Börsen-Zeitung: Hoffnungsträger, Kommentar zu Samsung/Facebook von Heidi Rohde
Geschrieben am 22-02-2016 |
Frankfurt (ots) - Eine Allianz großer Namen bürgt noch nicht für
den Erfolg. Das hat gerade die Mobilfunkbranche aus dem spektakulären
Scheitern der vor wenigen Jahren verkündeten strategischen
Kooperation von Nokia und Microsoft gelernt. Samsung und Facebook
passen zwar nicht zum Bild der "Fußkranken", die damals ihre Kräfte
bündeln wollten, um den Siegeszug von Apple und Google zu stoppen.
Die Euphorie, die das Publikum auf dem Branchenkongress in Barcelona
angesichts der geplanten Zusammenarbeit des koreanischen
Handy-Herstellers mit dem sozialen Netzwerk bei "Virtual Reality" zum
Messeauftakt erfasst hat, erinnert dennoch an ein Strohfeuer.
Dass ein 360-Grad-Video mit einer 100-Dollar-Datenbrille das
"nächste große Ding" in der mobilen Internet-Welt sein wird, wie
Facebook-Gründer Marc Zuckerberg Kunden und Investoren glauben machen
will, muss sich erst noch herausstellen. Zuckerberg, der in Barcelona
überraschend auf einer Veranstaltung von Samsung auftauchte und die
neue Allianz gleich zu höchsten Ehren kommen ließ, kann aufgrund der
erfolgreichen Etablierung von Facebook auf mobilen Endgeräten mit
Blick auf das eigene Kerngeschäft aber ebenso gelassen sein wie bei
Experimenten mit neuen Ideen.
Für Samsung ist die Zusammenarbeit mit dem Internet-Schwergewicht
dagegen ein wichtiger Hoffnungsträger. Zu lange schon ist der Konzern
darauf angewiesen, die Kundschaft mit der Qualität und Verbesserung
einzelner Leistungsmerkmale seiner Hardware zu überzeugen. Auch das
in Barcelona vorgestellte Flaggschiff Galaxy S7 setzt auf
Fortschritte unter anderem bei Kamera, Prozessorleistung und
Batterie. Samsung qualifiziert das Konkurrenzprodukt des Erzrivalen
Apple in vergleichenden Betrachtungen unverhohlen spöttisch ab. Aber
das allein wird den Koreanern nicht helfen.
Zahlreiche junge und innovative Konkurrenten, vor allem aus China,
attackieren die Kundenbasis des Unternehmens mit preisgünstigen
Smartphones. Die Bindekraft eines eigenen Ökosystems, wie es Apple
vorweisen kann, fehlt Samsung, weil der Konzern auf die Software von
Google baut. Die Koreaner müssen versuchen, eigene "bahnbrechende"
Services am Markt zu etablieren. Zu Apple klafft dabei aus
Expertensicht eine große Lücke. Während die Kultfirma aus Cupertino
bereits 15% ihrer Erlöse aus Services generiert, hat Samsung hier
wenig vorzuweisen. Das Experiment mit Virtual Reality ist nur ein
Schritt und zudem Zukunftsmusik. Für Samsung drängt derweil die Zeit.
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Telefon: 069--2732-0
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