. Die europäische Wirtschaft ist zusammengewachsen - mit
der Folge, dass Produktionsbetriebe auf pünktliche Lieferungen
angewiesen sind. Sind sie nicht mehr sicher, verlängern sich die
Produktionszeiten. Lagerhallen kosten, fangen aber den Nachteil
nicht auf. Der Industrie- und Handelskammertag berechnete den Schaden
für die deutsche Wirtschaft auf zehn Milliarden Euro. Nüchtern
betrachtet ist die Lage der Welt, Europas und Deutschlands alles
andere als ermutigend. Es wäre an der Zeit, die Probleme gemeinsam
anzupacken. Doch das klappt schon in Deutschland nicht; gute Ansätze
auch in der Wirtschaft werden durch Populisten vom Schlage Horst
Seehofers oder Sigmar Gabriels sowie von Bürokraten in Ämtern,
Agenturen und Rathäusern blockiert. Es klappt auch in Europa nicht,
weil Regierungschefs vergessen haben, woher ihre Staaten kommen, und
glauben, Solidarität sei eine Einbahnstraße. Wenn es aber in
Deutschland und Europa nicht klappt, wie soll erst die Welt, wenn
das Doping abgesetzt ist, wieder auf die Beine kommen?



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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