Börsen-Zeitung: Nicht nachhaltig, Kommentar zur Lufthansa von Lisa Schmelzer
Geschrieben am 17-03-2016 |
Frankfurt (ots) - Das Geheimnis des Erfolges ist schnell gelüftet:
Um 1 Mrd. Euro ist die Treibstoffrechnung der Lufthansa 2015 im
Vergleich zum Vorjahr gesunken, um knapp 650 Mill. Euro ist im
Gegenzug das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit)
gestiegen. Einen vorteilhaften Sondereffekt aus der Trennung von der
US-Beteiligung Jetblue eingerührt, ergibt den gezeigten
Rekordüberschuss von fast 1,7 Mrd. Euro.
Auch wenn die Rechnung nicht ganz so einfach geht und jede Menge
andere Faktoren ebenfalls - wenn auch geringeren - Einfluss auf die
Ergebnisentwicklung haben, steht eins fest: Nachhaltig ist was
anderes. Sobald Öl - und damit Kerosin - teurer wird, kann es mit den
Ergebnissen auch schnell wieder in die andere Richtung gehen.
Klar, ein höherer Ölpreis hätte auch eine Bereinigung der Branche
zur Folge, weil die ausscheiden würden, die sich das teure Kerosin
nicht mehr leisten können. Aber diese Wirkung würde sich, ebenfalls
wie im Zuge einer Konsolidierung womöglich anziehende Preise, erst
mittelfristig entfalten. Kurzfristig sähe es erst einmal düster aus,
zumal der Ergebnisbringer Lufthansa Technik in eine schwächere Phase
hineinläuft und Aufbauarbeiten dem neuen Ableger Eurowings Verluste
bescheren werden. Ganz zu schweigen von der schon seit längerem
schwächelnden Frachtsparte.
Kein Wunder also, dass die Lufthansa-Führung bemüht ist, das 2015
Geschaffte herunterzuspielen. Denn solch exquisite Zahlen machen es
schwer, Kostensenkungsmaßnahmen durchzusetzen. Und die drei größten
Schwachstellen der Lufthansa sind laut Konzernchef Carsten Spohr:
"Kostennachteil, Kostennachteil, Kostennachteil."
So lange es nicht gelingt, die Aufwandspositionen deutlich zu
reduzieren, steht Spohr vor allem bei der noch zu teuer operierenden
Kernmarke Lufthansa beim Wachstum auf der Bremse. Das ist allerdings
ein waghalsiges Spiel, denn wer nicht wächst, verliert schnell
Marktanteile. Werden Strecken aufgegeben oder Frequenzen
eingeschränkt, setzen sich alsbald Wettbewerber auf diese
Destinationen. Wer allerdings wächst, koste es, was es wolle, fängt
sich bei den in der Flugbranche generierten schmalen Margen auch
rasch Verluste ein.
Den Spagat zwischen Schrumpfkurs auf der einen und Wachstum auf
der anderen Seite - vor allem beim Ableger Eurowings, der allerdings
auf der Ergebnisseite noch kaum was abwirft - versucht der
Lufthansa-Chef gerade hinzubekommen. So lange der Ölpreis so niedrig
bleibt, hat er noch Zeit, seine Akrobatik zu verbessern.
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Redaktion
Telefon: 069--2732-0
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