Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Steuerschlupflöcher
Legal, aber oft nicht richtig
Wolfgang Mulke, Berlin
Geschrieben am 04-04-2016 |
Bielefeld (ots) - In der nächsten Zeit dürfte die Zeitungslektüre
spannend bleiben. Denn mit der ersten Veröffentlichung von Daten aus
dem Steuerparadies Panama zeigte die weltweite Kooperation von
Journalisten wohl nur die Spitze eines Eisbergs. Schon wurden auch
erste Namen auch von Deutschen bekannt, die in dem südamerikanischen
Kleinstaat durch Briefkastenfirmen Eigentum oder Einkünfte
verschleiern. Es werden weitere folgen. Von einem Datenleck kann bei
den aus einer Anwaltskanzlei entwendeten Informationen nicht die Rede
sein. Da wurde gleich die ganze Breitseite aufgerissen, so groß ist
der digitale Fundus, in dem die Rechercheure noch lange wühlen
können. Doch allein schon die jetzt bekannt gewordenen Details über
die Verwicklung von Politikern, ihren Vertrauten, von Drogenbossen
und Fußballspielern bestätigt die schlimmsten Vermutungen
hinsichtlich der gängigen Praxis in den letzten Steueroasen der Welt.
Die gute Nachricht lautet: Niemand, auch nicht die Mächtigen und
Einflussreichen, kann sich heute noch sicher sein, dass dunkle
Geheimnisse für alle Zeit gewahrt bleiben. Üble Zeitgenossen werden
enttarnt, obwohl sie geschickte Nebelwände um ihre Verhältnisse
errichten. Doch ist die Aufregung darum gerechtfertigt? Schließlich
nutzen die nun ins Kreuzfeuer der Kritik geratenen vornehmlich ganz
legale Wege der Geheimniskrämerei. In der Vergangenheit hat sich ja
auch niemand ernsthaft darum bemüht, den Sumpf aus Firmengeflechten
trocken zu legen und Steuerhinterziehung als das zu behandeln, was
sie ist: kriminelles Verhalten. Doch die Zeit haben sich geändert.
Die Bürger und viele Staaten sind immer weniger bereit, derartige
Schlupflöcher im Steuersystem zu dulden. Doch Steuerdelikte sind nur
ein Teil des Problems. Viel gravierender sind die zwielichtigen
Praktiken mit Briefkastenfirmen mit Blick auf die organisierte
Kriminalität, auf Regierungskriminalität, auf Wirtschaftskriminalität
wie Korruption. Solange Diktatoren und Drogenbosse, Menschenhändler
oder gewählte Politiker ihre Fäden unbehelligt im Verborgenen spinnen
können, wird es schwer sein, sie auszuschalten. Deshalb ist
Transparenz bei den Kapitalflüssen und bei den tatsächlichen
Besitzverhältnissen keine zu starke Einschränkung der persönlichen
Freiheit. Bisher hielt sich das politische Interesse an mehr
Kontrolle in Grenzen. Auch deutsche Regierungen haben zu wenig auf
ein Ende der Verschleierungsmöglichkeiten gedrängt. Spätestens jetzt
ist es an der Zeit, hier mehr Engagement an den Tag zu legen.
Möglichst viele Regierungen der Welt müssen sich zusammentun, um den
Druck auf die Steueroasen weiter zu erhöhen und ein für alle
geltendes Transparenzregelwerk durchzusetzen.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
588287
weitere Artikel:
- BERLINER MORGENPOST: Überfällige Entscheidung / Kommentar von Florentine Anders zu Grundschullehrer Berlin (ots) - Allein im kommenden Jahr werden 1100 neue Pädagogen
an den Berliner Grundschulen benötigt. Die Vereinbarung zwischen den
Universitäten und dem Land Berlin für mehr Studienplätze war längst
überfällig. Bleibt jedoch die Frage, warum dieser Entwicklung nicht
viel eher Rechnung getragen wurde. Universitäten und Senatsverwaltung
begründen die Fehleinschätzung unisono damit, dass das Wachstum der
Bevölkerung in Berlin so nicht vorhersehbar gewesen sei. Das ist nur
schwer nachzuvollziehen. Bildungssenatorin Sandra Scheeres mehr...
- Rheinische Post: Kommentar: Athen ist Merkels Fluch Düsseldorf (ots) - Griechenland wird zum Fluch der Kanzlerin. Die
Flüchtlingskrise ist noch nicht überwunden, da kehrt bereits die
Schuldenkrise zurück. Von den Reformen, die Athen im dramatischen
Sommer 2015 versprochen hatte, ist bisher nichts umgesetzt. Das Land
ist von Konsolidierung weit entfernt. Und während Jean-Claude
Juncker, der lasche wie populistische Präsident der EU-Kommission,
das hinnehmen will, ist der Währungsfonds konsequent: Neues Geld
bekommt Hellas nur, wenn es ernst macht mit Reformen -
realistischerweise mehr...
- Lausitzer Rundschau: Ein Bestseller zum Einschlafen
Die kommentierte Ausgabe von "Mein Kampf" Cottbus (ots) - "Mein Kampf" - das meistüberschätzte Buch der Welt
- steht mal wieder in den Bestseller-Listen Deutschlands. In
Buchhandlungen gibt es gar Wartelisten für die - kommentierte -
Neu-Auflage. Warum? Ist das Buch so gut, dass man es gelesen haben
muss? Sicher nicht. Die wirren Gedankengänge Hitlers sagen zwar
einiges über ihn und über das Programm der Nazis aus. Aber das Buch
ist kaum lesbar. Der Kabarettist Serdar Somuncu, der jahrelang mit
Lesungen aus "Mein Kampf" durch Deutschland tourte, fasst es treffend
zusammen: mehr...
- Lausitzer Rundschau: Superreiche unter sich
Zu den Enthüllungen über Briefkastenfirmen im Ausland Cottbus (ots) - Oh, wie schön ist Panama. Das ist nicht nur der
Titel eines beliebten Kinderbuchs. Auch Erwachsene wissen dieses
Motto schon seit Langem zu schätzen. Vor allem jene, die reich an
Geld und Einfluss sind. Mehr als 200 000 Briefkastenfirmen soll eine
Kanzlei aus dem mittelamerikanischen Land gegründet haben. Eine
Variante, die es Sportlern, Banken, aber auch prominenten Politikern
womöglich erlaubte, Milliarden ins Ausland zu schaffen und illegal
Steuern zu sparen. Solche Vorgänge sind nicht neu. Dass aber auch
Namen mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: Sachsen-Anhalt/Innenpolitik
Sachsen-Anhalt macht Geschäfte mit Briefkastenfirma in Panama Halle (ots) - Sachsen-Anhalt unterhält Geschäftsbeziehungen zu
einer Briefkastenfirma in Panama. Das berichtet die in Halle
erscheinende Mitteldeutschen Zeitung (Dienstagausgabe). Auf dem
Höhepunkt des Flüchtlingszustroms im vergangenen Jahr hat das
Finanzministerium Sachsen-Anhalts eine Unterkunft für Migranten in
Genthin (Jerichower Land) von einem im oberen Stock eines
Bürogebäudes ansässigen Unternehmens gemietet. Das
zentralamerikanische Land steht seit der Veröffentlichung der
sogenannten "Panama Papers" mit 11,5 Millionen mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|