Neue Westfälische (Bielefeld): Anschlag zu Ostern
Heuchlerische Anteilnahme
Carsten Heil
Geschrieben am 28-03-2016 |
Bielefeld (ots) - Sind wir Lahore? Sind wir Istanbul? Oder Ankara?
Nein. Wir sind Charlie Hebdo, sind Paris und sind Brüssel. Wenn der
Terror geografisch nah an uns heranrückt, sind wir betroffen, trauern
und sind entsetzt. Aber ein Menschenleben ist in Lahore genauso viel
wert wie in Paris oder Berlin. Deshalb ist der Anschlag vom
Osterwochenende genauso verheerend und bösartig wie der vergangene
Woche in Brüssel. Doch seien wir ehrlich, wir gehen noch schneller
zur Tagesordnung über als wenn der Terror in einem Nachbarland
zuschlägt. Dabei sind in Lahore - so scheint es - besonders Christen
und vor allem viele Kinder betroffen. Doch Menschen spüren überall
auf der Erde schmerzhaft den Verlust. Der Terror ist überall gleich
bösartig. Zu recht hat deshalb Papst Franziskus in seiner
Osterbotschaft diese Form der Auseinandersetzung gegeißelt.
Vielleicht ist es radikalen Islamisten ein besonderer Dorn im Auge,
dass Ostern das Fest ist, das die christliche Nächstenliebe
begründete, ihr Ewigkeitscharakter verlieh - bei allem
historisch-politischen Versagen der christlichen Kirchen. Ostern, die
Auferstehung Jesu, ist in christlichem Verständnis ein Symbol dafür,
dass die Religion der Nächstenliebe nicht totzukriegen ist. Sie weist
in der Weltgeschichte weit über das Christentum hinaus, wofür Mahatma
Gandhi und auch Nelson Mandela stehen. Sie haben mit Erdulden den
Sieg davon getragen. Und selbst dieser Sieg wurde von der Geschichte
und machtgierigen Gruppen wieder eingeholt. Entsprechend wird der
Westen mit mehr Bomben die radikalisierten Muslime nicht
niederringen. Nur mit Verhandlungen und Geduld, bei gleichzeitiger
Abwehrbereitschaft wird das funktionieren. Das Vorrücken syrischer
Regierungstruppen in Palmyra und deren aktuellen Erfolge gegen den IS
werden weltweit mehr oder weniger begrüßt. Nach dem Motto: Da wird
dem Terror der Boden entzogen. Das mag sein. Aber Besserung ist nicht
zu erwarten, denn vor wenigen Monaten verurteilten noch die
versammelten Demokratien den syrischen Machthaber Assad. Der lässt
foltern und Bomben auf sein Volk regnen. Ihn jetzt als Befreier mit
Sympathien zu begleiten, hat einen üblen Beigeschmack. Denn das ist
ein ähnlicher Reflex wie die Trauer bei Anschlägen in Brüssel und die
Gleichgültigkeit gegenüber Opfern in Istanbul oder Lahore. Solange
wir von dem ganzen Chaos verschont werden, ist alles gleichgültig.
Darüber sollte der Westen nachdenken und sich ehrlich machen. Denn
derzeit wirkt unsere Anteilnahme etwas heuchlerisch.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de
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