HAIL, CAESAR! feiert Kinostart mit Prädikat "besonders wertvoll"/Außerdem mit Prädikat im Kino: DER GEILSTE TAG von und mit Florian David Fitz und das bewegende Drama MUSTANG
Geschrieben am 17-02-2016 |
Wiesbaden (ots) - HAIL, CAESAR! (Start: 18. Februar) von den
Coen-Brüdern feierte erst vergangenen Donnerstag seine umjubelte
Premiere auf der Berlinale. In dieser Woche nun startet die Hommage
an das Classical Hollywood der 1940er und 1950er Jahre auch im Kino.
Alles dreht sich um die Traumfabrik Hollywood und ihre Illusionen.
Damit diese auch erhalten bleiben, braucht es Menschen wie Eddie
Mannix, die sich um das Image der Stars und Sternchen kümmern, die
Presse auf Abstand halten und eben alles "reparieren", was vor und
hinter der Bühne Schaden nehmen kann. Erst als ein berühmter Star
direkt vom Set entführt wird, gerät auch Eddie an die Grenzen seiner
Möglichkeiten. "Eine intensive und monumentale Liebeserklärung an das
klassische Hollywoodkino mit all seinen Tücken, von dem bewährten
Coen-Team originell und detailreich inszeniert. Roger Deakins liefert
makellos choreographierte Bildkompositionen, die Schauspieler glänzen
in mitunter satirisch überhöhten Rollen, die indes nie das Interesse
an den Charakteren verlieren. Die Coens haben mit diesem Film erneut
bewiesen, dass sie zu den außergewöhnlichsten amerikanischen
Filmkünstlern ihrer Generation gehören." So urteilt die fünfköpfige
Expertenrunde über die Komödie, der sie das höchste Prädikat
"besonders wertvoll" verleiht.
Der eine schläft permanent ein, der andere kann kaum selbständig
atmen - es gibt bessere Ausgangslagen, die man sich für Helden eines
Road Movies aussuchen würde. Doch genau diese Grundidee macht den
besonderen Charme von DER GEILSTE TAG (Start: 25. Februar) aus, dem
neuen Film von Florian David Fitz. Fitz spielt Benno, bei dem zu
Beginn des Films ein nicht operabler Hirntumor attestiert wird.
Zusammen mit seinem ebenfalls todkranken Zimmernachbarn Andi,
gespielt von Matthias Schweighöfer, entscheidet er sich, dem
Schicksal ein letztes Schnippchen zu schlagen, und noch einmal das
Leben so richtig zu feiern. Was folgt, ist ein sehr unterhaltsames
Buddy- und Roadmovie, das, so die FBW, geschickt die Balance hält
zwischen komischen und tragischen Momenten. Zudem lobt die Jury die
Leistung der Hauptdarsteller, die "den Film tragen". Das Verhältnis
von Benno und Andi sei "sehr behutsam in Szene gesetzt". Die Jury
zeichnet die "gelungene Tragikomödie" mit dem Prädikat "wertvoll"
aus.
Seit dem Tod ihrer Eltern leben Lale und ihre vier Schwestern bei
ihrem Onkel in einem Dorf in der Türkei. Der Onkel wacht mit
konservativer Strenge über die Mädchen und als sie eines Tages beim
Herumtollen mit ein paar Jungs erwischt werden, entscheidet die
Familie, dass sie nun zuhause bleiben müssen, selbst zur Schule
dürfen sie nicht mehr gehen. Doch die fünf aufgeweckten Mädchen
versuchen alles, um der Strenge und der Enge der Situation zu
entkommen. Der Debütfilm von Regisseurin Deniz Gamze Ergüven, MUSTANG
(Start: 25. Februar) überzeugt als intensive und doch mit
Leichtigkeit erzählte Coming of Age-Geschichte. Die Jury der FBW war
beeindruckt und vergab einstimmig das höchste Prädikat "besonders
wertvoll" für diesen Film, der in diesem Jahr auch für den Oscar als
bester fremdsprachiger Film nominiert ist. In ihrer Begründung für
die Auszeichnung schreibt sie: "Mustang ist mit seiner fundierten
Kritik daran, wie Frauen in der Türkei behandelt werden, ein immens
politischer Film. Vor allem ist er aber ein grandios erzähltes Drama,
das auf allen Ebenen souverän in Szene gesetzt wurde."
Mehr Informationen zu aktuellen und kommenden FBW-Empfehlungen
unter www.fbw-filmbewertung.com.
Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) zeichnet
herausragende Filme mit den Prädikaten wertvoll und besonders
wertvoll aus. Über die Auszeichnungen entscheiden unabhängige Jurys
mit jeweils fünf Filmexperten aus ganz Deutschland. Die FBW bewertet
die Filme innerhalb ihres jeweiligen Genres.
Prädikatsfilme vom 18. bis 25. Februar 2016
Hail, Caesar! Spielfilm, Komödie. USA 2016.
Das Hollywood der 50er Jahre ist eine Fabrik, die Träume
produziert. Und wie in jeder anderen Fabrik gibt es auch in Hollywood
hier und da kleine und große Problemchen. Das weiß auch Eddie Mannix.
Er ist bei einem der großen Studios als universeller "Problemlöser"
angestellt und ist so den ganzen Tag damit beschäftigt, zickige Diven
zu besänftigen, neugierige Klatschreporterinnen abzuwehren und
anspruchsvolle Regisseure in ihre Schranken zu weisen. Eigentlich hat
Eddie die Sache ganz gut im Griff. Doch dann wird auf einmal der
große Star Baird Whitlock vom Set eines Monumentalfilms entführt. Die
Entführer nennen sich die "Zukunft" und fordern 2 Millionen Dollar.
Nun ist guter Rat teuer, denn keiner darf erfahren, was wirklich vor
sich geht. Ein Ablenkungsmanöver muss her. Doch Eddie muss
feststellen: In der Traumfabrik eine glaubhafte Illusion
herzustellen, ist leichter gesagt als getan. In Form einer Hommage
zelebriert der neue Film der Coen-Brüder das klassische Genrekino der
1940er und 1950er Jahre. Keine Standardsituation und kein
Starklischee, das hier nicht parodiert und persifliert wird. Da gibt
es den Westernhelden, der in seiner darstellerischen Leistung etwas
begrenzt daher kommt, aber dennoch vom Studio zu einem Imagewechsel
hin zum Charakterdarsteller gezwungen wird. Da gibt es das "American
Sweetheart", das alle auf der Leinwand verzaubert - und das hinter
den Kulissen flucht wie ein Kesselflicker und Ehen sammelt wie andere
Socken. Und da gibt es den großen Star, der die Leinwand gottgleich
beherrscht, der aber ansonsten über wenig Tiefe und charakterlichen
Ausdruck verfügt. Es ist dem stargespickten Ensemble (unter anderem
George Clooney, Josh Brolin, Tilda Swinton, Scarlett Johansson und
Ralph Fiennes) in jeder Minute anzusehen, welch großen Spaß allen das
Spiel mit den Konventionen und den ironischen Brechungen derselben
bereitet. Angesprochene Themen wie die Kommunistenverfolgung der
McCarthy-Ära oder auch der Konflikt zwischen Film und Religion als
Zensor verleihen der Farce eine weitere tiefergehende Dimension. All
diese Aspekte vereinen die Coens auf wunderbar verspielte Weise, ohne
jemals zu verleugnen, dass es der Zuschauer hier mit einem Kino der
Attraktionen zu tun hat, das in erster Linie unterhalten soll. Es ist
außerdem das Kino der Genres, dem die Coens auf respektvolle und
dennoch augenzwinkernde Weise huldigen, mit dem für sie so typischen
und herrlichen trockenen Humor, der sich vor allem in den köstlichen
Dialogen spiegelt. Auf kunstvolle Weise vereinen sie die einzelnen
filmischen Stilmittel wie Musik, Bühnenbild, Score und Montage, um
ein großartiges Panoptikum des vergangenen Hollywoods zu zeichnen.
Und um zu zeigen, warum das Kino seit jeher der perfekte Ort für
Leinwandträume war. Und für immer bleiben wird. HAIL CAESAR! von Joel
und Ethan Coen ist ein bunter Kostümfilm, ein großes Monumentalepos,
ein komplexer Film Noir. Und als Film eine wundervolle und
geistreiche Verbeugung vor dem Kino an sich.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/hail_caesar
Der geilste Tag
Spielfilm, Tragikomödie. Deutschland 2015.
Benno ist absolut kein Gewinnertyp. Kein fester Job, keine Frau,
keine Familie - und, wenn es nach der knapp vorgetragenen Diagnose
des Arztes ins Hospiz geht, auch bald kein Leben mehr. Benno hat
einen Hirntumor, der ihn ständig einschlafen lässt und der im ganzen
Körper gestreut hat. Benno trifft die Diagnose hart - bis er
beschließt, das Beste aus der Situation zu machen. Soweit ist Andi im
Nebenzimmer noch nicht. Seine Lunge arbeitet noch zu 25 Prozent, er
hängt an einem Beatmungsgerät. Dennoch klammert er sich verzweifelt
an die Hoffnung, da draußen würde irgendwo eine Spenderlunge auf ihn
warten. Solange kauert Andi in seinem Bett, panisch neurotisch und
ohne richtige Lebenslust. Für Benno nicht hinnehmbar. Er überredet
Andi zu einem ausgefuchsten Plan: Es geht darum, noch einmal richtig
zu leben. Einen Kredit aufnehmen, die ganze Kohle zum Fenster
rausschmeißen und dann gemeinsam mit einem Knall zu gehen. Andi ist
zunächst skeptisch, willigt dann aber ein. Unter einer Bedingung:
Erst wenn sie ihn hatten, den wirklich geilsten Tag ihres Lebens,
dann können sie endgültig Schluss machen. Der eine schläft permanent
ein, der andere kann kaum selbständig atmen - es gibt bessere
Ausgangslagen, die man sich für Helden eines Road Movies aussuchen
würde. Doch genau diese Grundidee macht den besonderen Charme von DER
GEILSTE TAG aus. Die beiden Protagonisten im Film von Florian David
Fitz sind nicht perfekt, erobern die Welt nicht im Sturm und strotzen
auch nicht vor Selbstbewusstsein. Und doch sind sie für den Zuschauer
genau richtig, um mit ihnen auf diese abenteuerliche und höchst
amüsante Reise zu gehen. Hohe Schauwerte sind in Südafrika
garantiert, dazu kommen wilde Tiere, hohe Berge und viele schöne
kurzweilige Momente, in denen sowohl Florian David Fitz als Benno als
auch Matthias Schweighöfer als Andi ihr gesamtes komisches Potenzial
ausspielen können. Fitz ist der Lebemann, der sich mit List, Tücke
und einer großen Portion Charme um alle kleinen Probleme herumdrücken
kann, und Schweighöfer ist der Naiv-Schüchterne, den man in so
manchen Situationen beschützen möchte und den man gerne dabei
beobachtet, wie er sich, auch als es fast zu spät erscheint, dem
Leben endlich öffnet. Das Drehbuch von Fitz schafft mühelos den
Spagat zwischen Tragik und Komik, zwischen schnellen Dialogen und
tiefen berührenden Momenten. Dazu kommt eine gekonnt ausgearbeitete
Dramaturgie und ein stimmiges Timing. Das Thema Tod wird angstfrei
behandelt, jedoch ohne bedrückende Schwere. Die Kamera von Bernhard
Jaspers liefert großartige Bilder, der gut gemischte Soundtrack
untermalt das Gefühl, mit Benno und Andi einfach on the road zu sein.
DER GEILSTE TAG ist gekonntes Unterhaltungskino, bei dem man
gleichzeitig lachen, weinen und genießen kann. Ein Film, der daran
erinnert, dass es für einen richtig geilen Tag nie zu spät ist.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/der_geilste_tag
Mustang
Spielfilm, Drama. Deutschland, Frankreich, Türkei 2015.
In einem Dorf, 2000 km entfernt von der Metropole Istanbul, leben
fünf elternlose Schwestern im Haus des Onkels und der Großmutter. Als
ihr harmloses Herumtollen am Strand einen Skandal auslöst, beginnt
die streng muslimische Familie stärkere Kontrolle auf die Mädchen
auszuüben. Schon die kleinste Abweichung vom traditionellen Leben
wird mit Arrest und Ohrfeigen bestraft. Trotzdem schaffen es die
Mädchen immer wieder aus ihrem von Koch- und Nähkursen bestimmten
Alltag auszubrechen. Doch dann will die Familie die Mädchen
schnellstmöglich verheiraten. MUSTANG ist einerseits ein Film über
eine Familie, über Geschwister, andererseits über den Kampf gegen die
kulturellen Zwänge einer veralteten und überholten Gesellschaftsform.
Es geht schon lange nicht mehr um eine logische Erklärung für
Verbote, sondern ums reine Einhalten der Pflichten, die die Religion
auferlegt. Dabei gelingt es der Regisseurin Deniz Gamze Ergüven,
diese spannende Geschichte auch erfrischend humorvoll zu erzählen.
Das liegt vor allem an den beeindruckenden schauspielerischen
Leistungen der fünf Hauptdarstellerinnen. Die Natürlichkeit und
Verletzlichkeit sowie die im Laufe des Filmes zunehmende Stärke der
jungen Frauen werden perfekt herausgearbeitet und dargestellt.
Darüber hinaus wird man als Zuschauer einerseits Zeuge von der
Unterdrückung in dieser konservativen Gesellschaft, aber auch von der
Emanzipation der Schwestern. MUSTANG lässt den Zuschauer miterleben,
reflektieren und regt zu Diskussionen über Gesellschaftsformen und
dem Konflikt zwischen der modernen und der traditionellen Lebensweise
an. Gerade in der heutigen Situation ein enorm wichtiger und
politischer Beitrag, der den Zuschauer noch lange nach Filmende
nachdenklich zurücklässt.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/mustang
Pressekontakt:
Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
Schloss Biebrich Rheingaustraße 140
65203 Wiesbaden
Tel: 0611/ 96 60 04 -18
Fax: 0611/ 96 60 04 -11
info@fbw-filmbewertung.com
www.fbw-filmbewertung.com
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