Schwäbische Zeitung: Zum Tod von Hans-Dietrich Genscher: Ein Mann mit Haltung
Geschrieben am 01-04-2016 |
Ravensburg (ots) - Es gibt wenige Persönlichkeiten, denen
unweigerlich Respekt und Hochachtung zuteil werden. Hans-Dietrich
Genscher war so ein Mann. Dieser Hans-Dietrich Genscher war ein
Staatsmann. Er war weit mehr als ein Zeuge des dramatischen 20.
Jahrhunderts, er hat dieses mit Geschick, Können und Mut zugunsten
Deutschlands mitgestaltet.
Seine diplomatische Kunst ermöglichte die Deutsche Einheit. 18
Jahre war der Liberale Außenminister der Bundesrepublik. 1969
forcierte er noch als Innenpolitiker die Bildung der
SPD-FDP-Koalition, unterstützte Willy Brandts Entspannungspolitik von
Beginn an. Dies tat Genscher aus Überzeugung und gegen den massiven
Widerstand der Kleingeister in seiner Partei. Dass die FDP deshalb in
eine ihrer vielen existentiellen Krisen kam, nahm der gewiefte
Stratege in Kauf.
1982 riskierte er mit der Wende von der SPD hin zur CDU erneut das
Überleben der Liberalen, die als Wendehälse und Zünglein an der Waage
diskreditiert wurden. Genscher wurde von seinen Gegnern als
personifizierte Unzuverlässigkeit gebrandmarkt, hatte er doch noch
zwei Jahre zuvor auf großflächigen Plakaten Wahlkampf für die
sozialliberale Regierung Schmidt-Genscher gemacht. Obwohl ihm dieser
aus innenpolitischen Gründen eingeleitete Schwenk nicht gefallen
konnte, zollte Helmut Schmidt Genscher Jahre später große Anerkennung
für dessen diplomatische Leistungen. Wahrscheinlich zeichnete es die
Mitglieder dieser Kriegsgeneration aus, dass sie zwischen dem kleinen
Karo der Alltagspolitik und wirklich wegweisenden Entscheidungen
differenzieren konnte.
In den letzten Jahren seines Lebens sorgte sich Genscher um Europa
und auch um den Kurs seiner Partei. Über Euro-Kritiker innerhalb der
FDP zürnte der Hallenser. Die Liberalen müssten vor allem einen
klaren Europakurs halten, erklärte er mehrfach. "Europa ist unsere
Zukunft, sonst haben wir keine", war einer dieser Sätze, die für
Genscher mehr als ein Programm waren. Es war seine Haltung.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
588159
weitere Artikel:
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Tesla Halle (ots) - Dabei hat der Tesla den Vorteil, dass er mit dem
Image des umweltfreundlichen Avantgardisten daher kommt. Das ist ein
Auto für Multiplikatoren, für Leute, die zeigen wollen, dass sie
ganz vorne dabei sind. Kommt nichts dazwischen, wird das Model 3 ein
Selbstläufer, der den erfolgsverwöhnten deutschen Autobauern in der
noblen Mittelklasse Marktanteile wegnimmt. Gut, dass Musk jetzt die
Branche aufmischt: Denn die Demütigung wird Entwickler und Manager
in München, Ingolstadt und Stuttgart antreiben, das Versäumte
nachzuholen. mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Flüchtlingen Halle (ots) - Das Flüchtlingsabkommen mit der Türkei, das in
wenigen Tagen in Kraft tritt, ist der moralische Bankrott der EU,
Konsequenz der fehlenden Bereitschaft ihrer Mitgliedsländer, bei der
Aufnahme von Flüchtlingen das humanitäre Minimum zu leisten. Bei
Unterzeichnung des Abkommens war bekannt, dass die Türkei den
Flüchtlingen den Schutz, zu dem es völkerrechtlich verpflichtet ist,
nicht geben kann und auch nicht geben will. Die Nachricht, die Türkei
schicke syrische Flüchtlinge in den fast sicheren Tod, ist darum nur
die mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Stasi-Akten Halle (ots) - Die Stasi-Akten sollen zum Bundesarchiv, aber
zugänglich bleiben. Aus der einstigen Stasi-Zentrale in
Berlin-Lichtenberg soll eine Art "Campus der Demokratie" werden. Und
dann soll es einen Aufarbeitungsbeauftragten geben. Längst setzt die
Debatte ein. Dass die Behörde, die 100 Millionen Euro jährlich
kostet, nicht bleiben kann, ist klar. Und dass die Akten zum
Bundesarchiv gehen, ist recht unstrittig. Heikel ist vor allem die
Schaffung des Aufarbeitungsbeauftragten. Denn er käme der
Bundesstiftung Aufarbeitung in mehr...
- Der Tagesspiegel: EU-Kommission will neues Verteilsystem für Asylbewerber vorschlagen Berlin (ots) - Berlin - Die EU-Kommission will am kommenden
Mittwoch in Brüssel ein neues Verteilsystem zur Aufnahme von
Asylbewerbern in den EU-Mitgliedstaaten vorschlagen. In einem
Strategiepapier wollen EU-Vizekommissionspräsident Frans Timmermans
und EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos dabei zwei Optionen
zur Revision des bestehenden Dublin-Systems vorschlagen, berichtete
der "Tagesspiegel" (Samstagsausgabe) unter Berufung auf EU-Kreise in
Brüssel. Zu den Optionen gehört eine grundlegende Erneuerung des
Dublin-Systems, mehr...
- neues deutschland: Kritik aus der CDU an der Großen Koalition: Wahlhilfe für die SPD Berlin (ots) - Der mächtige Wirtschaftsflügel CDU ist unzufrieden
mit der sozialpolitischen Ausrichtung der Partei. Angela Merkel hat
gemäß ihrer Strategie der Demobilisierung von SPD-Wählern die Union
sozialpolitisch neu aufgestellt. Gestartet als neoliberale
Reformerin, hat sie als Kanzlerin ein schärferes sozialdemokratisches
Profil entwickelt als ihr SPD-Vorgänger Gerhard Schröder. Und so ist
der Streit um die Lebensleistungsrente und angeblich nicht
finanzierbare »soziale Wohltaten« auch eine um die Ausrichtung der
Union. Es mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|