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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Nuklear-Gipfel

Geschrieben am 01-04-2016

Bielefeld (ots) - Zu Beginn seiner Präsidentschaft formulierte
Barack Obama 2009 die ehrgeizige Vision einer Welt ohne Atomwaffen.
Die Gipfel zur nuklearen Sicherheit waren eine praktische Konsequenz
daraus. Nach dem viertem und letzten »Nuclear Security Summit« in
Washington ließen sich die bisher erzielten Ergebnisse leicht als
ungenügend vom Tisch wischen. Tatsächlich sind die Fakten
ernüchternd. Gegen Ende der Präsidentschaft Obamas scheint die Gefahr
der Weiterverbreitung von Atomwaffen nicht nur nicht gebannt. Sie ist
wahrscheinlicher denn je zuvor. Weltweit gibt es 16 000
Atomsprengköpfe, die nur wenige Konflikte verhindert, aber das Risiko
eines verheerenden Einsatzes erhöht haben. Das Nukleararsenal
Nordkoreas wächst ungebremst, während das unberechenbare Regime in
Pjöngjang unter Hochdruck daran arbeitet, passende Trägerraketen zu
entwickeln. Dass sie die Technologie eines Tages meistbietend
verkaufen könnten, zeichnet sich als erschreckende Möglichkeit ab.
Die Gefahr einer Konfrontation zwischen den beiden bis an die Zähne
bewaffneten Atommächte Indien und Pakistan bleibt ebenfalls möglich.
Ganz zu schweigen von den inneren Herausforderungen in Pakistan.
Dort gibt es genügend Extremisten, die nur allzu gerne ihre Hände an
Nuklear-Sprengköpfe bekämen. Apropos Terrorismus. Das Interesse des
Islamischen Staates (IS) an Massenvernichtungswaffen ist gut
dokumentiert. Die Herausforderung hier besteht darin, zivil genutztes
radioaktives Material ausreichend zu sichern. Schon das Zünden einer
»schmutzigen Bombe« verbreitete genügend Angst und Schrecken.
Schließlich hat die angestrebte Modernisierung des Atomwaffenarsenals
der USA selbst zu einem neuen Rüstungswettlauf mit Russland geführt.
Die Atomwaffen auf dem Fliegerhorst Büchel in der Eifel stehen dabei
nur als Symbol für ein sehr viel größeres Projekt. Wobei es der
Empörung Wladimir Putins an Glaubwürdigkeit fehlt. Dieser wäre
besser nach Washington gekommen und hätte konstruktiv mit daran
mitgearbeitet, nukleare Gefahren einzudämmen. So sehr sich diese
Entwicklung als Nachweis des Versagens von Obamas Vision einer
atomwaffenfreien Welt stilisieren lässt, so zynisch wäre diese
Kritik. Zudem unterschlägt sie den erfolgreichen Abschluss der
Atomverhandlungen mit Iran und das mit Russland vereinbarte neue
Start-Abkommen. Vor allem gibt es keine vernünftige Alternative zu
dem erklärten Ziel. Der Gegenentwurf zu Obamas Vision findet sich in
der Weltsicht Donald Trumps, den die Weiterverbreitung dieser
apokalyptischen Waffen und ein globaler Atomwettlauf wenig
beunruhigen. Gemessen daran verdient der Amtsinhaber Beifall, sein
Bestes versucht zu haben - selbst wenn die Welt noch weit von der
Verwirklichung seines Traums entfernt bleibt.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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