70 statt 170 Millionen: Der stern zitiert aus internen DFB-Vermerken / Danach ging es beim dubiosen Millionen-Transfer nur darum, den Zuschuss der Fifa für die Organisation der WM 2006 zu steigern
Geschrieben am 25-02-2016 |
Hamburg (ots) - Ist die Geldnot des Deutschen Fußball-Bundes eine
Mär? Ein internes Papier aus dem DFB zeigt, dass der
Weltfußballverband Fifa Anfang der 2000er Jahre seinen Zuschuss zur
WM-Organisation für die Deutschen keineswegs grundsätzlich an eine
Provisionszahlung knüpfte. Es ging laut dem Papier nur um eine
"Steigerung" des Zuschusses. Demnach hatten die Deutschen 100
Millionen Euro sicher. Für weitere 70 Millionen Euro mussten sie dann
auf irgendeinem Weg die bekannten 6,7 Millionen Euro aufbringen und
in die Kanäle der Fifa leiten.
Das zweiseitiges Papier mit dem Logo "Deutscher Fußball-Bund", das
bei den Razzien in der DFB-Zentrale und in Privathäusern vergangenen
November auftauchte, liegt dem stern vor. Es enthält
Zusammenfassungen mehrerer Gespräche und Treffen von (ehemaligen)
DFB-Spitzenfunktionären. Verfasst hat es der langjährige
stellvertretende DFB-Generalsekretär Stefan Hans.
Hans war Niersbachs Vertrauter. Beim DFB verantwortete er bis zu
seiner Freistellung vor einigen Wochen die Direktionen Recht,
Finanzen und Personal. Die einzelnen Vermerke auf dem Papier sind an
mehreren Stellen in einer Handschrift korrigiert oder ergänzt, die
wie die Handschrift von Wolfgang Niersbach aussieht.
Unter der Zeile "Gespräch mit Fedor Radmann am 03.06.2015, 16:40
Uhr bis 18:30 Uhr" notierte Stefan Hans, dass Radmann beim
Fifa-Kongress 2015 in Zürich ein Fifa-Mann angesprochen habe.
Radmann, ein guter Freund Franz Beckenbauers, war über mehrere Jahre
Vize-Chef des Organisationskomitees (OK) der WM, das der DFB gebildet
hatte. Den Fifa-Mann kürzte Hans in seinem Vermerk als "MK" ab. Er
meinte damit Markus Kattner, einen Deutschen, der 2003 als Finanzchef
zur Fifa kam und dort heute als Geschäftsführender Generalsekretär
amtiert.
Es sei um einen "Vorgang aus der WM 2006" gegangen, heißt es in
dem Vermerk, und weiter: "Ursprünglich sei für das OK WM 2006 ein
sehr viel niedrigerer (laut Fedor Radmann EUR 100 Mio. umgerechnet)
als der tatsächlich gezahlte (EUR 170 Mio.) Zuschuss vorgesehen
gewesen." Für 100 Millionen Euro mussten die Deutschen folglich
keineswegs eine Gegenleistung erbringen. Ein Geldfluss an die Fifa
war laut des Papiers nur nötig, um eine "Steigerung" des
WM-Zuschusses zu erhalten. Für diese Steigerung verlangte die Fifa
dann offenbar rund zehn Prozent Provision.
Dass die Fifa offenkundig 100 Millionen Euro problemlos bereit
stellte verblüfft. Bisher wurde der Sachverhalt immer so dargestellt,
als sei Deutschland in der Frühphase der Organisation von dem
Fifa-Geld abhängig gewesen. So wirkte es auf manchen Betrachter fast
schon verzeihlich, dass heimlich 6,7 Millionen Euro in die Kanäle der
Fifa geleitet wurden.
In seiner Pressekonferenz am 22. Oktober 2015 in Frankfurt hätte
Wolfgang Niersbach den Sachverhalt richtig darstellen können.
Stattdessen sagte er mit Blick auf die 170 Millionen Euro von der
Fifa: "Mit diesem Zuschuss stand die Gesamtfinanzierung der WM 2006
auf total soliden Füßen."
Er spreche "in aller Offenheit und Ehrlichkeit", mit diesen Worten
begann Niersbach seine Ausführungen vor den Journalisten damals. Das
dem stern vorliegende Papier zeigt jedoch, dass Niersbach vor allem
verschleierte.
"Ich bin vorgestern, also am Dienstag, bei Franz Beckenbauer in
Salzburg gewesen und kenne erst seitdem einigermaßen genau diesen
ersten Teil, also wie überhaupt der Kontakt zu Robert Louis-Dreyfus
zustande gekommen ist", sagte der damalige DFB-Boss nämlich auf der
Pressekonferenz. Einigermaßen genau? Stefan Hans hielt fest, dass
Niersbach mit Franz Beckenbauer, Fedor Radmann und dem früheren
DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt über den 6,7-Millionen-Deal
bereits am 9. Juni 2015 gesprochen habe. Und noch am selben Tag, so
ist zu lesen, habe Niersbach den Generalsekretär Helmut Sandrock und
Hans davon informiert. Es ging bei Niersbachs Gespräch mit
Beckenbauer und Co. laut Hans um den Deal und sogar um den möglichen
Verwendungszweck der DFB-Millionen: Von dem katarischen
Fifa-Funktionär Mohammed Bin Hammam ist die Rede und vom
Blatter-Wahlkampf 2002.
Einen Tag später traf Stefan Hans in Köln auf den früheren
DFB-Generalsekretär und Vize-OK-Chef Horst R. Schmidt. Schmidt habe
ihm den "Vorgang vollumfänglich bestätigt", schreibt Stefan Hans und
zählt auf: "- Ausgang sei ein Gespräch Blatter-FB gewesen.
- RLD Geld an Katar, Schuldschein von Schwan
- Jahre später habe RLD Geld zurück gefordert
- TZW + HRS seien bei RLD in Lugano gewesen"
Wolfgang Niersbach wusste demnach früh viel.
Presskontakt:
stern-Redakteur Wigbert Löer,
Telefon 040-3703-4341
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
585973
weitere Artikel:
- Badische Zeitung: Fußball-Weltverband / Eine Wahl löst keine Probleme
Kommentar von Georg Gulde Freiburg (ots) - Nach wie vor sitzen in Fifa-Gremien zwielichtige
Funktionäre, die sich vermutlich noch mehr als bisher an ihr Amt und
ihre Macht klammern werden. Zudem gibt es in einer Handvoll Länder
derzeit keine Verbandsspitze, weil sie von den Korruptionsermittlern
der Ethikkommission abgesetzt wurde. Und Vorschläge wie der des
neuen Fifa-Präsidenten Infantino, eine Weltmeisterschafts-Endrunde
mit 40 statt bisher 32 Mannschaften zu bestreiten, lassen arge
Zweifel aufkommen, ob künftig die Vernunft bei der Fifa regiert. mehr...
- Badische Neueste Nachrichten: zu Fifa
Kommentar von Gerhard Wolff Karlsruhe (ots) - Verbände wie Funktionäre haben freilich wenig
Interesse, gewohnte Pfründe aufzugeben. Die Fifa beschreitet folglich
den Weg aus der tiefen Krise mit ein paar neuen Gesetzen im Haus des
Weltfußballs, das einer Kernsanierung bedurft hätte. Die Reformen
mögen ein erster Schritt sein - von einem echten Neuanfang ist die
Fifa mit Infantino aber weit entfernt. Das war die schlechte, aber
angesichts der übrigen vier Kandidaten erwartbare Nachricht aus
Zürich.
Pressekontakt:
Badische Neueste Nachrichten
Klaus Gaßner mehr...
- Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zur Fifa Regensburg (ots) - von Heinz Gläser, MZ
Die gute Nachricht für Kritiker der Fifa lautet: Der arg gezauste
Fußball-Weltverband zerlegt sich auf Sicht vielleicht sogar selbst,
er kollabiert wegen innerer Konflikte. Die Fliehkräfte im
Ball-Imperium sind unübersehbar. In Zürich formierte sich ein
Zusammenschluss der großen Profiligen auf dem Globus, die
europäischen Großklubs bündeln ihre Interessen längst in einer
eigenen Vereinigung. Diese Interessen decken sich in aller Regel
nicht mit jenen der Amateure oder anderer Kontinentalverbände. mehr...
- Stuttgarter Zeitung: Kommentar zur Wahl des Fifa-Präsidenten Stuttgart (ots) - Zum neuen Präsidenten wurde der Schweizer
Verbands-Apparatschik Gianni Infantino gewählt, ein Zögling Blatters
und ein Vertrauer des Uefa-Chefs Michel Platini (ebenfalls
suspendiert). Infantino steht für das alte Fifa-System und nicht für
Veränderung. Zum Weltverband hätte es allerdings auch gepasst, wenn
der als Favorit ins Rennen gegangene Scheich Salman gewonnen hätte.
Der Mann aus Bahrain wird mit der brutalen Niederschlagung der
Demokratiebewegung in seinem Heimatland in Verbindung gebracht. Nach
diesem Fifa-Kongress mehr...
- VfL Wolfsburg-Presseservice: Leandro Putaro unterschreibt Lizenzspielervertrag bis 2019 / "Trauen ihm zu, sich im Bundesliga-Kader zu etablieren" Wolfsburg (ots) - Leandro Putaro hat am Freitag beim VfL Wolfsburg
einen Lizenzspielervertrag bis zum 30. Juni 2019 unterzeichnet. Die
Grün-Weißen konnten somit ein weiteres Talent aus dem eigenen
Nachwuchs langfristig an den Club binden. Der Angreifer gab am 20.
Spieltag der laufenden Saison auf Schalke sein Bundesliga-Debüt bei
den Wölfen. In der Staffel Nord/Nordost der A-Junioren-Bundesliga
belegt Putaro mit 15 Toren in 15 Spielen aktuell Position zwei der
Torjägerliste. Der 19-Jährige spielt seit 2010 in den
VfL-Nachwuchsteams. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Sport-News
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
HSV-Presseservice: Neue Ausrüstung für die Saison 2006/2007 - HSV und PUMA stellen neue HSV-Trikots vor
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|